Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel commendiret und einbleuet; auch einemjeden sein Ampt/ so dem natürlichen Ge- setz und der Erbarkeit gemäß/ mit aller Treu und Eyfer zu verrichten befielet. So dz keine andere Art der Philosophie/ noch eine Religion in der gantzen Welt in die- sem Stück der Christlichen beykommet; welches ein jeder erkennen kan/ der diese gegen die andere genau gehalten hat. Dannenhero nit allein ein jeder Mensch/ so ferne er Gott für seine Seele Rechen- schafft zu geben schuldig/ die Christliche Religion anzunehmen/ sondern auch ein jeder Regent obangeregter Ursachen hal- ber verpflichtet ist/ dieselbe in seinem Ge- biete einzuführen und zu erhalten/ aus der Schuldigkeit/ die aus seinem beson- der tragenden Ampt herfliesset. Und im Fall man diese Würckung in der That nicht mercklich spüret/ und das Leben vie- ler Christen von den Heyden und Tür- cken nicht unterschieden ist/ so ist die Schuld nicht bey der Christlichen Reli- gion/ sondern bey der Boßhafftigkeit der Menschen/ die nur mit dem Nahmen sich zu selbiger bekennen/ aber wenig be- kümmert sind durch solche ihre böse Ge- müthsneigungen zu ändern/ und dero heilsame Lehren in der That zu er- weisen. §. 5.
Das XII. Capitel commendiret und einbleuet; auch einemjeden ſein Ampt/ ſo dem natuͤrlichen Ge- ſetz und der Erbarkeit gemaͤß/ mit aller Treu und Eyfer zu verrichten befielet. So dz keine andere Art der Philoſophie/ noch eine Religion in der gantzen Welt in die- ſem Stuͤck der Chriſtlichen beykommet; welches ein jeder erkennen kan/ der dieſe gegen die andere genau gehalten hat. Dannenhero nit allein ein jeder Menſch/ ſo ferne er Gott fuͤr ſeine Seele Rechen- ſchafft zu geben ſchuldig/ die Chriſtliche Religion anzunehmen/ ſondern auch ein jeder Regent obangeregter Urſachen hal- ber verpflichtet iſt/ dieſelbe in ſeinem Ge- biete einzufuͤhren und zu erhalten/ aus der Schuldigkeit/ die aus ſeinem beſon- der tragenden Ampt herflieſſet. Und im Fall man dieſe Wuͤrckung in der That nicht mercklich ſpuͤret/ und das Leben vie- ler Chriſten von den Heyden und Tuͤr- cken nicht unterſchieden iſt/ ſo iſt die Schuld nicht bey der Chriſtlichen Reli- gion/ ſondern bey der Boßhafftigkeit der Menſchen/ die nur mit dem Nahmen ſich zu ſelbiger bekennen/ aber wenig be- kuͤmmert ſind durch ſolche ihre boͤſe Ge- muͤthsneigungen zu aͤndern/ und dero heilſame Lehren in der That zu er- weiſen. §. 5.
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Das XII. Capitel
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jeden ſein Ampt/ ſo dem natuͤrlichen Ge-
ſetz und der Erbarkeit gemaͤß/ mit aller
Treu und Eyfer zu verrichten befielet. So
dz keine andere Art der Philoſophie/ noch
eine Religion in der gantzen Welt in die-
ſem Stuͤck der Chriſtlichen beykommet;
welches ein jeder erkennen kan/ der dieſe
gegen die andere genau gehalten hat.
Dannenhero nit allein ein jeder Menſch/
ſo ferne er Gott fuͤr ſeine Seele Rechen-
ſchafft zu geben ſchuldig/ die Chriſtliche
Religion anzunehmen/ ſondern auch ein
jeder Regent obangeregter Urſachen hal-
ber verpflichtet iſt/ dieſelbe in ſeinem Ge-
biete einzufuͤhren und zu erhalten/ aus
der Schuldigkeit/ die aus ſeinem beſon-
der tragenden Ampt herflieſſet. Und im
Fall man dieſe Wuͤrckung in der That
nicht mercklich ſpuͤret/ und das Leben vie-
ler Chriſten von den Heyden und Tuͤr-
cken nicht unterſchieden iſt/ ſo iſt die
Schuld nicht bey der Chriſtlichen Reli-
gion/ ſondern bey der Boßhafftigkeit der
Menſchen/ die nur mit dem Nahmen
ſich zu ſelbiger bekennen/ aber wenig be-
kuͤmmert ſind durch ſolche ihre boͤſe Ge-
muͤthsneigungen zu aͤndern/ und dero
heilſame Lehren in der That zu er-
weiſen.
§. 5.
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