Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
alles denn zu dem nettesten Stück der
neuen Historie gehöret/ welches darinn
bestehet/ daß man die Personen kenne/
die als souverain, oder Ministri den
Staat regieren/ oder dabey gebraucht
werden/ was ihre Capacität/ Zuneigung/
Caprice, Privat-Interesse, Manier zu agi-
ren/ und dergleichen sey. Jnmassen auch
hiervon ein grosser Theil des wohl- und
übel seyn eines Staats herrühret. Denn
oft kommt ein in sich selbst schwacher Staat
Consideration wegen Valeur und guter
Conduite der Regenten: Offt muß we-
gen Ungeschicklichkeit der Regenten auch
ein grosser und starcker Staat la beste se-
tzen. Aber diese Wissenschafft/ wie sie de-
nen/ so mit auswärtigen Staats-Sa-
chen zu thun haben/ am meisten nöthig;
also ist sie gleichsam momentanea, und
unbeständig/ nachdemmahl das Thea-
trum
bey den Höfen so vielmahl verän-
dert zu werden pfleget. Und muß dan-
nenhero selbige mehr aus eigner Praxi,
oder Relation vernünfftiger Bedienten/
als aus den Büchern erlernet werden.
Welches bey dieser Vorrede/ mit we-
nigem habe berühren sol-
len.


Sa-

Vorrede.
alles denn zu dem netteſten Stuͤck der
neuen Hiſtorie gehoͤret/ welches darinn
beſtehet/ daß man die Perſonen kenne/
die als ſouverain, oder Miniſtri den
Staat regieren/ oder dabey gebraucht
werden/ was ihre Capacitaͤt/ Zuneigung/
Caprice, Privat-Intereſſe, Manier zu agi-
ren/ und dergleichen ſey. Jnmaſſen auch
hiervon ein groſſer Theil des wohl- und
uͤbel ſeyn eines Staats herruͤhret. Denn
oft kom̃t ein in ſich ſelbſt ſchwacheꝛ Staat
Conſideration wegen Valeur und guter
Conduite der Regenten: Offt muß we-
gen Ungeſchicklichkeit der Regenten auch
ein groſſer und ſtarcker Staat la beſte ſe-
tzen. Aber dieſe Wiſſenſchafft/ wie ſie de-
nen/ ſo mit auswaͤrtigen Staats-Sa-
chen zu thun haben/ am meiſten noͤthig;
alſo iſt ſie gleichſam momentanea, und
unbeſtaͤndig/ nachdemmahl das Thea-
trum
bey den Hoͤfen ſo vielmahl veraͤn-
dert zu werden pfleget. Und muß dan-
nenhero ſelbige mehr aus eigner Praxi,
oder Relation vernuͤnfftiger Bedienten/
als aus den Buͤchern erlernet werden.
Welches bey dieſer Vorrede/ mit we-
nigem habe beruͤhren ſol-
len.


Sa-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
alles denn zu dem nette&#x017F;ten Stu&#x0364;ck der<lb/>
neuen Hi&#x017F;torie geho&#x0364;ret/ welches darinn<lb/>
be&#x017F;tehet/ daß man die Per&#x017F;onen kenne/<lb/>
die als <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverain,</hi> oder <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri</hi> den<lb/>
Staat regieren/ oder dabey gebraucht<lb/>
werden/ was ihre <hi rendition="#aq">Capaci</hi>ta&#x0364;t/ Zuneigung/<lb/><hi rendition="#aq">Caprice, Privat-Intere&#x017F;&#x017F;e,</hi> Manier zu <hi rendition="#aq">agi-</hi><lb/>
ren/ und dergleichen &#x017F;ey. Jnma&#x017F;&#x017F;en auch<lb/>
hiervon ein gro&#x017F;&#x017F;er Theil des wohl- und<lb/>
u&#x0364;bel &#x017F;eyn eines Staats herru&#x0364;hret. Denn<lb/>
oft kom&#x0303;t ein in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chwache&#xA75B; Staat<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;ideration</hi> wegen <hi rendition="#aq">Valeur</hi> und guter<lb/><hi rendition="#aq">Conduite</hi> der Regenten: Offt muß we-<lb/>
gen Unge&#x017F;chicklichkeit der Regenten auch<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;tarcker Staat <hi rendition="#aq">la be&#x017F;te</hi> &#x017F;e-<lb/>
tzen. Aber die&#x017F;e Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ wie &#x017F;ie de-<lb/>
nen/ &#x017F;o mit auswa&#x0364;rtigen Staats-Sa-<lb/>
chen zu thun haben/ am mei&#x017F;ten no&#x0364;thig;<lb/>
al&#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">momentanea,</hi> und<lb/>
unbe&#x017F;ta&#x0364;ndig/ nachdemmahl das <hi rendition="#aq">Thea-<lb/>
trum</hi> bey den Ho&#x0364;fen &#x017F;o vielmahl vera&#x0364;n-<lb/>
dert zu werden pfleget. Und muß dan-<lb/>
nenhero &#x017F;elbige mehr aus eigner <hi rendition="#aq">Praxi,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Relation</hi> vernu&#x0364;nfftiger Bedienten/<lb/>
als aus den Bu&#x0364;chern erlernet werden.<lb/>
Welches bey die&#x017F;er Vorrede/ mit we-<lb/>
nigem habe beru&#x0364;hren &#x017F;ol-<lb/>
len.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sa-</hi> </fw>
      </div>
    </front>
    <body><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0030] Vorrede. alles denn zu dem netteſten Stuͤck der neuen Hiſtorie gehoͤret/ welches darinn beſtehet/ daß man die Perſonen kenne/ die als ſouverain, oder Miniſtri den Staat regieren/ oder dabey gebraucht werden/ was ihre Capacitaͤt/ Zuneigung/ Caprice, Privat-Intereſſe, Manier zu agi- ren/ und dergleichen ſey. Jnmaſſen auch hiervon ein groſſer Theil des wohl- und uͤbel ſeyn eines Staats herruͤhret. Denn oft kom̃t ein in ſich ſelbſt ſchwacheꝛ Staat Conſideration wegen Valeur und guter Conduite der Regenten: Offt muß we- gen Ungeſchicklichkeit der Regenten auch ein groſſer und ſtarcker Staat la beſte ſe- tzen. Aber dieſe Wiſſenſchafft/ wie ſie de- nen/ ſo mit auswaͤrtigen Staats-Sa- chen zu thun haben/ am meiſten noͤthig; alſo iſt ſie gleichſam momentanea, und unbeſtaͤndig/ nachdemmahl das Thea- trum bey den Hoͤfen ſo vielmahl veraͤn- dert zu werden pfleget. Und muß dan- nenhero ſelbige mehr aus eigner Praxi, oder Relation vernuͤnfftiger Bedienten/ als aus den Buͤchern erlernet werden. Welches bey dieſer Vorrede/ mit we- nigem habe beruͤhren ſol- len. Sa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/30
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/30>, abgerufen am 21.11.2024.