Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
da zuvor die Königliche Gewalt von
dem Ansehen der Grossen sehr gedruckt
ward. Darzu machte er den Anfang/ in
dem er nach seinem Gefallen die Bediente
veränderte/ welche/ da die Grossen merck-
ten/ wohin es zielete/ machten sie wider
ihn ein Bündnüß/ so sie la Ligue du bien
public
nenneten/ das gemeine Beste wider
des Königs Eigenwilligkeit zu behaupten:
worunter auch die Hertzoge von Bur-
gund und Bretagne stacken/ die den König
gernezu Paaren getrieben hätten/ Anno
1465. und fiel darauf der Junge Hertzog
von Burgund Carl in Franckreich ein/
und schlug sich mit dem König bey Mont-
lehery,
da zwar keine Partey sich gros-
sen Vortheils zu rühmen hatte; doch
weil sich der König in der Nacht zurück
zog/ schrieb der Burgundier sich den Sieg
zu/ und fassete daher grosse Einbildung/
die ihn nachmals um den Halß gebracht.
Aus dieser Gefahr wickelte sich der Kö-
nig gar künstlich/ indem er die Aufflagen/
so das Volck schwürig gemacht/ abschaf-
fete/ auch allen mit guten Worten und
Verheissungen das Maul aufsperrete/
davon er/ als die Gefahr vorbey war/
nicht das geringste hielte. Und die fa-
ction
zu dissolviren/ machte er die Vor-
nehmsten unter sich uneinig/ die Tapfer-

sten
A a v

von Franckreich.
da zuvor die Koͤnigliche Gewalt von
dem Anſehen der Groſſen ſehr gedruckt
ward. Darzu machte er den Anfang/ in
dem er nach ſeinem Gefallen die Bediente
veraͤnderte/ welche/ da die Groſſen merck-
ten/ wohin es zielete/ machten ſie wider
ihn ein Buͤndnuͤß/ ſo ſie la Ligue du bien
public
nenneten/ das gemeine Beſte wideꝛ
des Koͤnigs Eigenwilligkeit zu behauptẽ:
worunter auch die Hertzoge von Bur-
gund und Bretagne ſtacken/ die den Koͤnig
gernezu Paaren getrieben haͤtten/ Anno
1465. und fiel darauf der Junge Hertzog
von Burgund Carl in Franckreich ein/
und ſchlug ſich mit dem Koͤnig bey Mont-
lehery,
da zwar keine Partey ſich groſ-
ſen Vortheils zu ruͤhmen hatte; doch
weil ſich der Koͤnig in der Nacht zuruͤck
zog/ ſchrieb der Burgundier ſich den Sieg
zu/ und faſſete daher groſſe Einbildung/
die ihn nachmals um den Halß gebracht.
Aus dieſer Gefahr wickelte ſich der Koͤ-
nig gar kuͤnſtlich/ indem er die Aufflagen/
ſo das Volck ſchwuͤrig gemacht/ abſchaf-
fete/ auch allen mit guten Worten und
Verheiſſungen das Maul aufſperrete/
davon er/ als die Gefahr vorbey war/
nicht das geringſte hielte. Und die fa-
ction
zu diſſolviren/ machte er die Vor-
nehmſten unter ſich uneinig/ die Tapfer-

ſten
A a v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0407" n="377"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
da zuvor die Ko&#x0364;nigliche Gewalt von<lb/>
dem An&#x017F;ehen der Gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr gedruckt<lb/>
ward. Darzu machte er den Anfang/ in<lb/>
dem er nach &#x017F;einem Gefallen die Bediente<lb/>
vera&#x0364;nderte/ welche/ da die Gro&#x017F;&#x017F;en merck-<lb/>
ten/ wohin es zielete/ machten &#x017F;ie wider<lb/>
ihn ein Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß/ &#x017F;o &#x017F;ie <hi rendition="#aq">la Ligue du bien<lb/>
public</hi> nenneten/ das gemeine Be&#x017F;te wide&#xA75B;<lb/>
des Ko&#x0364;nigs Eigenwilligkeit zu behaupte&#x0303;:<lb/>
worunter auch die Hertzoge von Bur-<lb/>
gund und <hi rendition="#aq">Bretagne</hi> &#x017F;tacken/ die den Ko&#x0364;nig<lb/>
gernezu Paaren getrieben ha&#x0364;tten/ Anno<lb/>
1465. und fiel darauf der Junge Hertzog<lb/>
von Burgund Carl in Franckreich ein/<lb/>
und &#x017F;chlug &#x017F;ich mit dem Ko&#x0364;nig bey <hi rendition="#aq">Mont-<lb/>
lehery,</hi> da zwar keine Partey &#x017F;ich gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Vortheils zu ru&#x0364;hmen hatte; doch<lb/>
weil &#x017F;ich der Ko&#x0364;nig in der Nacht zuru&#x0364;ck<lb/>
zog/ &#x017F;chrieb der Burgundier &#x017F;ich den Sieg<lb/>
zu/ und fa&#x017F;&#x017F;ete daher gro&#x017F;&#x017F;e Einbildung/<lb/>
die ihn nachmals um den Halß gebracht.<lb/>
Aus die&#x017F;er Gefahr wickelte &#x017F;ich der Ko&#x0364;-<lb/>
nig gar ku&#x0364;n&#x017F;tlich/ indem er die Aufflagen/<lb/>
&#x017F;o das Volck &#x017F;chwu&#x0364;rig gemacht/ ab&#x017F;chaf-<lb/>
fete/ auch allen mit guten Worten und<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ungen das Maul auf&#x017F;perrete/<lb/>
davon er/ als die Gefahr vorbey war/<lb/>
nicht das gering&#x017F;te hielte. Und die <hi rendition="#aq">fa-<lb/>
ction</hi> zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;&#x017F;olvir</hi>en/ machte er die Vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten unter &#x017F;ich uneinig/ die Tapfer-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a v</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0407] von Franckreich. da zuvor die Koͤnigliche Gewalt von dem Anſehen der Groſſen ſehr gedruckt ward. Darzu machte er den Anfang/ in dem er nach ſeinem Gefallen die Bediente veraͤnderte/ welche/ da die Groſſen merck- ten/ wohin es zielete/ machten ſie wider ihn ein Buͤndnuͤß/ ſo ſie la Ligue du bien public nenneten/ das gemeine Beſte wideꝛ des Koͤnigs Eigenwilligkeit zu behauptẽ: worunter auch die Hertzoge von Bur- gund und Bretagne ſtacken/ die den Koͤnig gernezu Paaren getrieben haͤtten/ Anno 1465. und fiel darauf der Junge Hertzog von Burgund Carl in Franckreich ein/ und ſchlug ſich mit dem Koͤnig bey Mont- lehery, da zwar keine Partey ſich groſ- ſen Vortheils zu ruͤhmen hatte; doch weil ſich der Koͤnig in der Nacht zuruͤck zog/ ſchrieb der Burgundier ſich den Sieg zu/ und faſſete daher groſſe Einbildung/ die ihn nachmals um den Halß gebracht. Aus dieſer Gefahr wickelte ſich der Koͤ- nig gar kuͤnſtlich/ indem er die Aufflagen/ ſo das Volck ſchwuͤrig gemacht/ abſchaf- fete/ auch allen mit guten Worten und Verheiſſungen das Maul aufſperrete/ davon er/ als die Gefahr vorbey war/ nicht das geringſte hielte. Und die fa- ction zu diſſolviren/ machte er die Vor- nehmſten unter ſich uneinig/ die Tapfer- ſten A a v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/407
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/407>, abgerufen am 22.11.2024.