Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel erstrecken können/ ist nicht auf einmahl/sondern nach der Hand/ und Stuffen- weise/ und durch verschiedene Künste und Anmassungen geschehen. Denn als man begunte einmahl die Klauen einzu- setzen/ ließ man nicht nach/ ob man schon ein und andermahl abgewiesen worden/ biß man endlich mit der Praetension durchgetrungen. Man bedienete sich auch der fügenden Gelegenheit gar klüg- lich/ worunter meines Erachtens die Vornehmste war/ daß die Käyserliche Residentz von Rom anderwerts verlegt worden/ dero beständige Gegenwart niemahls zugelassen/ daß ihme der Bi- schoff hätte zum Haupten sollen wach- sen. Jnmassen die zu Constantinopel/ so vielleicht nicht weniger Hoffarth und Einbildung als die zu Rom gehabt/ es niemahls so hoch bringen können. Nicht weniger that zur Sache/ daß nachmahls der Occident in verschiedene neue Reiche zertheilet ward/ die von Heidnischen und ungelehrten Völckern fundiret worden/ zu dero Bekehrung die Römische Kirche nicht wenig gethan; die deswegen sie zu respectiren verbunden zu seyn geglaubet/ auch ohne dem sie als die ältiste und vor- nehmste in Occident geehret. Alles weitläufftig anzuführen gehöret nicht für
Das XII. Capitel erſtrecken koͤnnen/ iſt nicht auf einmahl/ſondern nach der Hand/ und Stuffen- weiſe/ und durch verſchiedene Kuͤnſte und Anmaſſungen geſchehen. Denn als man begunte einmahl die Klauen einzu- ſetzen/ ließ man nicht nach/ ob man ſchon ein und andermahl abgewieſen worden/ biß man endlich mit der Prætenſion durchgetrungen. Man bedienete ſich auch der fuͤgenden Gelegenheit gar kluͤg- lich/ worunter meines Erachtens die Vornehmſte war/ daß die Kaͤyſerliche Reſidentz von Rom anderwerts verlegt worden/ dero beſtaͤndige Gegenwart niemahls zugelaſſen/ daß ihme der Bi- ſchoff haͤtte zum Haupten ſollen wach- ſen. Jnmaſſen die zu Conſtantinopel/ ſo vielleicht nicht weniger Hoffarth und Einbildung als die zu Rom gehabt/ es niemahls ſo hoch bringen koͤnnen. Nicht weniger that zur Sache/ daß nachmahls der Occident in verſchiedene neue Reiche zertheilet ward/ die von Heidniſchen und ungelehrten Voͤlckern fundiret worden/ zu dero Bekehrung die Roͤmiſche Kirche nicht wenig gethan; die deswegen ſie zu reſpectiren verbunden zu ſeyn geglaubet/ auch ohne dem ſie als die aͤltiſte und vor- nehmſte in Occident geehret. Alles weitlaͤufftig anzufuͤhren gehoͤret nicht fuͤr
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Das XII. Capitel
erſtrecken koͤnnen/ iſt nicht auf einmahl/
ſondern nach der Hand/ und Stuffen-
weiſe/ und durch verſchiedene Kuͤnſte
und Anmaſſungen geſchehen. Denn als
man begunte einmahl die Klauen einzu-
ſetzen/ ließ man nicht nach/ ob man ſchon
ein und andermahl abgewieſen worden/
biß man endlich mit der Prætenſion
durchgetrungen. Man bedienete ſich
auch der fuͤgenden Gelegenheit gar kluͤg-
lich/ worunter meines Erachtens die
Vornehmſte war/ daß die Kaͤyſerliche
Reſidentz von Rom anderwerts verlegt
worden/ dero beſtaͤndige Gegenwart
niemahls zugelaſſen/ daß ihme der Bi-
ſchoff haͤtte zum Haupten ſollen wach-
ſen. Jnmaſſen die zu Conſtantinopel/
ſo vielleicht nicht weniger Hoffarth und
Einbildung als die zu Rom gehabt/ es
niemahls ſo hoch bringen koͤnnen. Nicht
weniger that zur Sache/ daß nachmahls
der Occident in verſchiedene neue Reiche
zertheilet ward/ die von Heidniſchen und
ungelehrten Voͤlckern fundiret worden/
zu dero Bekehrung die Roͤmiſche Kirche
nicht wenig gethan; die deswegen ſie zu
reſpectiren verbunden zu ſeyn geglaubet/
auch ohne dem ſie als die aͤltiſte und vor-
nehmſte in Occident geehret. Alles
weitlaͤufftig anzufuͤhren gehoͤret nicht
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