Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
lich geschiehets auch wohl/ daß Leute
von hoffärtigem Geiste/ und denen die
Gleichheit des Volcks nicht gelegen
ist/ wann sie sehen/ daß in einer De-
mocratie jederman bey der Regie-
rung gleich viel zu sprechen hat/ und
doch des gemeinen Pöbels hierunter
allemahl des meisten ist/ solches eine
Ochlocratie/ oder solchen Staat nen-
nen/ da der gemeine Pöbel die Ober-
Hand hat/ und rechtschaffenen tapffern
Leuten/ wie sie sich etwa zu seyn ein-
bilden/ dißfalls kein Vorzug gelassen
wird.

§. 12.

Allen diesen sind nun entge-
gen die Jrregularen Republi-
quen/ als in welchen die jenige Ver-
einigung der hohen Gewalt/ darinne
sonst das Wesen eines Staats beste-
het/ nicht so gar vollkömmlich in ei-
nem Subject angetroffen wird; und
zwar ist solches nicht etwan vor einen
Gebrechen oder Mangel/ so in der

Ver-

Des andern Buchs
lich geſchiehets auch wohl/ daß Leute
von hoffaͤrtigem Geiſte/ und denen die
Gleichheit des Volcks nicht gelegen
iſt/ wann ſie ſehen/ daß in einer De-
mocratie jederman bey der Regie-
rung gleich viel zu ſprechen hat/ und
doch des gemeinen Poͤbels hierunter
allemahl des meiſten iſt/ ſolches eine
Ochlocratie/ oder ſolchen Staat nen-
nen/ da der gemeine Poͤbel die Ober-
Hand hat/ uñ rechtſchaffenen tapffern
Leuten/ wie ſie ſich etwa zu ſeyn ein-
bilden/ dißfalls kein Vorzug gelaſſen
wird.

§. 12.

Allen dieſen ſind nun entge-
gen die Jrregularen Republi-
quen/ als in welchen die jenige Ver-
einigung der hohen Gewalt/ darinne
ſonſt das Weſen eines Staats beſte-
het/ nicht ſo gar vollkoͤmmlich in ei-
nem Subject angetroffen wird; und
zwar iſt ſolches nicht etwan vor einen
Gebrechen oder Mangel/ ſo in der

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0556" n="492"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
lich ge&#x017F;chiehets auch wohl/ daß Leute<lb/>
von hoffa&#x0364;rtigem Gei&#x017F;te/ und denen die<lb/>
Gleichheit des Volcks nicht gelegen<lb/>
i&#x017F;t/ wann &#x017F;ie &#x017F;ehen/ daß in einer De-<lb/>
mocratie jederman bey der Regie-<lb/>
rung gleich viel zu &#x017F;prechen hat/ und<lb/>
doch des gemeinen Po&#x0364;bels hierunter<lb/>
allemahl des mei&#x017F;ten i&#x017F;t/ &#x017F;olches eine<lb/>
Ochlocratie/ oder &#x017F;olchen Staat nen-<lb/>
nen/ da der gemeine Po&#x0364;bel die Ober-<lb/>
Hand hat/ uñ recht&#x017F;chaffenen tapffern<lb/>
Leuten/ wie &#x017F;ie &#x017F;ich etwa zu &#x017F;eyn ein-<lb/>
bilden/ dißfalls kein Vorzug gela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head>
            <p>Allen die&#x017F;en &#x017F;ind nun entge-<lb/>
gen die <hi rendition="#fr">Jrregularen</hi> <hi rendition="#aq">Republi-</hi><lb/><hi rendition="#fr">quen/</hi> als in welchen die jenige Ver-<lb/>
einigung der hohen Gewalt/ darinne<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t das We&#x017F;en eines Staats be&#x017F;te-<lb/>
het/ nicht &#x017F;o gar vollko&#x0364;mmlich in ei-<lb/>
nem <hi rendition="#aq">Subject</hi> angetroffen wird; und<lb/>
zwar i&#x017F;t &#x017F;olches nicht etwan vor einen<lb/>
Gebrechen oder Mangel/ &#x017F;o in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[492/0556] Des andern Buchs lich geſchiehets auch wohl/ daß Leute von hoffaͤrtigem Geiſte/ und denen die Gleichheit des Volcks nicht gelegen iſt/ wann ſie ſehen/ daß in einer De- mocratie jederman bey der Regie- rung gleich viel zu ſprechen hat/ und doch des gemeinen Poͤbels hierunter allemahl des meiſten iſt/ ſolches eine Ochlocratie/ oder ſolchen Staat nen- nen/ da der gemeine Poͤbel die Ober- Hand hat/ uñ rechtſchaffenen tapffern Leuten/ wie ſie ſich etwa zu ſeyn ein- bilden/ dißfalls kein Vorzug gelaſſen wird. §. 12. Allen dieſen ſind nun entge- gen die Jrregularen Republi- quen/ als in welchen die jenige Ver- einigung der hohen Gewalt/ darinne ſonſt das Weſen eines Staats beſte- het/ nicht ſo gar vollkoͤmmlich in ei- nem Subject angetroffen wird; und zwar iſt ſolches nicht etwan vor einen Gebrechen oder Mangel/ ſo in der Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/556
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/556>, abgerufen am 22.12.2024.