Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Holland.
Churfürsten von Cöln/ dem es eigentlich
zu kömmt/ und die Clevischen Städte
Chur-Brandeburg verblieben. Dieser
Krieg hat auch den Printzen von O-
rani
en empor gehoben/ und in seiner Vor-
fahren Chargen mit fast bessern Conditi-
onen
gesetzt. Denn als der Pöbel/ der oh-
ne diß dem Hause Oranien günstig war/
durch so grosse Progressen der Frantz-
osen bestürtzt sich einbildete/ es kähme
das Unglück von Verrätherey der
regierenden Herren her/ und könte
der Printz allein dem Werck wieder auf-
helffen; entstund fast in allen Städten
Tumult/ der durch den Printzen gestillet
ward/ und schaffte dieser viele von den
alten Magistrats-Personen ab/ und setzte
neue zu/ von dero Gewogenheit er versi-
chert war. Jn welchem Tumult die
zwey Brüder Cornelis und Jean de Witt
im Haag von der Canaille jämmerlich er-
mordet worden/ wiewohl viele davor
halten/ daß zumahl der Letztere/ der so
lang am Ruder gesessen/ umb sein Va-
terland viel ein anders verdienet hätte.
Ob nun wohl der Printz nicht wenig
darzu geholffen/ daß Holland aus der
innerlichen Verwirrung sich wieder-
umb in Verfassung gesetzet/ so hat es ihm
doch nachgehends im Kriege wider Fräck-
reich nicht zum besten gelingen wollen/

ange-

von Holland.
Churfuͤrſten von Coͤln/ dem es eigentlich
zu koͤmmt/ und die Cleviſchen Staͤdte
Chur-Brandeburg verblieben. Dieſer
Krieg hat auch den Printzen von O-
rani
en empor gehoben/ und in ſeiner Vor-
fahren Chargen mit faſt beſſern Conditi-
onen
geſetzt. Denn als der Poͤbel/ der oh-
ne diß dem Hauſe Oranien guͤnſtig war/
durch ſo groſſe Progreſſen der Frantz-
oſen beſtuͤrtzt ſich einbildete/ es kaͤhme
das Ungluͤck von Verraͤtherey der
regierenden Herren her/ und koͤnte
der Printz allein dem Werck wieder auf-
helffen; entſtund faſt in allen Staͤdten
Tumult/ der durch den Printzen geſtillet
ward/ und ſchaffte dieſer viele von den
alten Magiſtrats-Perſonen ab/ und ſetzte
neue zu/ von dero Gewogenheit er verſi-
chert war. Jn welchem Tumult die
zwey Bruͤder Cornelis und Jean de Witt
im Haag von der Canaille jaͤmmerlich er-
mordet worden/ wiewohl viele davor
halten/ daß zumahl der Letztere/ der ſo
lang am Ruder geſeſſen/ umb ſein Va-
terland viel ein anders verdienet haͤtte.
Ob nun wohl der Printz nicht wenig
darzu geholffen/ daß Holland aus der
innerlichen Verwirrung ſich wieder-
umb in Verfaſſung geſetzet/ ſo hat es ihm
doch nachgehends im Kriege wider Fraͤck-
reich nicht zum beſten gelingen wollen/

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0557" n="527"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Holland.</hi></fw><lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Co&#x0364;ln/ dem es eigentlich<lb/>
zu ko&#x0364;mmt/ und die Clevi&#x017F;chen Sta&#x0364;dte<lb/>
Chur-Brandeburg verblieben. Die&#x017F;er<lb/>
Krieg hat auch den Printzen von <hi rendition="#aq">O-<lb/>
rani</hi>en empor gehoben/ und in &#x017F;einer Vor-<lb/>
fahren <hi rendition="#aq">Chargen</hi> mit fa&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Conditi-<lb/>
onen</hi> ge&#x017F;etzt. Denn als der Po&#x0364;bel/ der oh-<lb/>
ne diß dem Hau&#x017F;e <hi rendition="#aq">Orani</hi>en gu&#x0364;n&#x017F;tig war/<lb/>
durch &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Progre&#x017F;&#x017F;en</hi> der Frantz-<lb/>
o&#x017F;en be&#x017F;tu&#x0364;rtzt &#x017F;ich einbildete/ es ka&#x0364;hme<lb/>
das Unglu&#x0364;ck von Verra&#x0364;therey der<lb/>
regierenden Herren her/ und ko&#x0364;nte<lb/>
der Printz allein dem Werck wieder auf-<lb/>
helffen; ent&#x017F;tund fa&#x017F;t in allen Sta&#x0364;dten<lb/>
Tumult/ der durch den Printzen ge&#x017F;tillet<lb/>
ward/ und &#x017F;chaffte die&#x017F;er viele von den<lb/>
alten <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trats-</hi>Per&#x017F;onen ab/ und &#x017F;etzte<lb/>
neue zu/ von dero Gewogenheit er ver&#x017F;i-<lb/>
chert war. Jn welchem Tumult die<lb/>
zwey Bru&#x0364;der <hi rendition="#aq">Cornelis</hi> und <hi rendition="#aq">Jean de Witt</hi><lb/>
im Haag von der <hi rendition="#aq">Canaille</hi> ja&#x0364;mmerlich er-<lb/>
mordet worden/ wiewohl viele davor<lb/>
halten/ daß zumahl der Letztere/ der &#x017F;o<lb/>
lang am Ruder ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ umb &#x017F;ein Va-<lb/>
terland viel ein anders verdienet ha&#x0364;tte.<lb/>
Ob nun wohl der Printz nicht wenig<lb/>
darzu geholffen/ daß Holland aus der<lb/>
innerlichen Verwirrung &#x017F;ich wieder-<lb/>
umb in Verfa&#x017F;&#x017F;ung ge&#x017F;etzet/ &#x017F;o hat es ihm<lb/>
doch nachgehends im Kriege wider Fra&#x0364;ck-<lb/>
reich nicht zum be&#x017F;ten gelingen wollen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527/0557] von Holland. Churfuͤrſten von Coͤln/ dem es eigentlich zu koͤmmt/ und die Cleviſchen Staͤdte Chur-Brandeburg verblieben. Dieſer Krieg hat auch den Printzen von O- ranien empor gehoben/ und in ſeiner Vor- fahren Chargen mit faſt beſſern Conditi- onen geſetzt. Denn als der Poͤbel/ der oh- ne diß dem Hauſe Oranien guͤnſtig war/ durch ſo groſſe Progreſſen der Frantz- oſen beſtuͤrtzt ſich einbildete/ es kaͤhme das Ungluͤck von Verraͤtherey der regierenden Herren her/ und koͤnte der Printz allein dem Werck wieder auf- helffen; entſtund faſt in allen Staͤdten Tumult/ der durch den Printzen geſtillet ward/ und ſchaffte dieſer viele von den alten Magiſtrats-Perſonen ab/ und ſetzte neue zu/ von dero Gewogenheit er verſi- chert war. Jn welchem Tumult die zwey Bruͤder Cornelis und Jean de Witt im Haag von der Canaille jaͤmmerlich er- mordet worden/ wiewohl viele davor halten/ daß zumahl der Letztere/ der ſo lang am Ruder geſeſſen/ umb ſein Va- terland viel ein anders verdienet haͤtte. Ob nun wohl der Printz nicht wenig darzu geholffen/ daß Holland aus der innerlichen Verwirrung ſich wieder- umb in Verfaſſung geſetzet/ ſo hat es ihm doch nachgehends im Kriege wider Fraͤck- reich nicht zum beſten gelingen wollen/ ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/557
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/557>, abgerufen am 22.11.2024.