Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

von Engeland.

wolte ihm Schottland zuerkennen/ wenn
er deßwegen den Vasallen-Eyd an Enge-
land schweren wolte/ welches Bruce we-
gerte/ und ließ sich verlauten: Er wäre
nicht so begierig zu regieren/ daß er seines
Vaterlandes Freyheit deßwegen schwä-
chen solte. Aber Joan Baliol nahm die-
sen Vorschlag an/ und ward damit Kö-
nig in Schottland. Dieser gab bald dar-
auf ein Urtheil zwischen dem Grafen von
Fife/ und der Familie von Alberneth/ wel-
che jenes Bruder umbgebracht hatte/ da-
durch diese loß gesprochen ward. Weß-
wegen der Graf an Englischen Hof ap-
pellirte/ und ward König Baliol auch da-
hin entboten nebenst dem König von En-
geland im Parlament zu sitzen. Da nun
diese Sache vorkam/ wurd Baliol erin-
nert auffzustehen umb von seinem Ur-
theil Rechenschafft zu geben: Und da er
durch einen Gevollmächtigten sich ver-
antworten wolte/ ward es nicht ange-
nommen/ und muste er in Person auf dem
Platze stehen/ wo sonst die Partheyen
pflegen/ und seine Sache selbst agiren/ wel-
cher Schimpf/ wie er es nahm/ die Schot-
ten dermassen verdroß/ daß als er nach
Hause kam/ er König Eduard den Eyd
aufkündigte/ als unrechtmässig/ und weil
solches zu versprechen nicht in seiner Ge-
walt gestanden/ und erneuerte die alten

Bünd-

O iij

von Engeland.

wolte ihm Schottland zuerkennen/ wenn
er deßwegen den Vaſallen-Eyd an Enge-
land ſchweren wolte/ welches Bruce we-
gerte/ und ließ ſich verlauten: Er waͤre
nicht ſo begierig zu regieren/ daß er ſeines
Vaterlandes Freyheit deßwegen ſchwaͤ-
chen ſolte. Aber Joan Baliol nahm die-
ſen Vorſchlag an/ und ward damit Koͤ-
nig in Schottland. Dieſer gab bald dar-
auf ein Uꝛtheil zwiſchen dem Grafen von
Fife/ und deꝛ Familie von Alberneth/ wel-
che jenes Bruder umbgebracht hatte/ da-
durch dieſe loß geſprochen ward. Weß-
wegen der Graf an Engliſchen Hof ap-
pellirte/ und waꝛd Koͤnig Baliol auch da-
hin entboten nebenſt dem Koͤnig von En-
geland im Parlament zu ſitzen. Da nun
dieſe Sache vorkam/ wurd Baliol erin-
nert auffzuſtehen umb von ſeinem Ur-
theil Rechenſchafft zu geben: Und da er
durch einen Gevollmaͤchtigten ſich ver-
antworten wolte/ ward es nicht ange-
nommen/ und muſte er in Peꝛſon auf dem
Platze ſtehen/ wo ſonſt die Partheyen
pflegen/ und ſeine Sache ſelbſt agiren/ wel-
cher Schimpf/ wie er es nahm/ die Schot-
ten dermaſſen verdroß/ daß als er nach
Hauſe kam/ er Koͤnig Eduard den Eyd
aufkuͤndigte/ als unrechtmaͤſſig/ und weil
ſolches zu verſprechen nicht in ſeiner Ge-
walt geſtanden/ und erneuerte die alten

Buͤnd-

O iij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0243" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Engeland.</hi></fw><lb/>
wolte ihm Schottland zuerkennen/ wenn<lb/>
er deßwegen den Va&#x017F;allen-Eyd an Enge-<lb/>
land &#x017F;chweren wolte/ welches Bruce we-<lb/>
gerte/ und ließ &#x017F;ich verlauten: Er wa&#x0364;re<lb/>
nicht &#x017F;o begierig zu regieren/ daß er &#x017F;eines<lb/>
Vaterlandes Freyheit deßwegen &#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
chen &#x017F;olte. Aber Joan Baliol nahm die-<lb/>
&#x017F;en Vor&#x017F;chlag an/ und ward damit Ko&#x0364;-<lb/>
nig in Schottland. Die&#x017F;er gab bald dar-<lb/>
auf ein U&#xA75B;theil zwi&#x017F;chen dem Grafen von<lb/>
Fife/ und de&#xA75B; Familie von Alberneth/ wel-<lb/>
che jenes Bruder umbgebracht hatte/ da-<lb/>
durch die&#x017F;e loß ge&#x017F;prochen ward. Weß-<lb/>
wegen der Graf an Engli&#x017F;chen Hof <hi rendition="#aq">ap-<lb/>
pellirt</hi>e/ und wa&#xA75B;d Ko&#x0364;nig Baliol auch da-<lb/>
hin entboten neben&#x017F;t dem Ko&#x0364;nig von En-<lb/>
geland im Parlament zu &#x017F;itzen. Da nun<lb/>
die&#x017F;e Sache vorkam/ wurd Baliol erin-<lb/>
nert auffzu&#x017F;tehen umb von &#x017F;einem Ur-<lb/>
theil Rechen&#x017F;chafft zu geben: Und da er<lb/>
durch einen Gevollma&#x0364;chtigten &#x017F;ich ver-<lb/>
antworten wolte/ ward es nicht ange-<lb/>
nommen/ und mu&#x017F;te er in Pe&#xA75B;&#x017F;on auf dem<lb/>
Platze &#x017F;tehen/ wo &#x017F;on&#x017F;t die Partheyen<lb/>
pflegen/ und &#x017F;eine Sache &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">agir</hi>en/ wel-<lb/>
cher Schimpf/ wie er es nahm/ die Schot-<lb/>
ten derma&#x017F;&#x017F;en verdroß/ daß als er nach<lb/>
Hau&#x017F;e kam/ er Ko&#x0364;nig Eduard den Eyd<lb/>
aufku&#x0364;ndigte/ als unrechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ und weil<lb/>
&#x017F;olches zu ver&#x017F;prechen nicht in &#x017F;einer Ge-<lb/>
walt ge&#x017F;tanden/ und erneuerte die alten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Bu&#x0364;nd-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[213/0243] von Engeland. wolte ihm Schottland zuerkennen/ wenn er deßwegen den Vaſallen-Eyd an Enge- land ſchweren wolte/ welches Bruce we- gerte/ und ließ ſich verlauten: Er waͤre nicht ſo begierig zu regieren/ daß er ſeines Vaterlandes Freyheit deßwegen ſchwaͤ- chen ſolte. Aber Joan Baliol nahm die- ſen Vorſchlag an/ und ward damit Koͤ- nig in Schottland. Dieſer gab bald dar- auf ein Uꝛtheil zwiſchen dem Grafen von Fife/ und deꝛ Familie von Alberneth/ wel- che jenes Bruder umbgebracht hatte/ da- durch dieſe loß geſprochen ward. Weß- wegen der Graf an Engliſchen Hof ap- pellirte/ und waꝛd Koͤnig Baliol auch da- hin entboten nebenſt dem Koͤnig von En- geland im Parlament zu ſitzen. Da nun dieſe Sache vorkam/ wurd Baliol erin- nert auffzuſtehen umb von ſeinem Ur- theil Rechenſchafft zu geben: Und da er durch einen Gevollmaͤchtigten ſich ver- antworten wolte/ ward es nicht ange- nommen/ und muſte er in Peꝛſon auf dem Platze ſtehen/ wo ſonſt die Partheyen pflegen/ und ſeine Sache ſelbſt agiren/ wel- cher Schimpf/ wie er es nahm/ die Schot- ten dermaſſen verdroß/ daß als er nach Hauſe kam/ er Koͤnig Eduard den Eyd aufkuͤndigte/ als unrechtmaͤſſig/ und weil ſolches zu verſprechen nicht in ſeiner Ge- walt geſtanden/ und erneuerte die alten Buͤnd- O iij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/243
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/243>, abgerufen am 15.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.