Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII Capitel Denn es insultiren die Päbste nicht mehrso übermüthig den Potentaten/ wie vor diesem/ sondern hanthieren dieselbe mit mehrer Höfligkeit und Lindigkeit. Zwar im vorigen Seculo überwarf sich Paulus IV. mit Spanien/ und in diesem Pau- lus V. mit Venedig ziemlich unvernünf- tig: allein es ward die Sache durch klu- ge Vermittelung bald beygeleget/ bevor sie zu einem grossen Ubel kunte ausschla- gen; und haben die Päbste seithero wohl gesehen/ daß sothane Hitze zu ihrem Staat gantz nicht diene. Jnmassen man Pau- lum V. bald zur raison brachte/ da ihme der Frantzösische Ambassadeur weise machte; es liesen die Venetianer Predi- ger von Genf kommen/ und würden sich bald gut reformirt erklären. Es hat auch der Päbstliche Stuhl nicht mehr solche Debauchanten gehabt/ wie Alexan- der VI. oder sothane Martialisten/ als Ju- lius II. war/ sondern sie haben sich viel- mehr beflissen ihre Intriguen fein in der Stille zu treiben/ und von aussen den Schein als Beförderer und Vermittler des Friedens zubezeugen. Den ärger- lichen Ablaß-Kram und die gar zu grobe Simonie hat man eingestellet/ und trach- tet den Leuten das Geld mit besserer Manier abzuvexiren. Die Bischöffe haben
Das XII Capitel Denn es inſultiren die Paͤbſte nicht mehrſo uͤbermuͤthig den Potentaten/ wie vor dieſem/ ſondern hanthieren dieſelbe mit mehrer Hoͤfligkeit und Lindigkeit. Zwar im vorigen Seculo uͤberwarf ſich Paulus IV. mit Spanien/ und in dieſem Pau- lus V. mit Venedig ziemlich unvernuͤnf- tig: allein es ward die Sache durch klu- ge Vermittelung bald beygeleget/ bevor ſie zu einem groſſen Ubel kunte ausſchla- gen; und haben die Paͤbſte ſeithero wohl geſehen/ daß ſothane Hitze zu ihꝛem Staat gantz nicht diene. Jnmaſſen man Pau- lum V. bald zur raiſon brachte/ da ihme der Frantzoͤſiſche Ambaſſadeur weiſe machte; es lieſen die Venetianer Predi- ger von Genf kommen/ und wuͤrden ſich bald gut reformirt erklaͤren. Es hat auch der Paͤbſtliche Stuhl nicht mehr ſolche Debauchanten gehabt/ wie Alexan- der VI. oder ſothane Martialiſten/ als Ju- lius II. war/ ſondern ſie haben ſich viel- mehr befliſſen ihre Intriguen fein in der Stille zu treiben/ und von auſſen den Schein als Befoͤrderer und Vermittler des Friedens zubezeugen. Den aͤrger- lichen Ablaß-Kram und die gar zu grobe Simonie hat man eingeſtellet/ und trach- tet den Leuten das Geld mit beſſerer Manier abzuvexiren. Die Biſchoͤffe haben
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Das XII Capitel
Denn es inſultiren die Paͤbſte nicht mehr
ſo uͤbermuͤthig den Potentaten/ wie vor
dieſem/ ſondern hanthieren dieſelbe mit
mehrer Hoͤfligkeit und Lindigkeit. Zwar
im vorigen Seculo uͤberwarf ſich Paulus
IV. mit Spanien/ und in dieſem Pau-
lus V. mit Venedig ziemlich unvernuͤnf-
tig: allein es ward die Sache durch klu-
ge Vermittelung bald beygeleget/ bevor
ſie zu einem groſſen Ubel kunte ausſchla-
gen; und haben die Paͤbſte ſeithero wohl
geſehen/ daß ſothane Hitze zu ihꝛem Staat
gantz nicht diene. Jnmaſſen man Pau-
lum V. bald zur raiſon brachte/ da ihme
der Frantzoͤſiſche Ambaſſadeur weiſe
machte; es lieſen die Venetianer Predi-
ger von Genf kommen/ und wuͤrden ſich
bald gut reformirt erklaͤren. Es hat
auch der Paͤbſtliche Stuhl nicht mehr
ſolche Debauchanten gehabt/ wie Alexan-
der VI. oder ſothane Martialiſten/ als Ju-
lius II. war/ ſondern ſie haben ſich viel-
mehr befliſſen ihre Intriguen fein in der
Stille zu treiben/ und von auſſen den
Schein als Befoͤrderer und Vermittler
des Friedens zubezeugen. Den aͤrger-
lichen Ablaß-Kram und die gar zu grobe
Simonie hat man eingeſtellet/ und trach-
tet den Leuten das Geld mit beſſerer
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