Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Franckreich. dem Keyser einen Frieden zu Münster inPa Mo-nasteri- ensis. Westphalen/ darinne jenem die Festung Brisach und Philipsburg/ wie auch das Suntgau/ und die Ober-Vogtey von Elsas überlassen ward. Aber wie Franck- reich durch diesen Frieden einen Feind loß ward; also hub es hingegen selbige Zeit an durch innerliche Unruhe seinen Fort- gang zu hindern. Die vornehmste Ur- sach hier zu war der Neyd gegen Mazarin, als einen Ausländer/ den sie einmahl von dem Ruder hinweg haben wolten/ mit desto grösserer Importunität/ weil sie vor dem König als einem Knaben/ und dessen Mutter/ als einer frembden Weibs-Per- son wenig Scheu trugen. Viele von den Grossen auch verhoffren in trübem Was- ser Fische zu fangen. Absonderlich aber hätte Printz Conde gerne den Meister ge- spielet/ und den Cardinal nach seiner Pfeiffe dantzen gemacht. Wie denn auch der Cardinal durch Schwägerschafft ihn an sich zu hencken gesuchet; dieser aber sol- ches als seinem unanständig ausschlug/ nach dem er merckte/ daß der Cardinal die einmahl besessene Stelle behaupten/ und Conde nicht unterwürffig seyn wolte. Es halfen auch einige unruhige Weiber nicht wenig zu diesen Händeln; worunter war Madame Longueville des von Conde Schwe-
von Franckreich. dem Keyſer einen Frieden zu Muͤnſter inPaꝟ Mo-naſteri- enſis. Weſtphalen/ darinne jenem die Feſtung Briſach und Philipsburg/ wie auch das Suntgau/ und die Ober-Vogtey von Elſas uͤberlaſſen ward. Aber wie Franck- reich durch dieſen Frieden einen Feind loß ward; alſo hub es hingegen ſelbige Zeit an durch innerliche Unruhe ſeinen Fort- gang zu hindern. Die vornehmſte Ur- ſach hier zu war der Neyd gegen Mazarin, als einen Auslaͤnder/ den ſie einmahl von dem Ruder hinweg haben wolten/ mit deſto groͤſſerer Importunitaͤt/ weil ſie vor dem Koͤnig als einem Knaben/ und deſſen Mutter/ als einer frembden Weibs-Per- ſon wenig Scheu trugen. Viele von den Groſſen auch verhoffren in truͤbem Waſ- ſer Fiſche zu fangen. Abſonderlich aber haͤtte Printz Conde gerne den Meiſter ge- ſpielet/ und den Cardinal nach ſeiner Pfeiffe dantzen gemacht. Wie denn auch der Cardinal durch Schwaͤgerſchafft ihn an ſich zu hencken geſuchet; dieſer aber ſol- ches als ſeinem unanſtaͤndig ausſchlug/ nach dem er merckte/ daß der Cardinal die einmahl beſeſſene Stelle behaupten/ und Condé nicht unterwuͤrffig ſeyn wolte. Es halfen auch einige unruhige Weiber nicht wenig zu dieſen Haͤndeln; worunter war Madame Longueville des von Condé Schwe-
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Weſtphalen/ darinne jenem die Feſtung
Briſach und Philipsburg/ wie auch das
Suntgau/ und die Ober-Vogtey von
Elſas uͤberlaſſen ward. Aber wie Franck-
reich durch dieſen Frieden einen Feind loß
ward; alſo hub es hingegen ſelbige Zeit
an durch innerliche Unruhe ſeinen Fort-
gang zu hindern. Die vornehmſte Ur-
ſach hier zu war der Neyd gegen Mazarin,
als einen Auslaͤnder/ den ſie einmahl von
dem Ruder hinweg haben wolten/ mit
deſto groͤſſerer Importunitaͤt/ weil ſie vor
dem Koͤnig als einem Knaben/ und deſſen
Mutter/ als einer frembden Weibs-Per-
ſon wenig Scheu trugen. Viele von den
Groſſen auch verhoffren in truͤbem Waſ-
ſer Fiſche zu fangen. Abſonderlich aber
haͤtte Printz Conde gerne den Meiſter ge-
ſpielet/ und den Cardinal nach ſeiner
Pfeiffe dantzen gemacht. Wie denn auch
der Cardinal durch Schwaͤgerſchafft ihn
an ſich zu hencken geſuchet; dieſer aber ſol-
ches als ſeinem unanſtaͤndig ausſchlug/
nach dem er merckte/ daß der Cardinal die
einmahl beſeſſene Stelle behaupten/ und
Condé nicht unterwuͤrffig ſeyn wolte. Es
halfen auch einige unruhige Weiber nicht
wenig zu dieſen Haͤndeln; worunter war
Madame Longueville des von Condé
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Paꝟ Mo-
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