Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
unter Päbstischen Herren sitzen. Denn
diese wegen Freyheit der Religion bey
weiten so versichert nicht sind/ als jene. Also
beruhet der Hugenotten in Franckreich
Sicherheit auf der blossen Parole des Kö-
nigs/ und dem Edicto von Nantes; und
würde es ihnen schlecht gehen/ wenn ei-
nem König in Franckreich ein Spanischer
oder Oesterreischicher Eifer ankähme.
Allein ich solte nicht leicht vermuthen/
daß der König ihnen/ wenn sie sich still
halten/ der Religion halber Gewalt thun
solte; zumahl wenn er bedencket die guten
Dienste/ so Henricus IV. von den
Hugenotten genossen/ ohne dero Bey-
stand er wohl schwerlich würde zur
Cron gelanget seyn. Es soll auch dem
Polen nicht leichtlich ankommen/ Cur-
land und Preussen der Religion wegen
zu verfolgen/ zumahl so lange Dan-
tzig in seiner Freyheit bestehet/ dier Po-
testanten in Teutschland sind ziemlich
starck/ so daß wenn sie unter einem
Haupt alle vereiniget wären/ sie ei-
nem considerabeln Königreiche könten
gleich gehen. Allein die Vielheit
der Häupter und ihre besondere Ab-
sehen/ auch daß sie ziemlich ver-
streuet liegen/ schwächet ihre Kräffte

nicht

Das XII. Capitel
unter Paͤbſtiſchen Herren ſitzen. Denn
dieſe wegen Freyheit der Religion bey
weitẽ ſo veꝛſichert nicht ſind/ als jene. Alſo
beruhet der Hugenotten in Franckreich
Sicherheit auf der bloſſen Parole des Koͤ-
nigs/ und dem Edicto von Nantes; und
wuͤrde es ihnen ſchlecht gehen/ wenn ei-
nem Koͤnig in Franckreich ein Spaniſcher
oder Oeſterreiſchicher Eifer ankaͤhme.
Allein ich ſolte nicht leicht vermuthen/
daß der Koͤnig ihnen/ wenn ſie ſich ſtill
halten/ der Religion halber Gewalt thun
ſolte; zumahl wenn er bedencket die guten
Dienſte/ ſo Henricus IV. von den
Hugenotten genoſſen/ ohne dero Bey-
ſtand er wohl ſchwerlich wuͤrde zur
Cron gelanget ſeyn. Es ſoll auch dem
Polen nicht leichtlich ankommen/ Cur-
land und Preuſſen der Religion wegen
zu verfolgen/ zumahl ſo lange Dan-
tzig in ſeiner Freyheit beſtehet/ dier Po-
teſtanten in Teutſchland ſind ziemlich
ſtarck/ ſo daß wenn ſie unter einem
Haupt alle vereiniget waͤren/ ſie ei-
nem conſiderabeln Koͤnigreiche koͤnten
gleich gehen. Allein die Vielheit
der Haͤupter und ihre beſondere Ab-
ſehen/ auch daß ſie ziemlich ver-
ſtreuet liegen/ ſchwaͤchet ihre Kraͤffte

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0918" n="888"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
unter Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;chen Herren &#x017F;itzen. Denn<lb/>
die&#x017F;e wegen Freyheit der <hi rendition="#aq">Religion</hi> bey<lb/>
weite&#x0303; &#x017F;o ve&#xA75B;&#x017F;ichert nicht &#x017F;ind/ als jene. Al&#x017F;o<lb/>
beruhet der Hugenotten in Franckreich<lb/>
Sicherheit auf der blo&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Parole</hi> des Ko&#x0364;-<lb/>
nigs/ und dem <hi rendition="#aq">Edicto</hi> von Nantes; und<lb/>
wu&#x0364;rde es ihnen &#x017F;chlecht gehen/ wenn ei-<lb/>
nem Ko&#x0364;nig in Franckreich ein Spani&#x017F;cher<lb/>
oder Oe&#x017F;terrei&#x017F;chicher Eifer anka&#x0364;hme.<lb/>
Allein ich &#x017F;olte nicht leicht vermuthen/<lb/>
daß der Ko&#x0364;nig ihnen/ wenn &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;till<lb/>
halten/ der <hi rendition="#aq">Religion</hi> halber Gewalt thun<lb/>
&#x017F;olte; zumahl wenn er bedencket die guten<lb/>
Dien&#x017F;te/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">Henricus IV.</hi> von den<lb/>
Hugenotten geno&#x017F;&#x017F;en/ ohne dero Bey-<lb/>
&#x017F;tand er wohl &#x017F;chwerlich wu&#x0364;rde zur<lb/>
Cron gelanget &#x017F;eyn. Es &#x017F;oll auch dem<lb/>
Polen nicht leichtlich ankommen/ Cur-<lb/>
land und Preu&#x017F;&#x017F;en der <hi rendition="#aq">Religion</hi> wegen<lb/>
zu verfolgen/ zumahl &#x017F;o lange Dan-<lb/>
tzig in &#x017F;einer Freyheit be&#x017F;tehet/ dier Po-<lb/>
te&#x017F;tanten in Teut&#x017F;chland &#x017F;ind ziemlich<lb/>
&#x017F;tarck/ &#x017F;o daß wenn &#x017F;ie unter einem<lb/>
Haupt alle vereiniget wa&#x0364;ren/ &#x017F;ie ei-<lb/>
nem <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderabeln</hi> Ko&#x0364;nigreiche ko&#x0364;nten<lb/>
gleich gehen. Allein die Vielheit<lb/>
der Ha&#x0364;upter und ihre be&#x017F;ondere Ab-<lb/>
&#x017F;ehen/ auch daß &#x017F;ie ziemlich ver-<lb/>
&#x017F;treuet liegen/ &#x017F;chwa&#x0364;chet ihre Kra&#x0364;ffte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[888/0918] Das XII. Capitel unter Paͤbſtiſchen Herren ſitzen. Denn dieſe wegen Freyheit der Religion bey weitẽ ſo veꝛſichert nicht ſind/ als jene. Alſo beruhet der Hugenotten in Franckreich Sicherheit auf der bloſſen Parole des Koͤ- nigs/ und dem Edicto von Nantes; und wuͤrde es ihnen ſchlecht gehen/ wenn ei- nem Koͤnig in Franckreich ein Spaniſcher oder Oeſterreiſchicher Eifer ankaͤhme. Allein ich ſolte nicht leicht vermuthen/ daß der Koͤnig ihnen/ wenn ſie ſich ſtill halten/ der Religion halber Gewalt thun ſolte; zumahl wenn er bedencket die guten Dienſte/ ſo Henricus IV. von den Hugenotten genoſſen/ ohne dero Bey- ſtand er wohl ſchwerlich wuͤrde zur Cron gelanget ſeyn. Es ſoll auch dem Polen nicht leichtlich ankommen/ Cur- land und Preuſſen der Religion wegen zu verfolgen/ zumahl ſo lange Dan- tzig in ſeiner Freyheit beſtehet/ dier Po- teſtanten in Teutſchland ſind ziemlich ſtarck/ ſo daß wenn ſie unter einem Haupt alle vereiniget waͤren/ ſie ei- nem conſiderabeln Koͤnigreiche koͤnten gleich gehen. Allein die Vielheit der Haͤupter und ihre beſondere Ab- ſehen/ auch daß ſie ziemlich ver- ſtreuet liegen/ ſchwaͤchet ihre Kraͤffte nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/918
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/918>, abgerufen am 24.11.2024.