Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. ersten Christen unter sich selbst ihre Kir-chen-Diener verordnen/ und sie durch guthertziger Leute Allmosen besolden. Und wenn etwa ein Jrthum entstund/ o- der eine Sache vorfiel/ so durch eine Ge- meine nicht kunte ausgemacht werden/ hielten die Gemeinen unter sich Corre- spondence; oder benahmten eine Zu- sammenkunfft von den nahegelegenen Kir- chendienern/ worinn die Sache abge- than ward. Wiewohl aber sonst in ei- nem Staat den Privatis nicht vergönnet ist unter sich Gesellschafften aufzurich- ten/ zumahl die von einer grossen Menge bestehen; so darf man doch deswegen die Gemeinen der ersten Christen/ und ihre Synodos für keine Collegia und Conven- ticula illicita halten; weil sie kein ander Absehen hatten/ als die Religion zu üben/ so von Gott selbst befohlen war/ gegen welche keine Menschliche Satzungen et- was zu sagen haben. Und folgete gar nicht weil die Obrigkeit ihr Ambt hierinn nicht that/ und ihre eigne Seeligkeit nicht beo- bachten wolte/ daß deswegen auch dieje- nige/ so den rechten Weg der Seeligkeit mit verschertzen solten; denn so weit kan und mag sich der Obrigkeit Gewalt nicht erstrecken. Denn gleich wie ein jeder sich mit seinen eignen Kräfften und Waf- fen A a a v
vom Pabſt. erſten Chriſten unter ſich ſelbſt ihre Kir-chen-Diener verordnen/ und ſie durch guthertziger Leute Allmoſen beſolden. Und wenn etwa ein Jrthum entſtund/ o- der eine Sache vorfiel/ ſo durch eine Ge- meine nicht kunte ausgemacht werden/ hielten die Gemeinen unter ſich Corre- ſpondence; oder benahmten eine Zu- ſammenkunfft von den nahegelegenẽ Kir- chendienern/ worinn die Sache abge- than ward. Wiewohl aber ſonſt in ei- nem Staat den Privatis nicht vergoͤnnet iſt unter ſich Geſellſchafften aufzurich- ten/ zumahl die von einer groſſen Menge beſtehen; ſo darf man doch deswegen die Gemeinen der erſten Chriſten/ und ihre Synodos fuͤr keine Collegia und Conven- ticula illicita halten; weil ſie kein ander Abſehen hatten/ als die Religion zu uͤben/ ſo von Gott ſelbſt befohlen war/ gegen welche keine Menſchliche Satzungen et- was zu ſagen haben. Uñ folgete gar nicht weil die Obrigkeit ihr Ambt hierinn nicht that/ und ihre eigne Seeligkeit nicht beo- bachten wolte/ daß deswegen auch dieje- nige/ ſo den rechten Weg der Seeligkeit mit verſchertzen ſolten; denn ſo weit kan und mag ſich der Obrigkeit Gewalt nicht erſtrecken. Denn gleich wie ein jeder ſich mit ſeinen eignen Kraͤfften und Waf- fen A a a v
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vom Pabſt.
erſten Chriſten unter ſich ſelbſt ihre Kir-
chen-Diener verordnen/ und ſie durch
guthertziger Leute Allmoſen beſolden.
Und wenn etwa ein Jrthum entſtund/ o-
der eine Sache vorfiel/ ſo durch eine Ge-
meine nicht kunte ausgemacht werden/
hielten die Gemeinen unter ſich Corre-
ſpondence; oder benahmten eine Zu-
ſammenkunfft von den nahegelegenẽ Kir-
chendienern/ worinn die Sache abge-
than ward. Wiewohl aber ſonſt in ei-
nem Staat den Privatis nicht vergoͤnnet
iſt unter ſich Geſellſchafften aufzurich-
ten/ zumahl die von einer groſſen Menge
beſtehen; ſo darf man doch deswegen die
Gemeinen der erſten Chriſten/ und ihre
Synodos fuͤr keine Collegia und Conven-
ticula illicita halten; weil ſie kein ander
Abſehen hatten/ als die Religion zu uͤben/
ſo von Gott ſelbſt befohlen war/ gegen
welche keine Menſchliche Satzungen et-
was zu ſagen haben. Uñ folgete gar nicht
weil die Obrigkeit ihr Ambt hierinn nicht
that/ und ihre eigne Seeligkeit nicht beo-
bachten wolte/ daß deswegen auch dieje-
nige/ ſo den rechten Weg der Seeligkeit
mit verſchertzen ſolten; denn ſo weit kan
und mag ſich der Obrigkeit Gewalt nicht
erſtrecken. Denn gleich wie ein jeder
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