Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
geoffenbaret/ entgegen setzen/ und vor-
geben würde/ man hätte dis durch jenes
aufheben wollen/ so müste man es ge-
wißlich vor eine Beschuldigung boshaff-
tiger/ oder unverständiger Leute halten.
Was nun die bürgerlichen Gesetze anbe-
langet/ so scheinets/ daß diese sich wohl
leichte mit denen Natürlichen Rechten
vertragen sollen; Allein das wil was
mühsamer seyn/ daß man zwischen dem
Jure Naturae, und der Theologia mo-
rali
die Grentzen richtig abzeichne/ und
den genauen Unterscheid dieser beyden
recht eigendlich ausmache. Jch wil mei-
ne Gedancken hierüber kürtzlich eröff-
nen/ iedoch sonder Anmassung einer Di-
ctatori
schen Gewalt/ oder Päbstischen
Infallibilität; denn ich eben so wenig/
als andere Leute/ vor allen J[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]rthümern
gesichert bin/ habe mich auch keiner
Weisheit aus Göttlicher Offenbarung/
oder vielmehr unvernünfftigen und
phantastischen Antrieb einer sonderbaren
Erleuchtung zu rühmen; sondern was
ich disfalls thue/ geschicht bloß/ meinen
Amte und Pflicht/ nach Vermögen/ ei-

ni-

Vorrede.
geoffenbaret/ entgegen ſetzen/ und vor-
geben wuͤrde/ man haͤtte dis durch jenes
aufheben wollen/ ſo muͤſte man es ge-
wißlich vor eine Beſchuldigung boshaff-
tiger/ oder unverſtaͤndiger Leute halten.
Was nun die buͤrgerlichen Geſetze anbe-
langet/ ſo ſcheinets/ daß dieſe ſich wohl
leichte mit denen Natuͤrlichen Rechten
vertragen ſollen; Allein das wil was
muͤhſamer ſeyn/ daß man zwiſchen dem
Jure Naturæ, und der Theologiâ mo-
rali
die Grentzen richtig abzeichne/ und
den genauen Unterſcheid dieſer beyden
recht eigendlich ausmache. Jch wil mei-
ne Gedancken hieruͤber kuͤrtzlich eroͤff-
nen/ iedoch ſonder Anmaſſung einer Di-
ctatori
ſchen Gewalt/ oder Paͤbſtiſchen
Infallibilität; denn ich eben ſo wenig/
als andere Leute/ vor allen J[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ꝛthuͤmern
geſichert bin/ habe mich auch keiner
Weisheit aus Goͤttlicher Offenbarung/
oder vielmehr unvernuͤnfftigen und
phantaſtiſchen Antrieb einer ſonderbaren
Erleuchtung zu ruͤhmen; ſondern was
ich disfalls thue/ geſchicht bloß/ meinen
Amte und Pflicht/ nach Vermoͤgen/ ei-

ni-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
geoffenbaret/ entgegen &#x017F;etzen/ und vor-<lb/>
geben wu&#x0364;rde/ man ha&#x0364;tte dis durch jenes<lb/>
aufheben wollen/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te man es ge-<lb/>
wißlich vor eine Be&#x017F;chuldigung boshaff-<lb/>
tiger/ oder unver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Leute halten.<lb/>
Was nun die bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;etze anbe-<lb/>
langet/ &#x017F;o &#x017F;cheinets/ daß die&#x017F;e &#x017F;ich wohl<lb/>
leichte mit denen Natu&#x0364;rlichen Rechten<lb/>
vertragen &#x017F;ollen; Allein das wil was<lb/>
mu&#x0364;h&#x017F;amer &#x017F;eyn/ daß man zwi&#x017F;chen dem<lb/><hi rendition="#aq">Jure Naturæ,</hi> und der <hi rendition="#aq">Theologiâ mo-<lb/>
rali</hi> die Grentzen richtig abzeichne/ und<lb/>
den genauen Unter&#x017F;cheid die&#x017F;er beyden<lb/>
recht eigendlich ausmache. Jch wil mei-<lb/>
ne Gedancken hieru&#x0364;ber ku&#x0364;rtzlich ero&#x0364;ff-<lb/>
nen/ iedoch &#x017F;onder Anma&#x017F;&#x017F;ung einer <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
ctatori</hi>&#x017F;chen Gewalt/ oder Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Infallibilität;</hi> denn ich eben &#x017F;o wenig/<lb/>
als andere Leute/ vor allen J<gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>&#xA75B;thu&#x0364;mern<lb/>
ge&#x017F;ichert bin/ habe mich auch keiner<lb/>
Weisheit aus Go&#x0364;ttlicher Offenbarung/<lb/>
oder vielmehr unvernu&#x0364;nfftigen und<lb/>
phanta&#x017F;ti&#x017F;chen Antrieb einer &#x017F;onderbaren<lb/>
Erleuchtung zu ru&#x0364;hmen; &#x017F;ondern was<lb/>
ich disfalls thue/ ge&#x017F;chicht bloß/ meinen<lb/>
Amte und Pflicht/ nach Vermo&#x0364;gen/ ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ni-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0036] Vorrede. geoffenbaret/ entgegen ſetzen/ und vor- geben wuͤrde/ man haͤtte dis durch jenes aufheben wollen/ ſo muͤſte man es ge- wißlich vor eine Beſchuldigung boshaff- tiger/ oder unverſtaͤndiger Leute halten. Was nun die buͤrgerlichen Geſetze anbe- langet/ ſo ſcheinets/ daß dieſe ſich wohl leichte mit denen Natuͤrlichen Rechten vertragen ſollen; Allein das wil was muͤhſamer ſeyn/ daß man zwiſchen dem Jure Naturæ, und der Theologiâ mo- rali die Grentzen richtig abzeichne/ und den genauen Unterſcheid dieſer beyden recht eigendlich ausmache. Jch wil mei- ne Gedancken hieruͤber kuͤrtzlich eroͤff- nen/ iedoch ſonder Anmaſſung einer Di- ctatoriſchen Gewalt/ oder Paͤbſtiſchen Infallibilität; denn ich eben ſo wenig/ als andere Leute/ vor allen J_ꝛthuͤmern geſichert bin/ habe mich auch keiner Weisheit aus Goͤttlicher Offenbarung/ oder vielmehr unvernuͤnfftigen und phantaſtiſchen Antrieb einer ſonderbaren Erleuchtung zu ruͤhmen; ſondern was ich disfalls thue/ geſchicht bloß/ meinen Amte und Pflicht/ nach Vermoͤgen/ ei- ni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/36
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/36>, abgerufen am 22.12.2024.