Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. daß die meisten Cultores bonarum lite-rarum in Teutschland Lutheri Par- they nahmen. Man kan auch nicht läugnen/ daß ja auch Erasmus von Roterdam viel zur Sache gethan/ als der bereits viel Mißbräuche und Jr- thümme entdecket/ und getadelt/ die Theologiam Scholasticam verworffen/ und die Leute zu der Bibel und Patri- bus angewiesen; die Barbarie/ so von München und Pfaffen geheget ward/ durchgehechelt/ Lutheri Sa- che im Anfang gut geheissen/ ob ihm schon seine hitzige und bittere Manier zu schreiben nicht allerdings anstund. Und that sein blosses Stillschwei- gen/ des Lutheri Gegen-Part gros- sen Schaden. Denn weil Erasmus zu selbiger Zeit für den gelehrte- sten Theologum gehalten ward/ so dachten sie/ Erasmus würde sich wohl hinter Lutherum hergemachet ha- ben/ wenn er nicht sehe/ daß die- ser gute Sache hätte. Und als er nachmahls mit dem Buch de Li- bero Arbitrio fürn Tag kahm/ hat- te es keinen Nachdruck/ weil man wohl sehen kunte/ daß er mehr aus anderer Antrieb/ als aus eig- ner
vom Pabſt. daß die meiſten Cultores bonarum lite-rarum in Teutſchland Lutheri Par- they nahmen. Man kan auch nicht laͤugnen/ daß ja auch Eraſmus von Roterdam viel zur Sache gethan/ als der bereits viel Mißbraͤuche und Jr- thuͤmme entdecket/ und getadelt/ die Theologiam Scholaſticam verworffen/ und die Leute zu der Bibel und Patri- bus angewieſen; die Barbarie/ ſo von Muͤnchen und Pfaffen geheget ward/ durchgehechelt/ Lutheri Sa- che im Anfang gut geheiſſen/ ob ihm ſchon ſeine hitzige und bittere Manier zu ſchreiben nicht allerdings anſtund. Und that ſein bloſſes Stillſchwei- gen/ des Lutheri Gegen-Part groſ- ſen Schaden. Denn weil Eraſmus zu ſelbiger Zeit fuͤr den gelehrte- ſten Theologum gehalten ward/ ſo dachten ſie/ Eraſmus wuͤrde ſich wohl hinter Lutherum hergemachet ha- ben/ wenn er nicht ſehe/ daß die- ſer gute Sache haͤtte. Und als er nachmahls mit dem Buch de Li- bero Arbitrio fuͤrn Tag kahm/ hat- te es keinen Nachdruck/ weil man wohl ſehen kunte/ daß er mehr aus anderer Antrieb/ als aus eig- ner
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they nahmen. Man kan auch nicht
laͤugnen/ daß ja auch Eraſmus von
Roterdam viel zur Sache gethan/ als
der bereits viel Mißbraͤuche und Jr-
thuͤmme entdecket/ und getadelt/ die
Theologiam Scholaſticam verworffen/
und die Leute zu der Bibel und Patri-
bus angewieſen; die Barbarie/ ſo
von Muͤnchen und Pfaffen geheget
ward/ durchgehechelt/ Lutheri Sa-
che im Anfang gut geheiſſen/ ob ihm
ſchon ſeine hitzige und bittere Manier
zu ſchreiben nicht allerdings anſtund.
Und that ſein bloſſes Stillſchwei-
gen/ des Lutheri Gegen-Part groſ-
ſen Schaden. Denn weil Eraſmus
zu ſelbiger Zeit fuͤr den gelehrte-
ſten Theologum gehalten ward/ ſo
dachten ſie/ Eraſmus wuͤrde ſich wohl
hinter Lutherum hergemachet ha-
ben/ wenn er nicht ſehe/ daß die-
ſer gute Sache haͤtte. Und als er
nachmahls mit dem Buch de Li-
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te es keinen Nachdruck/ weil man
wohl ſehen kunte/ daß er mehr
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/845>, abgerufen am 16.07.2024. |