Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel
seiner Freyheit endlich drüber einbüssen
müssen. Und war wohl eine sonderbare
Straffe Gottes/ daß die Jtaliäner mit
ihrer Klugheit diesen Zug/ damit man
zwey Jahr schwanger gieng/ nicht kunten
oder wolten hintertreiben. Anfangs nun
hatte Carolus mehr als erwünschten Fort-
gang/ sonderlich weil die Jtaliänische mi-
lice
bißhero gar schlecht gewesen war.
Niemand durffte ihm widerstehen/ Flo-
rentz/ und der Pabst Alexander VI. be-
quemten sich/ und erkläret dieser Caro-
lum
zum König von Napoli. König Al-
fonsus
danckte das Reich aus Schrecken
und wegen böses Gewissens ab/ und ü-
bertrug es an seinen Sohn Ferdinand.
Aber dessen Völcker wurden bald übern
Hauffen geworffen/ und hielt Carolus
Anno
1495. seinen Einzug zu Napoli mit
jedermans Frolocken/ worauf das gan-
tze Königreich sich ergab/ ausgenommen
die Jnsel Ischia, und die Städte Brindisi
und Gallipoli. Und gab die Eroberung
dieses schönen Königreichs/ so binnen
fünff Monat verrichtet war/ überall ein
Schrecken/ so daß sich auch der Türckische
Keyser zu Constantinopel begunte zu
fürchten/ und Griechenland fertig stund
gegen den Türcken zu revoltiren/ so bald
die Frantzosen Fuß alldar gesetzet hätten.

Aber

Das V. Capitel
ſeiner Freyheit endlich druͤber einbuͤſſen
muͤſſen. Und war wohl eine ſonderbare
Straffe Gottes/ daß die Jtaliaͤner mit
ihrer Klugheit dieſen Zug/ damit man
zwey Jahr ſchwanger gieng/ nicht kunten
oder wolten hintertreiben. Anfangs nun
hatte Carolus mehr als erwuͤnſchtẽ Fort-
gang/ ſondeꝛlich weil die Jtaliaͤniſche mi-
lice
bißhero gar ſchlecht geweſen war.
Niemand durffte ihm widerſtehen/ Flo-
rentz/ und der Pabſt Alexander VI. be-
quemten ſich/ und erklaͤret dieſer Caro-
lum
zum Koͤnig von Napoli. Koͤnig Al-
fonſus
danckte das Reich aus Schrecken
und wegen boͤſes Gewiſſens ab/ und uͤ-
bertrug es an ſeinen Sohn Ferdinand.
Aber deſſen Voͤlcker wurden bald uͤbern
Hauffen geworffen/ und hielt Carolus
Anno
1495. ſeinen Einzug zu Napoli mit
jedermans Frolocken/ worauf das gan-
tze Koͤnigreich ſich ergab/ ausgenommen
die Jnſel Iſchia, und die Staͤdte Brindiſi
und Gallipoli. Und gab die Eroberung
dieſes ſchoͤnen Koͤnigreichs/ ſo binnen
fuͤnff Monat verrichtet war/ uͤberall ein
Schrecken/ ſo daß ſich auch der Tuͤrckiſche
Keyſer zu Conſtantinopel begunte zu
fuͤrchten/ und Griechenland fertig ſtund
gegen den Tuͤrcken zu revoltiren/ ſo bald
die Frantzoſen Fuß alldar geſetzet haͤtten.

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0412" n="282[382]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
&#x017F;einer Freyheit endlich dru&#x0364;ber einbu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Und war wohl eine &#x017F;onderbare<lb/>
Straffe Gottes/ daß die Jtalia&#x0364;ner mit<lb/>
ihrer Klugheit die&#x017F;en Zug/ damit man<lb/>
zwey Jahr &#x017F;chwanger gieng/ nicht kunten<lb/>
oder wolten hintertreiben. Anfangs nun<lb/>
hatte <hi rendition="#aq">Carolus</hi> mehr als erwu&#x0364;n&#x017F;chte&#x0303; Fort-<lb/>
gang/ &#x017F;onde&#xA75B;lich weil die Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che <hi rendition="#aq">mi-<lb/>
lice</hi> bißhero gar &#x017F;chlecht gewe&#x017F;en war.<lb/>
Niemand durffte ihm wider&#x017F;tehen/ Flo-<lb/>
rentz/ und der Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Alexander VI.</hi> be-<lb/>
quemten &#x017F;ich/ und erkla&#x0364;ret die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Caro-<lb/>
lum</hi> zum Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#aq">Napoli.</hi> Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
fon&#x017F;us</hi> danckte das Reich aus Schrecken<lb/>
und wegen bo&#x0364;&#x017F;es Gewi&#x017F;&#x017F;ens ab/ und u&#x0364;-<lb/>
bertrug es an &#x017F;einen Sohn <hi rendition="#aq">Ferdinand.</hi><lb/>
Aber de&#x017F;&#x017F;en Vo&#x0364;lcker wurden bald u&#x0364;bern<lb/>
Hauffen geworffen/ und hielt <hi rendition="#aq">Carolus<lb/>
Anno</hi> 1495. &#x017F;einen Einzug zu <hi rendition="#aq">Napoli</hi> mit<lb/>
jedermans Frolocken/ worauf das gan-<lb/>
tze Ko&#x0364;nigreich &#x017F;ich ergab/ ausgenommen<lb/>
die Jn&#x017F;el <hi rendition="#aq">I&#x017F;chia,</hi> und die Sta&#x0364;dte <hi rendition="#aq">Brindi&#x017F;i</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Gallipoli.</hi> Und gab die Eroberung<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;cho&#x0364;nen Ko&#x0364;nigreichs/ &#x017F;o binnen<lb/>
fu&#x0364;nff Monat verrichtet war/ u&#x0364;berall ein<lb/>
Schrecken/ &#x017F;o daß &#x017F;ich auch der Tu&#x0364;rcki&#x017F;che<lb/>
Key&#x017F;er zu Con&#x017F;tantinopel begunte zu<lb/>
fu&#x0364;rchten/ und Griechenland fertig &#x017F;tund<lb/>
gegen den Tu&#x0364;rcken zu <hi rendition="#aq">revoltir</hi>en/ &#x017F;o bald<lb/>
die Frantzo&#x017F;en Fuß alldar ge&#x017F;etzet ha&#x0364;tten.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282[382]/0412] Das V. Capitel ſeiner Freyheit endlich druͤber einbuͤſſen muͤſſen. Und war wohl eine ſonderbare Straffe Gottes/ daß die Jtaliaͤner mit ihrer Klugheit dieſen Zug/ damit man zwey Jahr ſchwanger gieng/ nicht kunten oder wolten hintertreiben. Anfangs nun hatte Carolus mehr als erwuͤnſchtẽ Fort- gang/ ſondeꝛlich weil die Jtaliaͤniſche mi- lice bißhero gar ſchlecht geweſen war. Niemand durffte ihm widerſtehen/ Flo- rentz/ und der Pabſt Alexander VI. be- quemten ſich/ und erklaͤret dieſer Caro- lum zum Koͤnig von Napoli. Koͤnig Al- fonſus danckte das Reich aus Schrecken und wegen boͤſes Gewiſſens ab/ und uͤ- bertrug es an ſeinen Sohn Ferdinand. Aber deſſen Voͤlcker wurden bald uͤbern Hauffen geworffen/ und hielt Carolus Anno 1495. ſeinen Einzug zu Napoli mit jedermans Frolocken/ worauf das gan- tze Koͤnigreich ſich ergab/ ausgenommen die Jnſel Iſchia, und die Staͤdte Brindiſi und Gallipoli. Und gab die Eroberung dieſes ſchoͤnen Koͤnigreichs/ ſo binnen fuͤnff Monat verrichtet war/ uͤberall ein Schrecken/ ſo daß ſich auch der Tuͤrckiſche Keyſer zu Conſtantinopel begunte zu fuͤrchten/ und Griechenland fertig ſtund gegen den Tuͤrcken zu revoltiren/ ſo bald die Frantzoſen Fuß alldar geſetzet haͤtten. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/412
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 282[382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/412>, abgerufen am 10.06.2024.