Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel Bischöffe und andere Stände wider ihnan/ und machte ihm so viel zu thun/ daß er endlich das Recht Bischöffe zu setzen abstehen muste. Es suchte aber der Pabst unter diesem Vorwand nicht allein die Bischöffe von des Keysers Ge- walt zu eximiren/ sondern Hauptsäch- lich die Herrschafft von Jtalien an sich zu ziehen/ und alle Fürsten dem Päbst- lichen Stuhl zu unterwerffen. Und vermeynen etliche/ die Sache solte sich wohl endlich haben thun lassen/ weil da- mahls Europa in so viel Herrschafften vertheilet war/ und meist aus schwachen Printzen bestund/ deren viel entweder aus Andacht/ oder die Ober-Herrschafft der Grossen zu vermeiden/ sich dem Römischen Stuhl untergaben/ und ihm Tribut bezahlten. So daß wann drey oder vier Päbste nach der Reihe von gnugsamer Capacität gewesen wären dieses Dessein mit dem Mantel der Hei- ligkeit zu bedecken/ und das Interesse des Volcks wider die Pressuren der Fürsten zu nehmen/ sie sich zu Monarchen so wohl in weltlichen als geistlichen wür- den gemacht haben. Und zwar praeten- dirte der Pabst nicht allein für sich selbst von dem Keyser frey zu werden; sondern er such-
Das XII. Capitel Biſchoͤffe und andere Staͤnde wider ihnan/ und machte ihm ſo viel zu thun/ daß er endlich das Recht Biſchoͤffe zu ſetzen abſtehen muſte. Es ſuchte aber der Pabſt unter dieſem Vorwand nicht allein die Biſchoͤffe von des Keyſers Ge- walt zu eximiren/ ſondern Hauptſaͤch- lich die Herrſchafft von Jtalien an ſich zu ziehen/ und alle Fuͤrſten dem Paͤbſt- lichen Stuhl zu unterwerffen. Und vermeynen etliche/ die Sache ſolte ſich wohl endlich haben thun laſſen/ weil da- mahls Europa in ſo viel Herrſchafften vertheilet war/ und meiſt aus ſchwachen Printzen beſtund/ deren viel entweder aus Andacht/ oder die Ober-Herrſchafft der Groſſen zu vermeiden/ ſich dem Roͤmiſchen Stuhl untergaben/ und ihm Tribut bezahlten. So daß wann drey oder vier Paͤbſte nach der Reihe von gnugſamer Capacitaͤt geweſen waͤren dieſes Deſſein mit dem Mantel der Hei- ligkeit zu bedecken/ und das Intereſſe des Volcks wider die Preſſuren der Fuͤrſten zu nehmen/ ſie ſich zu Monarchen ſo wohl in weltlichen als geiſtlichen wuͤr- den gemacht haben. Und zwar præten- dirte der Pabſt nicht allein fuͤr ſich ſelbſt von dem Keyſer frey zu werden; ſondern er ſuch-
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Das XII. Capitel
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an/ und machte ihm ſo viel zu thun/
daß er endlich das Recht Biſchoͤffe zu
ſetzen abſtehen muſte. Es ſuchte aber
der Pabſt unter dieſem Vorwand nicht
allein die Biſchoͤffe von des Keyſers Ge-
walt zu eximiren/ ſondern Hauptſaͤch-
lich die Herrſchafft von Jtalien an ſich
zu ziehen/ und alle Fuͤrſten dem Paͤbſt-
lichen Stuhl zu unterwerffen. Und
vermeynen etliche/ die Sache ſolte ſich
wohl endlich haben thun laſſen/ weil da-
mahls Europa in ſo viel Herrſchafften
vertheilet war/ und meiſt aus ſchwachen
Printzen beſtund/ deren viel entweder
aus Andacht/ oder die Ober-Herrſchafft
der Groſſen zu vermeiden/ ſich dem
Roͤmiſchen Stuhl untergaben/ und ihm
Tribut bezahlten. So daß wann drey
oder vier Paͤbſte nach der Reihe von
gnugſamer Capacitaͤt geweſen waͤren
dieſes Deſſein mit dem Mantel der Hei-
ligkeit zu bedecken/ und das Intereſſe des
Volcks wider die Preſſuren der Fuͤrſten
zu nehmen/ ſie ſich zu Monarchen ſo
wohl in weltlichen als geiſtlichen wuͤr-
den gemacht haben. Und zwar præten-
dirte der Pabſt nicht allein fuͤr ſich ſelbſt
von dem Keyſer frey zu werden; ſondern
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