Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das I. Capitel wildern möchten/ auch Rom nicht mitallzugroßer canaille überhäuffet würde/ nahm man an vielen Orten nur die Wohl- habenden und Tapffern Bürger nach Rom/ und setzte an der weggeführten Stelle arme Bürger aus Rom/ die selbi- gen Ort mit Wohlgewogenheit gegen Rom anfülleten/ und zugleich an stadt einer Besatzung waren. Auf solche Wei- se kahm alles/ was in der Nachbarschafft tapffer war/ nach Rom/ die armen Bür- ger aber/ so zu Rom am Hungertuche nagen müßen/ wurden in gute Mittel ge- setzet. Daß aber die Bürgerschafft zu Rom streitbar ward/ verursachte nicht allein ihre Dürftigkeit/ sondern auch weil sie von tapffern Königen zum Kriegswe- sen wohl abgerichtet/ und in vielerley Ge- legenheiten geübet ward. Allein an sich selbst ist es nicht gut/ den gantzen Staat einer Republic auf den Krieg alleine zu se- tzen/ denn man kan im Kriege nicht allzeit des gewinnens sich versichern/ dienet auch nicht zu dem Wohlstand des Bür- gerlichen Lebens/ daß man durchge- hends mit Soldatischen Sitten einge- nommen sey. Jmmaßen auch Rom den Frieden nicht vertragen kunte/ und als keine auswertige Feinde mehr zu fürchten waren/ fuhren die Bürger ein- ander selbst in die Haare. §. 13.
Das I. Capitel wildern moͤchten/ auch Rom nicht mitallzugroßer canaille uͤberhaͤuffet wuͤꝛde/ nahm man an vielen Ortẽ nur die Wohl- habenden und Tapffern Buͤrger nach Rom/ und ſetzte an der weggefuͤhrten Stelle arme Buͤrger aus Rom/ die ſelbi- gen Ort mit Wohlgewogenheit gegen Rom anfuͤlleten/ und zugleich an ſtadt einer Beſatzung waren. Auf ſolche Wei- ſe kahm alles/ was in der Nachbarſchafft tapffer war/ nach Rom/ die armen Buͤr- ger aber/ ſo zu Rom am Hungertuche nagen muͤßen/ wurden in gute Mittel ge- ſetzet. Daß aber die Buͤrgerſchafft zu Rom ſtreitbar ward/ verurſachte nicht allein ihre Duͤrftigkeit/ ſondern auch weil ſie von tapffern Koͤnigen zum Kriegswe- ſen wohl abgerichtet/ und in vielerley Ge- legenheiten geuͤbet ward. Allein an ſich ſelbſt iſt es nicht gut/ den gantzen Staat einer Republic auf den Krieg alleine zu ſe- tzen/ denn man kan im Kꝛiege nicht allzeit des gewinnens ſich verſichern/ dienet auch nicht zu dem Wohlſtand des Buͤr- gerlichen Lebens/ daß man durchge- hends mit Soldatiſchen Sitten einge- nommen ſey. Jmmaßen auch Rom den Frieden nicht vertragen kunte/ und als keine auswertige Feinde mehr zu fuͤrchten waren/ fuhren die Buͤrger ein- ander ſelbſt in die Haare. §. 13.
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Das I. Capitel
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allzugroßer canaille uͤberhaͤuffet wuͤꝛde/
nahm man an vielen Ortẽ nur die Wohl-
habenden und Tapffern Buͤrger nach
Rom/ und ſetzte an der weggefuͤhrten
Stelle arme Buͤrger aus Rom/ die ſelbi-
gen Ort mit Wohlgewogenheit gegen
Rom anfuͤlleten/ und zugleich an ſtadt
einer Beſatzung waren. Auf ſolche Wei-
ſe kahm alles/ was in der Nachbarſchafft
tapffer war/ nach Rom/ die armen Buͤr-
ger aber/ ſo zu Rom am Hungertuche
nagen muͤßen/ wurden in gute Mittel ge-
ſetzet. Daß aber die Buͤrgerſchafft zu
Rom ſtreitbar ward/ verurſachte nicht
allein ihre Duͤrftigkeit/ ſondern auch weil
ſie von tapffern Koͤnigen zum Kriegswe-
ſen wohl abgerichtet/ und in vielerley Ge-
legenheiten geuͤbet ward. Allein an ſich
ſelbſt iſt es nicht gut/ den gantzen Staat
einer Republic auf den Krieg alleine zu ſe-
tzen/ denn man kan im Kꝛiege nicht allzeit
des gewinnens ſich verſichern/ dienet
auch nicht zu dem Wohlſtand des Buͤr-
gerlichen Lebens/ daß man durchge-
hends mit Soldatiſchen Sitten einge-
nommen ſey. Jmmaßen auch Rom
den Frieden nicht vertragen kunte/ und
als keine auswertige Feinde mehr zu
fuͤrchten waren/ fuhren die Buͤrger ein-
ander ſelbſt in die Haare.
§. 13.
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