Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
durch der Appetit zu jenem vertrie-
ben werden möge.

§. 8.

Ferner/ weil die Menschen
um gemeiner Sicherheit willen ge-
gen anderwärtig zubefürchtende Be-
leidigung in die Republiquen zusam-
men getreten sind; so wil denen ho-
hen Regenten in alle wege obliegen/
um so viel nachdrücklicher aller Un-
gerechtigkeit
zwischen ihren Unter-
thanen zu steuren/ und dieselbe abzu-
wehren/ je mehrern Anlaß ihnen die
stetige Beysammenwohnung zu al-
lerley unbefugten Verletzungen gie-
bet. So soll auch der Unterscheid
derer Stände und Würden bey der
hohen Obrigkeit so viel nicht gelten/
daß um dessentwillen die Geringern
von denen Mächtigern unterdrücket
werden dürfften. Und endlich/ so ist
es dem End-Zwecke eines jeden
Staats zuwider/ wenn sich die Unter-
thanen wegen erlittener unbillicher

Be-

Des andern Buchs
durch der Appetit zu jenem vertrie-
ben werden moͤge.

§. 8.

Ferner/ weil die Menſchen
um gemeiner Sicherheit willen ge-
gen anderwaͤrtig zubefuͤrchtende Be-
leidigung in die Republiquen zuſam-
men getreten ſind; ſo wil denen ho-
hen Regenten in alle wege obliegen/
um ſo viel nachdruͤcklicher aller Un-
gerechtigkeit
zwiſchen ihren Unter-
thanen zu ſteuren/ und dieſelbe abzu-
wehren/ je mehrern Anlaß ihnen die
ſtetige Beyſammenwohnung zu al-
lerley unbefugten Verletzungen gie-
bet. So ſoll auch der Unterſcheid
derer Staͤnde und Wuͤrden bey der
hohen Obrigkeit ſo viel nicht gelten/
daß um deſſentwillen die Geringern
von denen Maͤchtigern unterdruͤcket
werden duͤrfften. Und endlich/ ſo iſt
es dem End-Zwecke eines jeden
Staats zuwider/ wenn ſich die Unter-
thanen wegen erlittener unbillicher

Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0584" n="520"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
durch der <hi rendition="#aq">Appetit</hi> zu jenem vertrie-<lb/>
ben werden mo&#x0364;ge.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head>
            <p>Ferner/ weil die Men&#x017F;chen<lb/>
um gemeiner Sicherheit willen ge-<lb/>
gen anderwa&#x0364;rtig zubefu&#x0364;rchtende Be-<lb/>
leidigung in die <hi rendition="#aq">Republi</hi>quen zu&#x017F;am-<lb/>
men getreten &#x017F;ind; &#x017F;o wil denen ho-<lb/>
hen Regenten in alle wege obliegen/<lb/>
um &#x017F;o viel nachdru&#x0364;cklicher aller <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
gerechtigkeit</hi> zwi&#x017F;chen ihren Unter-<lb/>
thanen zu &#x017F;teuren/ und die&#x017F;elbe abzu-<lb/>
wehren/ je mehrern Anlaß ihnen die<lb/>
&#x017F;tetige Bey&#x017F;ammenwohnung zu al-<lb/>
lerley unbefugten Verletzungen gie-<lb/>
bet. So &#x017F;oll auch der Unter&#x017F;cheid<lb/>
derer Sta&#x0364;nde und Wu&#x0364;rden bey der<lb/>
hohen Obrigkeit &#x017F;o viel nicht gelten/<lb/>
daß um de&#x017F;&#x017F;entwillen die Geringern<lb/>
von denen Ma&#x0364;chtigern unterdru&#x0364;cket<lb/>
werden du&#x0364;rfften. Und endlich/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
es dem End-Zwecke eines jeden<lb/>
Staats zuwider/ wenn &#x017F;ich die Unter-<lb/>
thanen wegen erlittener unbillicher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[520/0584] Des andern Buchs durch der Appetit zu jenem vertrie- ben werden moͤge. §. 8. Ferner/ weil die Menſchen um gemeiner Sicherheit willen ge- gen anderwaͤrtig zubefuͤrchtende Be- leidigung in die Republiquen zuſam- men getreten ſind; ſo wil denen ho- hen Regenten in alle wege obliegen/ um ſo viel nachdruͤcklicher aller Un- gerechtigkeit zwiſchen ihren Unter- thanen zu ſteuren/ und dieſelbe abzu- wehren/ je mehrern Anlaß ihnen die ſtetige Beyſammenwohnung zu al- lerley unbefugten Verletzungen gie- bet. So ſoll auch der Unterſcheid derer Staͤnde und Wuͤrden bey der hohen Obrigkeit ſo viel nicht gelten/ daß um deſſentwillen die Geringern von denen Maͤchtigern unterdruͤcket werden duͤrfften. Und endlich/ ſo iſt es dem End-Zwecke eines jeden Staats zuwider/ wenn ſich die Unter- thanen wegen erlittener unbillicher Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/584
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/584>, abgerufen am 22.12.2024.