Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. gab man vor/ daß man in seiner Per-son mit nichten berührete den Stadt- halter JEsu Christi/ sondern einen bö- sen Menschen/ der durch unrechtmäs- sige Wege sich zu dem Päbstlichen Stuhl eingedrungen hätte: und müste man deswegen ein allgemein Concilium beruffen/ die Kirche von dessen Unter- druckung zubefreyen. Aber noch viel grössern Schaden haben die SchismataSchisma- ta. dem Päbstlichen Ansehen verursachet/ oder daß man bey Uneinigkeit der Car- dinäle zwey Päbste zugleich gewählet hat; die einander umb die Wette in Bann gethan/ und ausgescholten; und damit sie sich bey dem Päbstlichen Stuhl mainteniren möchten/ den Kö- nigen flattiren musten/ und weisen/ daß sie derer nicht entbehren könten. Es war auch eine sothane Spaltung ein unfehlbar Zeichen/ daß bey selbiger Päbste Wahl nicht der Heilige Geist/ sondern schlimme Intriguen regieret hätten. Dannenhero auch viel Ver- nünftige auf diese Meynung fielen/ man solte auf solchen Fall keinen von beyden für Pabst erkennen/ sondern einen neuen wählen; welches nachmahls aufm Concilio zu Costnitz practiciret worden/
vom Pabſt. gab man vor/ daß man in ſeiner Per-ſon mit nichten beruͤhrete den Stadt- halter JEſu Chriſti/ ſondern einen boͤ- ſen Menſchen/ der durch unrechtmaͤſ- ſige Wege ſich zu dem Paͤbſtlichen Stuhl eingedrungen haͤtte: und muͤſte man deswegen ein allgemein Concilium beruffen/ die Kirche von deſſen Unter- druckung zubefreyen. Aber noch viel groͤſſern Schaden haben die SchiſmataSchiſma- ta. dem Paͤbſtlichen Anſehen verurſachet/ oder daß man bey Uneinigkeit der Car- dinaͤle zwey Paͤbſte zugleich gewaͤhlet hat; die einander umb die Wette in Bann gethan/ und ausgeſcholten; und damit ſie ſich bey dem Paͤbſtlichen Stuhl mainteniren moͤchten/ den Koͤ- nigen flattiren muſten/ und weiſen/ daß ſie derer nicht entbehren koͤnten. Es war auch eine ſothane Spaltung ein unfehlbar Zeichen/ daß bey ſelbiger Paͤbſte Wahl nicht der Heilige Geiſt/ ſondern ſchlimme Intriguen regieret haͤtten. Dannenhero auch viel Ver- nuͤnftige auf dieſe Meynung fielen/ man ſolte auf ſolchen Fall keinen von beyden fuͤr Pabſt erkennen/ ſondern einen neuen waͤhlen; welches nachmahls aufm Concilio zu Coſtnitz practiciret worden/
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vom Pabſt.
gab man vor/ daß man in ſeiner Per-
ſon mit nichten beruͤhrete den Stadt-
halter JEſu Chriſti/ ſondern einen boͤ-
ſen Menſchen/ der durch unrechtmaͤſ-
ſige Wege ſich zu dem Paͤbſtlichen
Stuhl eingedrungen haͤtte: und muͤſte
man deswegen ein allgemein Concilium
beruffen/ die Kirche von deſſen Unter-
druckung zubefreyen. Aber noch viel
groͤſſern Schaden haben die Schiſmata
dem Paͤbſtlichen Anſehen verurſachet/
oder daß man bey Uneinigkeit der Car-
dinaͤle zwey Paͤbſte zugleich gewaͤhlet
hat; die einander umb die Wette in
Bann gethan/ und ausgeſcholten; und
damit ſie ſich bey dem Paͤbſtlichen
Stuhl mainteniren moͤchten/ den Koͤ-
nigen flattiren muſten/ und weiſen/
daß ſie derer nicht entbehren koͤnten. Es
war auch eine ſothane Spaltung ein
unfehlbar Zeichen/ daß bey ſelbiger
Paͤbſte Wahl nicht der Heilige Geiſt/
ſondern ſchlimme Intriguen regieret
haͤtten. Dannenhero auch viel Ver-
nuͤnftige auf dieſe Meynung fielen/ man
ſolte auf ſolchen Fall keinen von beyden
fuͤr Pabſt erkennen/ ſondern einen
neuen waͤhlen; welches nachmahls
aufm Concilio zu Coſtnitz practiciret
worden/
Schiſma-
ta.
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