Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VI. Capitel Franckreichs progressen in Niderland zuverhindern. Zumahl auch wenig mehr ist/ daß Holland den Spaniern könte ab- nehmen/ weil Holland nicht capabel ist West-Jndien einzunehmen oder zu be- haupten. Und ob gleich Holland die Spa- nischen Silberflotten incommodiren kan/ so kan doch Spanien hingegen jenen durch Capereyen nicht wenig Schaden thun. Portugal hat gegen Holland nichts zu sprechen/ und muß sich jenes für diesem am meisten fürchten/ weil Brasi- lien/ und der Rest der Portugesischen Plätze in Ost-Jndien den Holländern nicht übel solten anstehen/ auch diese noch wol solten Vermögen haben/ jenem selbige abzudringen. Weil Holland sein Brod aus der Ost-See suchen muß/ hat es sich beflissen zu verhindern/ daß nicht einer von den Nordischen Königen so mächtig würde/ daß er auf der Ost-See allein und absolut commendiren könne; welches nun desto leichter ist/ nachdem der Sund zwischen Schweden und Den- nemarck getheilet ist. Jnmassen auch gnugsam bekandt/ wie sie mit diesen bey- den Königen gespielet haben. Mit dem Rest von der Welt haben die Holländer interesse in guter Freundschafft zu le- ben/ damit ihre Commercien nirgend aus-
Das VI. Capitel Franckreichs progreſſen in Niderland zuverhindern. Zumahl auch wenig mehr iſt/ daß Holland den Spaniern koͤnte ab- nehmen/ weil Holland nicht capabel iſt Weſt-Jndien einzunehmen oder zu be- haupten. Und ob gleich Holland die Spa- niſchen Silberflotten incommodiren kan/ ſo kan doch Spanien hingegen jenen durch Capereyen nicht wenig Schaden thun. Portugal hat gegen Holland nichts zu ſprechen/ und muß ſich jenes fuͤr dieſem am meiſten fuͤrchten/ weil Braſi- lien/ und der Reſt der Portugeſiſchen Plaͤtze in Oſt-Jndien den Hollaͤndern nicht uͤbel ſolten anſtehen/ auch dieſe noch wol ſolten Vermoͤgen haben/ jenem ſelbige abzudringen. Weil Holland ſein Brod aus der Oſt-See ſuchen muß/ hat es ſich befliſſen zu verhindern/ daß nicht einer von den Nordiſchen Koͤnigen ſo maͤchtig wuͤrde/ daß er auf der Oſt-See allein und abſolut commendiren koͤnne; welches nun deſto leichter iſt/ nachdem der Sund zwiſchen Schweden und Den- nemarck getheilet iſt. Jnmaſſen auch gnugſam bekandt/ wie ſie mit dieſen bey- den Koͤnigen geſpielet haben. Mit dem Reſt von der Welt haben die Hollaͤnder intereſſe in guter Freundſchafft zu le- ben/ damit ihre Commercien nirgend aus-
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Das VI. Capitel
Franckreichs progreſſen in Niderland zu
verhindern. Zumahl auch wenig mehr
iſt/ daß Holland den Spaniern koͤnte ab-
nehmen/ weil Holland nicht capabel iſt
Weſt-Jndien einzunehmen oder zu be-
haupten. Und ob gleich Holland die Spa-
niſchen Silberflotten incommodiren kan/
ſo kan doch Spanien hingegen jenen
durch Capereyen nicht wenig Schaden
thun. Portugal hat gegen Holland
nichts zu ſprechen/ und muß ſich jenes fuͤr
dieſem am meiſten fuͤrchten/ weil Braſi-
lien/ und der Reſt der Portugeſiſchen
Plaͤtze in Oſt-Jndien den Hollaͤndern
nicht uͤbel ſolten anſtehen/ auch dieſe
noch wol ſolten Vermoͤgen haben/ jenem
ſelbige abzudringen. Weil Holland ſein
Brod aus der Oſt-See ſuchen muß/ hat
es ſich befliſſen zu verhindern/ daß nicht
einer von den Nordiſchen Koͤnigen ſo
maͤchtig wuͤrde/ daß er auf der Oſt-See
allein und abſolut commendiren koͤnne;
welches nun deſto leichter iſt/ nachdem
der Sund zwiſchen Schweden und Den-
nemarck getheilet iſt. Jnmaſſen auch
gnugſam bekandt/ wie ſie mit dieſen bey-
den Koͤnigen geſpielet haben. Mit dem
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