Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. und Beschaffenheit etwas genauer zuuntersuchen desto mehr für die Mühe lohnet/ je grössere Influence dieselbige so viel hundert Jahr in die Staats-Ge- schäffte von Europa gehabt/ und je mit grösserm Eifer die Souverainität von ei- nem angefochten/ von andern verant- wortet wird/ worbey auch die Ursachen angeführet werden/ worum in vorigem Seculo sie einen so grossen Stoß bekom- men/ in diesem aber sich wiederumb in gu- te Postur gesetzet. Worauß auch ein jeder Vernünftiger urtheilen wird/ was für Success diejenige zu hoffen/ die einige Vorschläge wegen Vergleich der Prote- stiren den mit dem Pabst gethan haben. Daß demnach in Occident eine sothaneBarba- rey. der hohen Obrigkeit höchst nachtheilige Souverainität erwachsen können/ hat wiewohl von weitem nicht wenig geholf- fen/ die einreissende Barbarie und Ver- dunckelung der guten Wissenschafften/ die sich mit dem Untergang des Römischen Reichs in Occident ausgegossen/ denn verfälschte Wahren lassen sich am besten bey dunckelm und schwachem Liecht ver- kauffen; und einem Ignoranten kan man leichtlicher etwas ungereimtes/ als ei- nem in vernünftigen Wissenschafften ge- übten überreden/ zu dieser Barbarey nun/ B b b iij
vom Pabſt. und Beſchaffenheit etwas genauer zuunterſuchen deſto mehr fuͤr die Muͤhe lohnet/ je groͤſſere Influence dieſelbige ſo viel hundert Jahr in die Staats-Ge- ſchäffte von Europa gehabt/ und je mit groͤſſerm Eifer die Souverainitaͤt von ei- nem angefochten/ von andern verant- wortet wird/ worbey auch die Urſachen angefuͤhret werden/ worum in vorigem Seculo ſie einen ſo groſſen Stoß bekom- men/ in dieſem aber ſich wiederumb in gu- te Poſtur geſetzet. Worauß auch ein jeder Vernuͤnftiger urtheilen wird/ was fuͤr Succeſſ diejenige zu hoffen/ die einige Vorſchlaͤge wegen Vergleich der Prote- ſtiren den mit dem Pabſt gethan haben. Daß demnach in Occident eine ſothaneBarba- rey. der hohen Obrigkeit hoͤchſt nachtheilige Souverainitaͤt erwachſen koͤnnen/ hat wiewohl von weitem nicht wenig geholf- fen/ die einreiſſende Barbarie und Ver- dunckelung der guten Wiſſenſchafftẽ/ die ſich mit dem Untergang des Roͤmiſchen Reichs in Occident ausgegoſſen/ denn verfaͤlſchte Wahren laſſen ſich am beſten bey dunckelm und ſchwachem Liecht ver- kauffen; und einem Ignoranten kan man leichtlicher etwas ungereimtes/ als ei- nem in vernuͤnftigen Wiſſenſchafften ge- uͤbten uͤberreden/ zu dieſer Barbarey nun/ B b b iij
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vom Pabſt.
und Beſchaffenheit etwas genauer zu
unterſuchen deſto mehr fuͤr die Muͤhe
lohnet/ je groͤſſere Influence dieſelbige ſo
viel hundert Jahr in die Staats-Ge-
ſchäffte von Europa gehabt/ und je mit
groͤſſerm Eifer die Souverainitaͤt von ei-
nem angefochten/ von andern verant-
wortet wird/ worbey auch die Urſachen
angefuͤhret werden/ worum in vorigem
Seculo ſie einen ſo groſſen Stoß bekom-
men/ in dieſem aber ſich wiederumb in gu-
te Poſtur geſetzet. Worauß auch ein jeder
Vernuͤnftiger urtheilen wird/ was fuͤr
Succeſſ diejenige zu hoffen/ die einige
Vorſchlaͤge wegen Vergleich der Prote-
ſtiren den mit dem Pabſt gethan haben.
Daß demnach in Occident eine ſothane
der hohen Obrigkeit hoͤchſt nachtheilige
Souverainitaͤt erwachſen koͤnnen/ hat
wiewohl von weitem nicht wenig geholf-
fen/ die einreiſſende Barbarie und Ver-
dunckelung der guten Wiſſenſchafftẽ/ die
ſich mit dem Untergang des Roͤmiſchen
Reichs in Occident ausgegoſſen/ denn
verfaͤlſchte Wahren laſſen ſich am beſten
bey dunckelm und ſchwachem Liecht ver-
kauffen; und einem Ignoranten kan man
leichtlicher etwas ungereimtes/ als ei-
nem in vernuͤnftigen Wiſſenſchafften ge-
uͤbten uͤberreden/ zu dieſer Barbarey
nun/
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