Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Das IV. Capitel
EduardusVI.
§. 20.

Eduardus VI. war neun Jahr
alt/ als er zur Cron kahm; bey dessen Un-
mündigkeit sein Mutter-Bruder Duc
de Somerset
die Regierung verwaltete.
Sein erstes Werck war/ daß er die Schot-
ten mit Gewalt zwingen wolte in die
Heyrath mit Eduardo und ihrer jungen
Königin Maria zubewilligen: inmassen
er auch in Schottland einfiel/ und die
Schotten bey Muskelborongh in einer
grossen Schlacht erlegte. Dennoch ge-
langete er nicht zu seinem Zweck/ weil die
Schotten ihre Königin nach Franckreich/
die aldar an den Dauphin, nachmals Kö-
nig Franciscum II. vermählet ward. Un-
ter diesem Eduardo ist die Reformirte Re-
ligion
in Engeland öffentlich eingeführet/
und die Messe verboten worden. Wel-
ches zu viel Unruhe im Lande gab/ die
doch endlich glücklich gedämpffet ward.
Es ward auch Anno 1550. zwischen En-
geland/ Franckreich und Schottland
Friede geschlossen/ und den Frantzosen
Boloigne wiedergegeben. Endlich als
der König gefährlich kranck lag/ practicir-
te
der Hertzog von Northumberland, der
auch zuvor den Duc de Somerset umb
den Halß gebracht/ daß der König un-
term Vorwand die Reformirte Religion
fest zu setzen ein Testament machte/ darin

seine
Das IV. Capitel
EduardusVI.
§. 20.

Eduardus VI. war neun Jahr
alt/ als er zur Cron kahm; bey deſſen Un-
muͤndigkeit ſein Mutter-Bruder Duc
de Somerſet
die Regierung verwaltete.
Sein erſtes Werck war/ daß er die Schot-
ten mit Gewalt zwingen wolte in die
Heyrath mit Eduardo und ihrer jungen
Koͤnigin Maria zubewilligen: inmaſſen
er auch in Schottland einfiel/ und die
Schotten bey Muskelborongh in einer
groſſen Schlacht erlegte. Dennoch ge-
langete er nicht zu ſeinem Zweck/ weil die
Schotten ihre Koͤnigin nach Franckreich/
die aldar an den Dauphin, nachmals Koͤ-
nig Franciſcum II. vermaͤhlet ward. Un-
ter dieſem Eduardo iſt die Reformirte Re-
ligion
in Engeland oͤffentlich eingefuͤhret/
und die Meſſe verboten worden. Wel-
ches zu viel Unruhe im Lande gab/ die
doch endlich gluͤcklich gedaͤmpffet ward.
Es ward auch Anno 1550. zwiſchen En-
geland/ Franckreich und Schottland
Friede geſchloſſen/ und den Frantzoſen
Boloigne wiedergegeben. Endlich als
der Koͤnig gefaͤhꝛlich kranck lag/ practicir-
te
der Hertzog von Northumberland, der
auch zuvor den Duc de Somerſet umb
den Halß gebracht/ daß der Koͤnig un-
term Vorwand die Reformirte Religion
feſt zu ſetzen ein Teſtament machte/ darin

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0286" n="256"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitel</hi> </fw><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">EduardusVI.</hi> </note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.</head>
            <p><hi rendition="#aq">Eduardus VI.</hi> war neun Jahr<lb/>
alt/ als er zur Cron kahm; bey de&#x017F;&#x017F;en Un-<lb/>
mu&#x0364;ndigkeit &#x017F;ein Mutter-Bruder <hi rendition="#aq">Duc<lb/>
de Somer&#x017F;et</hi> die Regierung verwaltete.<lb/>
Sein er&#x017F;tes Werck war/ daß er die Schot-<lb/>
ten mit Gewalt zwingen wolte in die<lb/>
Heyrath mit <hi rendition="#aq">Eduardo</hi> und ihrer jungen<lb/>
Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">Maria</hi> zubewilligen: inma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
er auch in Schottland einfiel/ und die<lb/>
Schotten bey <hi rendition="#aq">Muskelborongh</hi> in einer<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Schlacht erlegte. Dennoch ge-<lb/>
langete er nicht zu &#x017F;einem Zweck/ weil die<lb/>
Schotten ihre Ko&#x0364;nigin nach Franckreich/<lb/>
die aldar an den <hi rendition="#aq">Dauphin,</hi> nachmals Ko&#x0364;-<lb/>
nig <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cum II.</hi> verma&#x0364;hlet ward. Un-<lb/>
ter die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Eduardo</hi> i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Reformirte Re-<lb/>
ligion</hi> in Engeland o&#x0364;ffentlich eingefu&#x0364;hret/<lb/>
und die Me&#x017F;&#x017F;e verboten worden. Wel-<lb/>
ches zu viel Unruhe im Lande gab/ die<lb/>
doch endlich glu&#x0364;cklich geda&#x0364;mpffet ward.<lb/>
Es ward auch Anno 1550. zwi&#x017F;chen En-<lb/>
geland/ Franckreich und Schottland<lb/>
Friede ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ und den Frantzo&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Boloigne</hi> wiedergegeben. Endlich als<lb/>
der Ko&#x0364;nig gefa&#x0364;h&#xA75B;lich kranck lag/ <hi rendition="#aq">practicir-<lb/>
te</hi> der Hertzog von <hi rendition="#aq">Northumberland,</hi> der<lb/>
auch zuvor den <hi rendition="#aq">Duc de Somer&#x017F;et</hi> umb<lb/>
den Halß gebracht/ daß der Ko&#x0364;nig un-<lb/>
term Vorwand die <hi rendition="#aq">Reformirte Religion</hi><lb/>
fe&#x017F;t zu &#x017F;etzen ein Te&#x017F;tament machte/ darin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0286] Das IV. Capitel §. 20. Eduardus VI. war neun Jahr alt/ als er zur Cron kahm; bey deſſen Un- muͤndigkeit ſein Mutter-Bruder Duc de Somerſet die Regierung verwaltete. Sein erſtes Werck war/ daß er die Schot- ten mit Gewalt zwingen wolte in die Heyrath mit Eduardo und ihrer jungen Koͤnigin Maria zubewilligen: inmaſſen er auch in Schottland einfiel/ und die Schotten bey Muskelborongh in einer groſſen Schlacht erlegte. Dennoch ge- langete er nicht zu ſeinem Zweck/ weil die Schotten ihre Koͤnigin nach Franckreich/ die aldar an den Dauphin, nachmals Koͤ- nig Franciſcum II. vermaͤhlet ward. Un- ter dieſem Eduardo iſt die Reformirte Re- ligion in Engeland oͤffentlich eingefuͤhret/ und die Meſſe verboten worden. Wel- ches zu viel Unruhe im Lande gab/ die doch endlich gluͤcklich gedaͤmpffet ward. Es ward auch Anno 1550. zwiſchen En- geland/ Franckreich und Schottland Friede geſchloſſen/ und den Frantzoſen Boloigne wiedergegeben. Endlich als der Koͤnig gefaͤhꝛlich kranck lag/ practicir- te der Hertzog von Northumberland, der auch zuvor den Duc de Somerſet umb den Halß gebracht/ daß der Koͤnig un- term Vorwand die Reformirte Religion feſt zu ſetzen ein Teſtament machte/ darin ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/286
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/286>, abgerufen am 01.11.2024.