Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das V. Capitel

sehr geschwächet/ und Aetius hernach
aus nichtigem Verdacht vom Keyser
Valentiniano III. umbgebracht worden;
welchen Aetium man billich für den letzten
Römischen Capitain halten kan. So daß
niemand sonderlich war/ der Merovaeo
Widerstand thun könte. Von diesem
rühret her der erste Stamm der Köni-
ge in Franckreich/ den sie der Merovin-
ger nennen. Starb Anno 458. Dessen
Childeri-
cus.Sohn Childerich ward wegen seiner
Unzucht vertrieben/ und an seine Stel-
le AEgidius von altem Gallischen Stam-
me entsprossen/ zum König gemacht. A-
ber Childerich ward durch Treue sei-
nes Freundes Guyemans nach acht Jah-
ren aus Thüringen/ dahin er geflohen
war/ geruffen/ und wiederumb ins
Reich gesetzet; und trieb die Britan-
nier und Sachsen/ die damahls in
Franckreich weit und breit streifften/
wiederumb hinauß. Er nahm auch
ein das Stück Land/ so itzo Lothringen
heisset/ wie auch Beauvais, Paris, und
viel andere Plätze an der Oise und
Seyne, Starb Anno 481. dessen Sohn
Clodo-
vaeus.Clodovaeus oder Ludvvig/ nach dem
er Syagrium AEgidii Sohn umbge-
bracht/ hat die Frantzösische Mo-
narchie recht befestiget/ und sein

Reich

Das V. Capitel

ſehr geſchwaͤchet/ und Aetius hernach
aus nichtigem Verdacht vom Keyſer
Valentiniano III. umbgebracht worden;
welchen Aëtium man billich fuͤr den letzten
Roͤmiſchen Capitain halten kan. So daß
niemand ſonderlich war/ der Merovæo
Widerſtand thun koͤnte. Von dieſem
ruͤhret her der erſte Stamm der Koͤni-
ge in Franckreich/ den ſie der Merovin-
ger nennen. Starb Anno 458. Deſſen
Childeri-
cus.Sohn Childerich ward wegen ſeiner
Unzucht vertrieben/ und an ſeine Stel-
le Ægidius von altem Galliſchen Stam-
me entſproſſen/ zum Koͤnig gemacht. A-
ber Childerich ward durch Treue ſei-
nes Freundes Guyemans nach acht Jah-
ren aus Thuͤringen/ dahin er geflohen
war/ geruffen/ und wiederumb ins
Reich geſetzet; und trieb die Britan-
nier und Sachſen/ die damahls in
Franckreich weit und breit ſtreifften/
wiederumb hinauß. Er nahm auch
ein das Stuͤck Land/ ſo itzo Lothringen
heiſſet/ wie auch Beauvais, Paris, und
viel andere Plaͤtze an der Oiſe und
Seyne, Starb Anno 481. deſſen Sohn
Clodo-
væus.Clodovæus oder Ludvvig/ nach dem
er Syagrium Ægidii Sohn umbge-
bracht/ hat die Frantzoͤſiſche Mo-
narchie recht befeſtiget/ und ſein

Reich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0358" n="328"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehr ge&#x017F;chwa&#x0364;chet/ und <hi rendition="#aq">Aetius</hi> hernach<lb/>
aus nichtigem Verdacht vom Key&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">Valentiniano III.</hi> umbgebracht worden;<lb/>
welchen <hi rendition="#aq">Aëtium</hi> man billich fu&#x0364;r den letzten<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Capitain</hi> halten kan. So daß<lb/>
niemand &#x017F;onderlich war/ der <hi rendition="#aq">Merovæo</hi><lb/>
Wider&#x017F;tand thun ko&#x0364;nte. Von die&#x017F;em<lb/>
ru&#x0364;hret her der er&#x017F;te Stamm der Ko&#x0364;ni-<lb/>
ge in Franckreich/ den &#x017F;ie der <hi rendition="#aq">Merovin-<lb/>
ger</hi> nennen. Starb Anno 458. De&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Childeri-<lb/>
cus.</hi></note>Sohn <hi rendition="#aq">Childerich</hi> ward wegen &#x017F;einer<lb/>
Unzucht vertrieben/ und an &#x017F;eine Stel-<lb/>
le <hi rendition="#aq">Ægidius</hi> von altem Galli&#x017F;chen Stam-<lb/>
me ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en/ zum Ko&#x0364;nig gemacht. A-<lb/>
ber <hi rendition="#aq">Childerich</hi> ward durch Treue &#x017F;ei-<lb/>
nes Freundes <hi rendition="#aq">Guyemans</hi> nach acht Jah-<lb/>
ren aus Thu&#x0364;ringen/ dahin er geflohen<lb/>
war/ geruffen/ und wiederumb ins<lb/>
Reich ge&#x017F;etzet; und trieb die Britan-<lb/>
nier und Sach&#x017F;en/ die damahls in<lb/>
Franckreich weit und breit &#x017F;treifften/<lb/>
wiederumb hinauß. Er nahm auch<lb/>
ein das Stu&#x0364;ck Land/ &#x017F;o itzo Lothringen<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et/ wie auch <hi rendition="#aq">Beauvais, Paris,</hi> und<lb/>
viel andere Pla&#x0364;tze an der <hi rendition="#aq">Oi&#x017F;e</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Seyne,</hi> Starb Anno 481. de&#x017F;&#x017F;en Sohn<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Clodo-<lb/>
væus.</hi></note><hi rendition="#aq">Clodovæus</hi> oder <hi rendition="#aq">Ludvvig/</hi> nach dem<lb/>
er <hi rendition="#aq">Syagrium Ægidii</hi> Sohn umbge-<lb/>
bracht/ hat die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Mo-<lb/>
narchie</hi> recht befe&#x017F;tiget/ und &#x017F;ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Reich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[328/0358] Das V. Capitel ſehr geſchwaͤchet/ und Aetius hernach aus nichtigem Verdacht vom Keyſer Valentiniano III. umbgebracht worden; welchen Aëtium man billich fuͤr den letzten Roͤmiſchen Capitain halten kan. So daß niemand ſonderlich war/ der Merovæo Widerſtand thun koͤnte. Von dieſem ruͤhret her der erſte Stamm der Koͤni- ge in Franckreich/ den ſie der Merovin- ger nennen. Starb Anno 458. Deſſen Sohn Childerich ward wegen ſeiner Unzucht vertrieben/ und an ſeine Stel- le Ægidius von altem Galliſchen Stam- me entſproſſen/ zum Koͤnig gemacht. A- ber Childerich ward durch Treue ſei- nes Freundes Guyemans nach acht Jah- ren aus Thuͤringen/ dahin er geflohen war/ geruffen/ und wiederumb ins Reich geſetzet; und trieb die Britan- nier und Sachſen/ die damahls in Franckreich weit und breit ſtreifften/ wiederumb hinauß. Er nahm auch ein das Stuͤck Land/ ſo itzo Lothringen heiſſet/ wie auch Beauvais, Paris, und viel andere Plaͤtze an der Oiſe und Seyne, Starb Anno 481. deſſen Sohn Clodovæus oder Ludvvig/ nach dem er Syagrium Ægidii Sohn umbge- bracht/ hat die Frantzoͤſiſche Mo- narchie recht befeſtiget/ und ſein Reich Childeri- cus. Clodo- væus.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/358
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/358>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.