Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das IV. Capitel

Sache im Parlament abhandeln/ und
scheidet sich von ihr/ mit welcher er biß
die letzte Stunde gar freundlich umbgan-
gen/ ohne daß er sich ihres Bettes enthal-
ten/ seit er den Scrupul bekommen/ A. 1533.
Und heyrathete nach einigen Monaten
Annam Boleniam, die ihme Elisabeth; so
nachmahls Königin worden/ geboren.
A. 1535. ließ der König sich für das höchste
Haupt der Kirchen in Engeland erklären/
auch des Pabsts Gewalt in selbigen Reich
gäntzlich abschaffen/ worein als Joann
Fisher Bischoff zu Rochester/ und der gu-
te Cantzler Thomas Morus nicht bewilli-
gen wolten/ kostete es beyden den Kopf.
Wiewohl Henricus Lutheri oder Zvvin-
glii Lehre nicht annehmen wolte/ sondern
bey dem vorigen Glauben blieb/ weil er
auf Lutherum sehr er zürnet war. Denn
es hatte Henricus vorhin den Pabst zu
flattiren ein Buch wider Lutherum un-
ter seinem Nahmen lassen ausgehen; wes-
wegen der Pabst Henrico den Titel De-
fensoris Fidei gab/ welchen die Könige von
Engeland noch jetzo führen. Lutherus a-
ber antwortete auf selbiges Buch gar
schimpflich und hitzig/ und setzte den Kö-
niglichen Respect gantz auf die Seite. Je-
doch weil er die Münche nicht allein für
unnütze/ sondern auch für des Pabsts ei-

gene

Das IV. Capitel

Sache im Parlament abhandeln/ und
ſcheidet ſich von ihr/ mit welcher er biß
die letzte Stunde gar freundlich umbgan-
gen/ ohne daß er ſich ihres Bettes enthal-
ten/ ſeit er den Scrupul bekommen/ A. 1533.
Und heyrathete nach einigen Monaten
Annam Boleniam, die ihme Eliſabeth; ſo
nachmahls Koͤnigin worden/ geboren.
A. 1535. ließ der Koͤnig ſich fuͤr das hoͤchſte
Haupt der Kirchen in Engeland erklaͤrẽ/
auch des Pabſts Gewalt in ſelbigẽ Reich
gaͤntzlich abſchaffen/ worein als Joann
Fisher Biſchoff zu Rocheſter/ und der gu-
te Cantzler Thomas Morus nicht bewilli-
gen wolten/ koſtete es beyden den Kopf.
Wiewohl Henricus Lutheri oder Zvvin-
glii Lehre nicht annehmen wolte/ ſondern
bey dem vorigen Glauben blieb/ weil er
auf Lutherum ſehr er zuͤrnet war. Denn
es hatte Henricus vorhin den Pabſt zu
flattiren ein Buch wider Lutherum un-
ter ſeinem Nahmen laſſen ausgehen; wes-
wegen der Pabſt Henrico den Titel De-
fenſoris Fidei gab/ welchen die Koͤnige von
Engeland noch jetzo fuͤhren. Lutherus a-
ber antwortete auf ſelbiges Buch gar
ſchimpflich und hitzig/ und ſetzte den Koͤ-
niglichen Reſpect gantz auf die Seite. Je-
doch weil er die Muͤnche nicht allein fuͤr
unnuͤtze/ ſondern auch fuͤr des Pabſts ei-

gene

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0282" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Sache im <hi rendition="#aq">Parlament</hi> abhandeln/ und<lb/>
&#x017F;cheidet &#x017F;ich von ihr/ mit welcher er biß<lb/>
die letzte Stunde gar freundlich umbgan-<lb/>
gen/ ohne daß er &#x017F;ich ihres Bettes enthal-<lb/>
ten/ &#x017F;eit er den <hi rendition="#aq">Scrupul</hi> bekommen/ A. 1533.<lb/>
Und heyrathete nach einigen Monaten<lb/><hi rendition="#aq">Annam Boleniam,</hi> die ihme Eli&#x017F;abeth; &#x017F;o<lb/>
nachmahls Ko&#x0364;nigin worden/ geboren.<lb/>
A. 1535. ließ der Ko&#x0364;nig &#x017F;ich fu&#x0364;r das ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Haupt der Kirchen in Engeland erkla&#x0364;re&#x0303;/<lb/>
auch des Pab&#x017F;ts Gewalt in &#x017F;elbige&#x0303; Reich<lb/>
ga&#x0364;ntzlich ab&#x017F;chaffen/ worein als <hi rendition="#aq">Joann<lb/>
Fisher</hi> Bi&#x017F;choff zu Roche&#x017F;ter/ und der gu-<lb/>
te Cantzler <hi rendition="#aq">Thomas Morus</hi> nicht bewilli-<lb/>
gen wolten/ ko&#x017F;tete es beyden den Kopf.<lb/>
Wiewohl <hi rendition="#aq">Henricus Lutheri</hi> oder <hi rendition="#aq">Zvvin-<lb/>
glii</hi> Lehre nicht annehmen wolte/ &#x017F;ondern<lb/>
bey dem vorigen Glauben blieb/ weil er<lb/>
auf <hi rendition="#aq">Lutherum</hi> &#x017F;ehr er zu&#x0364;rnet war. Denn<lb/>
es hatte <hi rendition="#aq">Henricus</hi> vorhin den Pab&#x017F;t zu<lb/><hi rendition="#aq">flattiren</hi> ein Buch wider <hi rendition="#aq">Lutherum</hi> un-<lb/>
ter &#x017F;einem Nahmen la&#x017F;&#x017F;en ausgehen; wes-<lb/>
wegen der Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Henrico</hi> den Titel <hi rendition="#aq">De-<lb/>
fen&#x017F;oris Fidei</hi> gab/ welchen die Ko&#x0364;nige von<lb/>
Engeland noch jetzo fu&#x0364;hren. <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> a-<lb/>
ber antwortete auf &#x017F;elbiges Buch gar<lb/>
&#x017F;chimpflich und hitzig/ und &#x017F;etzte den Ko&#x0364;-<lb/>
niglichen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> gantz auf die Seite. Je-<lb/>
doch weil er die Mu&#x0364;nche nicht allein fu&#x0364;r<lb/>
unnu&#x0364;tze/ &#x017F;ondern auch fu&#x0364;r des Pab&#x017F;ts ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gene</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[252/0282] Das IV. Capitel Sache im Parlament abhandeln/ und ſcheidet ſich von ihr/ mit welcher er biß die letzte Stunde gar freundlich umbgan- gen/ ohne daß er ſich ihres Bettes enthal- ten/ ſeit er den Scrupul bekommen/ A. 1533. Und heyrathete nach einigen Monaten Annam Boleniam, die ihme Eliſabeth; ſo nachmahls Koͤnigin worden/ geboren. A. 1535. ließ der Koͤnig ſich fuͤr das hoͤchſte Haupt der Kirchen in Engeland erklaͤrẽ/ auch des Pabſts Gewalt in ſelbigẽ Reich gaͤntzlich abſchaffen/ worein als Joann Fisher Biſchoff zu Rocheſter/ und der gu- te Cantzler Thomas Morus nicht bewilli- gen wolten/ koſtete es beyden den Kopf. Wiewohl Henricus Lutheri oder Zvvin- glii Lehre nicht annehmen wolte/ ſondern bey dem vorigen Glauben blieb/ weil er auf Lutherum ſehr er zuͤrnet war. Denn es hatte Henricus vorhin den Pabſt zu flattiren ein Buch wider Lutherum un- ter ſeinem Nahmen laſſen ausgehen; wes- wegen der Pabſt Henrico den Titel De- fenſoris Fidei gab/ welchen die Koͤnige von Engeland noch jetzo fuͤhren. Lutherus a- ber antwortete auf ſelbiges Buch gar ſchimpflich und hitzig/ und ſetzte den Koͤ- niglichen Reſpect gantz auf die Seite. Je- doch weil er die Muͤnche nicht allein fuͤr unnuͤtze/ ſondern auch fuͤr des Pabſts ei- gene

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/282
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/282>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.