Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das IV. Capitel tzen/ und einen geringen Gewinn ver-achten. Da hingegen die Holländer sparsam sind/ kein Stübergen ver- schmähen/ und besser mit sich handeln lassen/ als die Englischen. Es dienet auch nicht wenig zum Reichthum von Engeland/ daß sie die Seyde roh einfüh- ren/ aber verarbeitet wieder ausführen; welches sie auch mit den Wüllenen Waa- ren in acht nehmen/ da vor Henrici VII. Zeiten die meiste Wolle nach Niederland verführet ward/ durch dero Verarbei- tung die Niederländischen Städte gros- se Nahrung hatten. Aber selbiger Kö- nig sahe/ daß seine Leute so wohl als die Niederländer den Gewinn haben kön- ten/ und pflantzte deswegen die Lacken- Weberey in seinem Reiche; welche un- glaublich zunahm/ nachdem sich in den Niederländischen Unruhen sehr viel Wollen-Arbeiter in Engeland begaben. Endlich hilfft auch dem Ansehen nach nicht wenig zum Reichthum von Enge- land/ daß allda nicht vergönnet ist ge- müntzet Gold oder Silber außm Lan- de/ als etwa zehen Pfund Sterling für einen Passagirer zu führen. Schott- land aber kömmt Engeland bey weitem nicht an Fruchtbarkeit und Reichthum bey/
Das IV. Capitel tzen/ und einen geringen Gewinn ver-achten. Da hingegen die Hollaͤnder ſparſam ſind/ kein Stuͤbergen ver- ſchmaͤhen/ und beſſer mit ſich handeln laſſen/ als die Engliſchen. Es dienet auch nicht wenig zum Reichthum von Engeland/ daß ſie die Seyde roh einfuͤh- ren/ aber verarbeitet wieder ausfuͤhren; welches ſie auch mit den Wuͤllenen Waa- ren in acht nehmen/ da vor Henrici VII. Zeiten die meiſte Wolle nach Niederland verfuͤhret ward/ durch dero Verarbei- tung die Niederlaͤndiſchen Staͤdte groſ- ſe Nahrung hatten. Aber ſelbiger Koͤ- nig ſahe/ daß ſeine Leute ſo wohl als die Niederlaͤnder den Gewinn haben koͤn- ten/ und pflantzte deswegen die Lacken- Weberey in ſeinem Reiche; welche un- glaublich zunahm/ nachdem ſich in den Niederlaͤndiſchen Unruhen ſehr viel Wollen-Arbeiter in Engeland begaben. Endlich hilfft auch dem Anſehen nach nicht wenig zum Reichthum von Enge- land/ daß allda nicht vergoͤnnet iſt ge- muͤntzet Gold oder Silber außm Lan- de/ als etwa zehen Pfund Sterling fuͤr einen Paſſagirer zu fuͤhren. Schott- land aber koͤmmt Engeland bey weitem nicht an Fruchtbarkeit und Reichthum bey/
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Das IV. Capitel
tzen/ und einen geringen Gewinn ver-
achten. Da hingegen die Hollaͤnder
ſparſam ſind/ kein Stuͤbergen ver-
ſchmaͤhen/ und beſſer mit ſich handeln
laſſen/ als die Engliſchen. Es dienet
auch nicht wenig zum Reichthum von
Engeland/ daß ſie die Seyde roh einfuͤh-
ren/ aber verarbeitet wieder ausfuͤhren;
welches ſie auch mit den Wuͤllenen Waa-
ren in acht nehmen/ da vor Henrici VII.
Zeiten die meiſte Wolle nach Niederland
verfuͤhret ward/ durch dero Verarbei-
tung die Niederlaͤndiſchen Staͤdte groſ-
ſe Nahrung hatten. Aber ſelbiger Koͤ-
nig ſahe/ daß ſeine Leute ſo wohl als die
Niederlaͤnder den Gewinn haben koͤn-
ten/ und pflantzte deswegen die Lacken-
Weberey in ſeinem Reiche; welche un-
glaublich zunahm/ nachdem ſich in den
Niederlaͤndiſchen Unruhen ſehr viel
Wollen-Arbeiter in Engeland begaben.
Endlich hilfft auch dem Anſehen nach
nicht wenig zum Reichthum von Enge-
land/ daß allda nicht vergoͤnnet iſt ge-
muͤntzet Gold oder Silber außm Lan-
de/ als etwa zehen Pfund Sterling fuͤr
einen Paſſagirer zu fuͤhren. Schott-
land aber koͤmmt Engeland bey weitem
nicht an Fruchtbarkeit und Reichthum
bey/
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