Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Franckreich. Polen sich als König aufhielte; bey des-sen Abwesenheit seine Mutter Catharine das Reich in einem sehr verwirreten Zu- stand regierete. Dieser machte sich heim- lich aus Polen fort/ und nahm seinen Weg über Wien und Venedig nach Franck- reich. Aber nachdem er die Regierung angetreten/ erfüllete er die Hoffnung nicht/ so man von ihm geschöpffet hatte/ weil er sich an die Favoriten hieng/ in Wol- lust und Müssiggang sich vertieffte/ und den meisten Part seiner Regierung seiner Mutter überließ. Es wurden auch die Hugenotten stärcker/ nachdem des Kö- nigs Bruder Duc d'Alencon mit ihnen Partey machte/ auch Conde nebenst dem Pfaltzgrafen Joan Casimir eine Armee aus Teutschland anführeten/ und der von Navarra aus der Hafft entwischte/ weß- wegen man den fünfften Frieden mit den Hugenotten schloß/ darin sie sich gar vortheilhaffte conditionen bedungen. Umb selbige Zeit that sich eine neue fa- ction herfür/ so aus vielen kleinen gleichsam zusammen geschmoltzen war/ die man die heilige Union, oder Li-Liga San- cta. ga nennete/ dardurch Franckreich fast in das äusserste Verderben gese- tzet worden. Der meiste Beförderer derselben war Henrich Duc de Guise, wel- Dd ij
von Franckreich. Polen ſich als Koͤnig aufhielte; bey deſ-ſen Abweſenheit ſeine Mutter Catharine das Reich in einem ſehr verwirreten Zu- ſtand regierete. Dieſer machte ſich heim- lich aus Polen fort/ und nahm ſeinẽ Weg uͤber Wien und Venedig nach Franck- reich. Aber nachdem er die Regierung angetreten/ erfuͤllete er die Hoffnung nicht/ ſo man von ihm geſchoͤpffet hatte/ weil er ſich an die Favoriten hieng/ in Wol- luſt und Muͤſſiggang ſich vertieffte/ und den meiſten Part ſeiner Regierung ſeiner Mutter uͤberließ. Es wurden auch die Hugenotten ſtaͤrcker/ nachdem des Koͤ- nigs Bruder Duc d’Alencon mit ihnen Partey machte/ auch Condé nebenſt dem Pfaltzgrafen Joan Caſimir eine Armee aus Teutſchland anfuͤhreten/ und deꝛ von Navarra aus der Hafft entwiſchte/ weß- wegen man den fuͤnfften Frieden mit den Hugenotten ſchloß/ darin ſie ſich gar vortheilhaffte conditionen bedungen. Umb ſelbige Zeit that ſich eine neue fa- ction herfuͤr/ ſo aus vielen kleinen gleichſam zuſammen geſchmoltzen war/ die man die heilige Union, oder Li-Liga San- cta. ga nennete/ dardurch Franckreich faſt in das aͤuſſerſte Verderben geſe- tzet worden. Der meiſte Befoͤrderer derſelben war Henrich Duc de Guiſe, wel- Dd ij
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von Franckreich.
Polen ſich als Koͤnig aufhielte; bey deſ-
ſen Abweſenheit ſeine Mutter Catharine
das Reich in einem ſehr verwirreten Zu-
ſtand regierete. Dieſer machte ſich heim-
lich aus Polen fort/ und nahm ſeinẽ Weg
uͤber Wien und Venedig nach Franck-
reich. Aber nachdem er die Regierung
angetreten/ erfuͤllete er die Hoffnung
nicht/ ſo man von ihm geſchoͤpffet hatte/
weil er ſich an die Favoriten hieng/ in Wol-
luſt und Muͤſſiggang ſich vertieffte/ und
den meiſten Part ſeiner Regierung ſeiner
Mutter uͤberließ. Es wurden auch die
Hugenotten ſtaͤrcker/ nachdem des Koͤ-
nigs Bruder Duc d’Alencon mit ihnen
Partey machte/ auch Condé nebenſt dem
Pfaltzgrafen Joan Caſimir eine Armee
aus Teutſchland anfuͤhreten/ und deꝛ von
Navarra aus der Hafft entwiſchte/ weß-
wegen man den fuͤnfften Frieden mit den
Hugenotten ſchloß/ darin ſie ſich gar
vortheilhaffte conditionen bedungen.
Umb ſelbige Zeit that ſich eine neue fa-
ction herfuͤr/ ſo aus vielen kleinen
gleichſam zuſammen geſchmoltzen war/
die man die heilige Union, oder Li-
ga nennete/ dardurch Franckreich
faſt in das aͤuſſerſte Verderben geſe-
tzet worden. Der meiſte Befoͤrderer
derſelben war Henrich Duc de Guiſe,
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