Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel niren. Es haben auch einige daraußschliessen wollen/ daß die äusserliche Dire- ction der Kirche nothwendig etwas be- sonders von der höchsten Bürgerlichen Gewalt sey/ und daß solche entweder durch die gesamte Clerisey/ oder von ei- nem aus ihrem Mittel souverainement müste geführet werden/ und daß also in einem jeden Christlichen Staat noth- wendig müsten zwey absonderliche inde- pendente corpora seyn/ deren das eine Ecclesia, das andere Civitas hiesse/ deren jedes seine besondere souveraine Directi- on hätte. Denn was man brauchen muß provisionaliter, und wegen gäntzlicher Verabsäumung der hohen Obrigkeit/ das hat nicht eben statt/ wenn die Obrig- keit sich ihres Ambts gebührend anneh- men will. So folget auch nicht/ daß die Macht/ so den Aposteln in Ecclesia con- stituenda zukahm/ nunmehro in Ecclesia constituta denen mittelbar beruffenen Kirchen-Dienern zukomme. Denn das Apostelambt etwas sonderliches und unterschiedenes ist von der ordentlichen Kirchen-Bedienung; eben als wie von dieser die äusserliche Kirchen-Direction unterschieden ist. Und deswegen gleich wie ein ordentlicher Kirchen-Diener nicht stracks ein Apostel ist; also ist der König
Das XII. Capitel niren. Es haben auch einige daraußſchlieſſen wollen/ daß die aͤuſſerliche Dire- ction der Kirche nothwendig etwas be- ſonders von der hoͤchſten Buͤrgerlichen Gewalt ſey/ und daß ſolche entweder durch die geſamte Cleriſey/ oder von ei- nem aus ihrem Mittel ſouverainement muͤſte gefuͤhret werden/ und daß alſo in einem jeden Chriſtlichen Staat noth- wendig muͤſten zwey abſonderliche inde- pendente corpora ſeyn/ deren das eine Eccleſia, das andere Civitas hieſſe/ deren jedes ſeine beſondere ſouveraine Directi- on haͤtte. Denn was man brauchen muß proviſionaliter, und wegen gaͤntzlicher Verabſaͤumung der hohen Obrigkeit/ das hat nicht eben ſtatt/ wenn die Obrig- keit ſich ihres Ambts gebuͤhrend anneh- men will. So folget auch nicht/ daß die Macht/ ſo den Apoſteln in Eccleſia con- ſtituenda zukahm/ nunmehro in Eccleſia conſtituta denen mittelbar beruffenen Kirchen-Dienern zukomme. Denn das Apoſtelambt etwas ſonderliches und unterſchiedenes iſt von der ordentlichen Kirchen-Bedienung; eben als wie von dieſer die aͤuſſerliche Kirchen-Direction unterſchieden iſt. Und deswegen gleich wie ein ordentlicher Kirchen-Diener nicht ſtracks ein Apoſtel iſt; alſo iſt der Koͤnig
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Das XII. Capitel
niren. Es haben auch einige darauß
ſchlieſſen wollen/ daß die aͤuſſerliche Dire-
ction der Kirche nothwendig etwas be-
ſonders von der hoͤchſten Buͤrgerlichen
Gewalt ſey/ und daß ſolche entweder
durch die geſamte Cleriſey/ oder von ei-
nem aus ihrem Mittel ſouverainement
muͤſte gefuͤhret werden/ und daß alſo in
einem jeden Chriſtlichen Staat noth-
wendig muͤſten zwey abſonderliche inde-
pendente corpora ſeyn/ deren das eine
Eccleſia, das andere Civitas hieſſe/ deren
jedes ſeine beſondere ſouveraine Directi-
on haͤtte. Denn was man brauchen muß
proviſionaliter, und wegen gaͤntzlicher
Verabſaͤumung der hohen Obrigkeit/
das hat nicht eben ſtatt/ wenn die Obrig-
keit ſich ihres Ambts gebuͤhrend anneh-
men will. So folget auch nicht/ daß die
Macht/ ſo den Apoſteln in Eccleſia con-
ſtituenda zukahm/ nunmehro in Eccleſia
conſtituta denen mittelbar beruffenen
Kirchen-Dienern zukomme. Denn das
Apoſtelambt etwas ſonderliches und
unterſchiedenes iſt von der ordentlichen
Kirchen-Bedienung; eben als wie von
dieſer die aͤuſſerliche Kirchen-Direction
unterſchieden iſt. Und deswegen gleich
wie ein ordentlicher Kirchen-Diener
nicht ſtracks ein Apoſtel iſt; alſo iſt der
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