Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
dann Franckreich von Leuten gleichsam
wimmelt/ und mit Städten und Dörf-
fern besäet ist. Und sollen zu Caroli IX.
Zeiten mehr als zwantzig Millionen
Menschen das Kopff-Geld bezahlet ha-
ben. Auch sagen einige/ daß Richelieu
einen Vorschlag gethan/ daß Franck-
reich könte zu Felde bringen 600000. zu
Fuß/ und 150000. zu Pferde/ wenn al-
les/ was die Waffen tragen kan/ auf-
wäre. So ist auch diese Nation von
allem Andencken her zum Kriege begierig
gewesen. Jedoch hat man in vorigen
Zeiten mehrentheils befunden/ daß sie
im ersten Anfall sich sehr tapffer erwie-
sen; aber wenn die erste Hitze vergan-
gen/ und sie starcken Widerstand besun-
den/ sie die Flügel hencken lassen. Wes-
wegen ihnen auch leicht gewesen Con-
questen
zu machen/ aber schwer solche
zu behaupten. Zumahl sie auch nach
dem guten Glück sich der Fahrlässigkeit
ergeben/ und die Uberwundenen ver-
ächtlich gehalten/ und ihr Regi-
ment ihnen sehr schwer gemacht ha-
ben. Allein man hat in den letzten
Kriegen gesehen/ daß es ihnen so we-
nig an Standhafftigkeit in die Har-
re/ als Furie im ersten Anfall gefehlet.

Es

von Franckreich.
dann Franckreich von Leuten gleichſam
wimmelt/ und mit Staͤdten und Doͤrf-
fern beſaͤet iſt. Und ſollen zu Caroli IX.
Zeiten mehr als zwantzig Millionen
Menſchen das Kopff-Geld bezahlet ha-
ben. Auch ſagen einige/ daß Richelieu
einen Vorſchlag gethan/ daß Franck-
reich koͤnte zu Felde bringen 600000. zu
Fuß/ und 150000. zu Pferde/ wenn al-
les/ was die Waffen tragen kan/ auf-
waͤre. So iſt auch dieſe Nation von
allem Andencken her zum Kriege begierig
geweſen. Jedoch hat man in vorigen
Zeiten mehrentheils befunden/ daß ſie
im erſten Anfall ſich ſehr tapffer erwie-
ſen; aber wenn die erſte Hitze vergan-
gen/ und ſie ſtarcken Widerſtand beſun-
den/ ſie die Fluͤgel hencken laſſen. Wes-
wegen ihnen auch leicht geweſen Con-
queſten
zu machen/ aber ſchwer ſolche
zu behaupten. Zumahl ſie auch nach
dem guten Gluͤck ſich der Fahrlaͤſſigkeit
ergeben/ und die Uberwundenen ver-
aͤchtlich gehalten/ und ihr Regi-
ment ihnen ſehr ſchwer gemacht ha-
ben. Allein man hat in den letzten
Kriegen geſehen/ daß es ihnen ſo we-
nig an Standhafftigkeit in die Har-
re/ als Furie im erſten Anfall gefehlet.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0491" n="461"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
dann Franckreich von Leuten gleich&#x017F;am<lb/>
wimmelt/ und mit Sta&#x0364;dten und Do&#x0364;rf-<lb/>
fern be&#x017F;a&#x0364;et i&#x017F;t. Und &#x017F;ollen zu <hi rendition="#aq">Caroli IX.</hi><lb/>
Zeiten mehr als zwantzig Millionen<lb/>
Men&#x017F;chen das Kopff-Geld bezahlet ha-<lb/>
ben. Auch &#x017F;agen einige/ daß <hi rendition="#aq">Richelieu</hi><lb/>
einen Vor&#x017F;chlag gethan/ daß Franck-<lb/>
reich ko&#x0364;nte zu Felde bringen 600000. zu<lb/>
Fuß/ und 150000. zu Pferde/ wenn al-<lb/>
les/ was die Waffen tragen kan/ auf-<lb/>
wa&#x0364;re. So i&#x017F;t auch die&#x017F;e Nation von<lb/>
allem Andencken her zum Kriege begierig<lb/>
gewe&#x017F;en. Jedoch hat man in vorigen<lb/>
Zeiten mehrentheils befunden/ daß &#x017F;ie<lb/>
im er&#x017F;ten Anfall &#x017F;ich &#x017F;ehr tapffer erwie-<lb/>
&#x017F;en; aber wenn die er&#x017F;te Hitze vergan-<lb/>
gen/ und &#x017F;ie &#x017F;tarcken Wider&#x017F;tand be&#x017F;un-<lb/>
den/ &#x017F;ie die Flu&#x0364;gel hencken la&#x017F;&#x017F;en. Wes-<lb/>
wegen ihnen auch leicht gewe&#x017F;en <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
que&#x017F;ten</hi> zu machen/ aber &#x017F;chwer &#x017F;olche<lb/>
zu behaupten. Zumahl &#x017F;ie auch nach<lb/>
dem guten Glu&#x0364;ck &#x017F;ich der Fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit<lb/>
ergeben/ und die Uberwundenen ver-<lb/>
a&#x0364;chtlich gehalten/ und ihr Regi-<lb/>
ment ihnen &#x017F;ehr &#x017F;chwer gemacht ha-<lb/>
ben. Allein man hat in den letzten<lb/>
Kriegen ge&#x017F;ehen/ daß es ihnen &#x017F;o we-<lb/>
nig an Standhafftigkeit in die Har-<lb/>
re/ als <hi rendition="#aq">Furie</hi> im er&#x017F;ten Anfall gefehlet.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461/0491] von Franckreich. dann Franckreich von Leuten gleichſam wimmelt/ und mit Staͤdten und Doͤrf- fern beſaͤet iſt. Und ſollen zu Caroli IX. Zeiten mehr als zwantzig Millionen Menſchen das Kopff-Geld bezahlet ha- ben. Auch ſagen einige/ daß Richelieu einen Vorſchlag gethan/ daß Franck- reich koͤnte zu Felde bringen 600000. zu Fuß/ und 150000. zu Pferde/ wenn al- les/ was die Waffen tragen kan/ auf- waͤre. So iſt auch dieſe Nation von allem Andencken her zum Kriege begierig geweſen. Jedoch hat man in vorigen Zeiten mehrentheils befunden/ daß ſie im erſten Anfall ſich ſehr tapffer erwie- ſen; aber wenn die erſte Hitze vergan- gen/ und ſie ſtarcken Widerſtand beſun- den/ ſie die Fluͤgel hencken laſſen. Wes- wegen ihnen auch leicht geweſen Con- queſten zu machen/ aber ſchwer ſolche zu behaupten. Zumahl ſie auch nach dem guten Gluͤck ſich der Fahrlaͤſſigkeit ergeben/ und die Uberwundenen ver- aͤchtlich gehalten/ und ihr Regi- ment ihnen ſehr ſchwer gemacht ha- ben. Allein man hat in den letzten Kriegen geſehen/ daß es ihnen ſo we- nig an Standhafftigkeit in die Har- re/ als Furie im erſten Anfall gefehlet. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/491
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/491>, abgerufen am 22.11.2024.