Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel rem Rechte/ daß die Päbste mit dieserPraetension bey ihnen nicht kunten durch- tringen. Wie auch die Päbste sich nicht erkühneten zugleich den Keyser und Franckreich aufm Arm zu haben; und hielten für sich sicher/ auf allen Fall einen Rückenhalt zubehalten. Zumahl der Pabst nicht so sehr bekümmert war Franckreich zu schwächen/ mit dem er so viel nicht zu demesliren hatte/ als den Keyser zu niedrigen/ der in Jtalien mächtig war/ und Rom unter seinem Ge- horsam haben wolte. So war auch Teutschland in sich selbst nicht so wohl vereiniget/ als Franckreich. Und weil auch die andern Printzen auf jenes gros- se und mächtige Reich jaloux waren/ stimmeten sie gerne mit dem Pabst über- ein/ den Keyser zu erniedrigen; worzu ihnen der Vorwand den heiligen Stuhl/ und Autorität der Kirchen zu beschützen einen Schein gab. Zwar suchten nach der Zeit Fridericus I. und II. die Keyser- liche Gewalt über den Pabst auf den al- ten Fuß zu setzen/ konten es aber nicht durchtreiben/ sonderlich weil sich Jta- lien in zwey Factiones der Guelfen und Gibelliner vertheilete/ deren jene es mit dem Pabst/ diese aber mit dem Keyser hielten/
Das XII. Capitel rem Rechte/ daß die Paͤbſte mit dieſerPrætenſion bey ihnen nicht kunten durch- tringen. Wie auch die Päbſte ſich nicht erkuͤhneten zugleich den Keyſer und Franckreich aufm Arm zu haben; und hielten fuͤr ſich ſicher/ auf allen Fall einen Ruͤckenhalt zubehalten. Zumahl der Pabſt nicht ſo ſehr bekuͤmmert war Franckreich zu ſchwaͤchen/ mit dem er ſo viel nicht zu demesliren hatte/ als den Keyſer zu niedrigen/ der in Jtalien maͤchtig war/ und Rom unteꝛ ſeinem Ge- horſam haben wolte. So war auch Teutſchland in ſich ſelbſt nicht ſo wohl vereiniget/ als Franckreich. Und weil auch die andern Printzen auf jenes groſ- ſe und maͤchtige Reich jaloux waren/ ſtimmeten ſie gerne mit dem Pabſt uͤber- ein/ den Keyſer zu erniedrigen; worzu ihnen der Vorwand den heiligen Stuhl/ und Autoritaͤt der Kirchen zu beſchuͤtzen einen Schein gab. Zwar ſuchten nach der Zeit Fridericus I. und II. die Keyſer- liche Gewalt uͤber den Pabſt auf den al- ten Fuß zu ſetzen/ konten es aber nicht durchtreiben/ ſonderlich weil ſich Jta- lien in zwey Factiones der Guelfen und Gibelliner vertheilete/ deren jene es mit dem Pabſt/ dieſe aber mit dem Keyſer hielten/
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Das XII. Capitel
rem Rechte/ daß die Paͤbſte mit dieſer
Prætenſion bey ihnen nicht kunten durch-
tringen. Wie auch die Päbſte ſich nicht
erkuͤhneten zugleich den Keyſer und
Franckreich aufm Arm zu haben; und
hielten fuͤr ſich ſicher/ auf allen Fall einen
Ruͤckenhalt zubehalten. Zumahl der
Pabſt nicht ſo ſehr bekuͤmmert war
Franckreich zu ſchwaͤchen/ mit dem er ſo
viel nicht zu demesliren hatte/ als den
Keyſer zu niedrigen/ der in Jtalien
maͤchtig war/ und Rom unteꝛ ſeinem Ge-
horſam haben wolte. So war auch
Teutſchland in ſich ſelbſt nicht ſo wohl
vereiniget/ als Franckreich. Und weil
auch die andern Printzen auf jenes groſ-
ſe und maͤchtige Reich jaloux waren/
ſtimmeten ſie gerne mit dem Pabſt uͤber-
ein/ den Keyſer zu erniedrigen; worzu
ihnen der Vorwand den heiligen Stuhl/
und Autoritaͤt der Kirchen zu beſchuͤtzen
einen Schein gab. Zwar ſuchten nach
der Zeit Fridericus I. und II. die Keyſer-
liche Gewalt uͤber den Pabſt auf den al-
ten Fuß zu ſetzen/ konten es aber nicht
durchtreiben/ ſonderlich weil ſich Jta-
lien in zwey Factiones der Guelfen und
Gibelliner vertheilete/ deren jene es mit
dem Pabſt/ dieſe aber mit dem Keyſer
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