Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel und so lange er noch im Rohr sitzet/nicht Pfeiffen schneiden solte. Und ist es gemein/ daß man Favoriten und andere/ so gut Glück haben/ beneidet/ weil es andere verdriesset/ daß sie es so gut nicht haben können. Zumahl man oh- ne dem fast nicht wüste so groß Einkom- men anzuwenden/ weil der Pabst nicht nöthig hat viel Geld auf sein Kriegs- volck zu spendiren. Man hat auch von Zeiten Urbani VIII. einen von des Pabsts Nepoten als premier Ministre Cardinal Padrone.gebrauchet/ und ihn Cardinal Padrone genennet. Unter den Ursachen/ war- umb der Pabst seinem Nepoti das Regi- ment in die Hand giebet/ führet man ab- sonderlich diese an; weil die Blutfreund- schafft erfordert/ daß man sie für andern hervor ziehe/ und weil er dadurch seine Person in Sicherheit setzet/ die sonsten vielen Nachstellungen unterworffen ist/ mehr als Erbliche Fürsten/ deren Todt ihre Nachfolger zu rächen pflegen. Und kan man darauß abnehmen/ wie bang den Päbsten für Gifft seyn muß/ daß all- zeit/ wenn der Pabst communiciret/ der Sacellanus, so das Brod und den Wein unter Händen hat/ von beyden Parteyen mit geniessen muß. So soll auch das Regiment der Nepoten darzu dienen/ weil
Das XII. Capitel und ſo lange er noch im Rohr ſitzet/nicht Pfeiffen ſchneiden ſolte. Und iſt es gemein/ daß man Favoriten und andere/ ſo gut Gluͤck haben/ beneidet/ weil es andere verdꝛieſſet/ daß ſie es ſo gut nicht haben koͤnnen. Zumahl man oh- ne dem faſt nicht wuͤſte ſo groß Einkom- men anzuwenden/ weil der Pabſt nicht noͤthig hat viel Geld auf ſein Kriegs- volck zu ſpendiren. Man hat auch von Zeiten Urbani VIII. einen von des Pabſts Nepoten als premier Miniſtre Cardinal Padrone.gebrauchet/ und ihn Cardinal Padrone genennet. Unter den Urſachen/ war- umb der Pabſt ſeinem Nepoti das Regi- ment in die Hand giebet/ fuͤhret man ab- ſonderlich dieſe an; weil die Blutfreund- ſchafft erfordert/ daß man ſie fuͤr andern hervor ziehe/ und weil er dadurch ſeine Perſon in Sicherheit ſetzet/ die ſonſten vielen Nachſtellungen unterworffen iſt/ mehr als Erbliche Fuͤrſten/ deren Todt ihre Nachfolger zu raͤchen pflegen. Und kan man darauß abnehmen/ wie bang den Paͤbſten fuͤr Gifft ſeyn muß/ daß all- zeit/ wenn der Pabſt communiciret/ der Sacellanus, ſo das Brod und den Wein unter Haͤnden hat/ von beyden Parteyen mit genieſſen muß. So ſoll auch das Regiment der Nepoten darzu dienen/ weil
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Das XII. Capitel
und ſo lange er noch im Rohr ſitzet/
nicht Pfeiffen ſchneiden ſolte. Und iſt
es gemein/ daß man Favoriten und
andere/ ſo gut Gluͤck haben/ beneidet/
weil es andere verdꝛieſſet/ daß ſie es ſo gut
nicht haben koͤnnen. Zumahl man oh-
ne dem faſt nicht wuͤſte ſo groß Einkom-
men anzuwenden/ weil der Pabſt nicht
noͤthig hat viel Geld auf ſein Kriegs-
volck zu ſpendiren. Man hat auch von
Zeiten Urbani VIII. einen von des
Pabſts Nepoten als premier Miniſtre
gebrauchet/ und ihn Cardinal Padrone
genennet. Unter den Urſachen/ war-
umb der Pabſt ſeinem Nepoti das Regi-
ment in die Hand giebet/ fuͤhret man ab-
ſonderlich dieſe an; weil die Blutfreund-
ſchafft erfordert/ daß man ſie fuͤr andern
hervor ziehe/ und weil er dadurch ſeine
Perſon in Sicherheit ſetzet/ die ſonſten
vielen Nachſtellungen unterworffen iſt/
mehr als Erbliche Fuͤrſten/ deren Todt
ihre Nachfolger zu raͤchen pflegen. Und
kan man darauß abnehmen/ wie bang
den Paͤbſten fuͤr Gifft ſeyn muß/ daß all-
zeit/ wenn der Pabſt communiciret/ der
Sacellanus, ſo das Brod und den Wein
unter Haͤnden hat/ von beyden Parteyen
mit genieſſen muß. So ſoll auch das
Regiment der Nepoten darzu dienen/
weil
Cardinal
Padrone.
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