Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

fünfftes Capitel.
samste von allen Ubeln; ingleichen
das immer-währende Andencken er-
littenen Unrechts/ und die Rachgier/
die sich auch durch die lange Zeit so
leichte nicht dämpffen lässet. Die
unendliche Ungleichheit derer Zunei-
gungen und Begierden/ und endlich
der Eyffer/ womit ein jeder seine
Handthierung und Profession vor
andern groß zu machen suchet. Wo-
zu denn noch dieses kömmet/ daß die
Menschen mehrentheils mit einem
solchen Ungestüm in ihr Geschlechte
hinein stürmen/ und man dannenhe-
ro mit Bestand der Warheit sagen
kan/ daß das grösseste Theil derer je-
nigen Ubel/ denen die Menschen un-
terworffen sind/ von ihnen selbsten
herrühre.

§. 7.

Demnach so ist die eigentli-
che und vornehmste Ursache/ warum
sich die Hauß-Väter und Häupter
besonderer Familien mit Verlassung

der
U 3

fuͤnfftes Capitel.
ſamſte von allen Ubeln; ingleichen
das immer-waͤhrende Andencken er-
littenen Unrechts/ und die Rachgier/
die ſich auch durch die lange Zeit ſo
leichte nicht daͤmpffen laͤſſet. Die
unendliche Ungleichheit derer Zunei-
gungen und Begierden/ und endlich
der Eyffer/ womit ein jeder ſeine
Handthierung und Profeſſion vor
andern groß zu machen ſuchet. Wo-
zu denn noch dieſes koͤmmet/ daß die
Menſchen mehrentheils mit einem
ſolchen Ungeſtuͤm in ihr Geſchlechte
hinein ſtuͤrmen/ und man dannenhe-
ro mit Beſtand der Warheit ſagen
kan/ daß das groͤſſeſte Theil derer je-
nigen Ubel/ denen die Menſchen un-
terworffen ſind/ von ihnen ſelbſten
herruͤhre.

§. 7.

Demnach ſo iſt die eigentli-
che und vornehmſte Urſache/ warum
ſich die Hauß-Vaͤter und Haͤupter
beſonderer Familien mit Verlaſſung

der
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0513" n="449"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;nfftes Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;am&#x017F;te von allen Ubeln; ingleichen<lb/>
das immer-wa&#x0364;hrende Andencken er-<lb/>
littenen Unrechts/ und die Rachgier/<lb/>
die &#x017F;ich auch durch die lange Zeit &#x017F;o<lb/>
leichte nicht da&#x0364;mpffen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Die<lb/>
unendliche Ungleichheit derer Zunei-<lb/>
gungen und Begierden/ und endlich<lb/>
der Eyffer/ womit ein jeder &#x017F;eine<lb/>
Handthierung und <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> vor<lb/>
andern groß zu machen &#x017F;uchet. Wo-<lb/>
zu denn noch die&#x017F;es ko&#x0364;mmet/ daß die<lb/>
Men&#x017F;chen mehrentheils mit einem<lb/>
&#x017F;olchen Unge&#x017F;tu&#x0364;m in ihr Ge&#x017F;chlechte<lb/>
hinein &#x017F;tu&#x0364;rmen/ und man dannenhe-<lb/>
ro mit Be&#x017F;tand der Warheit &#x017F;agen<lb/>
kan/ daß das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Theil derer je-<lb/>
nigen Ubel/ denen die Men&#x017F;chen un-<lb/>
terworffen &#x017F;ind/ von ihnen &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
herru&#x0364;hre.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head>
            <p>Demnach &#x017F;o i&#x017F;t die eigentli-<lb/>
che und vornehm&#x017F;te Ur&#x017F;ache/ warum<lb/>
&#x017F;ich die Hauß-Va&#x0364;ter und Ha&#x0364;upter<lb/>
be&#x017F;onderer Familien mit Verla&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0513] fuͤnfftes Capitel. ſamſte von allen Ubeln; ingleichen das immer-waͤhrende Andencken er- littenen Unrechts/ und die Rachgier/ die ſich auch durch die lange Zeit ſo leichte nicht daͤmpffen laͤſſet. Die unendliche Ungleichheit derer Zunei- gungen und Begierden/ und endlich der Eyffer/ womit ein jeder ſeine Handthierung und Profeſſion vor andern groß zu machen ſuchet. Wo- zu denn noch dieſes koͤmmet/ daß die Menſchen mehrentheils mit einem ſolchen Ungeſtuͤm in ihr Geſchlechte hinein ſtuͤrmen/ und man dannenhe- ro mit Beſtand der Warheit ſagen kan/ daß das groͤſſeſte Theil derer je- nigen Ubel/ denen die Menſchen un- terworffen ſind/ von ihnen ſelbſten herruͤhre. §. 7. Demnach ſo iſt die eigentli- che und vornehmſte Urſache/ warum ſich die Hauß-Vaͤter und Haͤupter beſonderer Familien mit Verlaſſung der U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/513
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/513>, abgerufen am 22.12.2024.