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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des andern Buchs
§. 6.

Ob nun gleich hierinne kein
Unrecht begangen wird/ wenn der je-
nige/ der Böses thut/ auch Böses lei-
den muß; so hat man doch in der
menschlichen Gesellschafft bey Anle-
gung einer Straffe nicht so wohl
schlechter dinges auff die Ubelthat zu
sehen/ die einer begangen hat/ als
vielmehr auff den Nutzen/ der aus
der Straffe
zu gewarten stehet;
gleichwie auch niemahls einige
Straffen um deßwillen aufferleget
werden sollen/ damit der Beleidigte
seinen Muth daran kühlen/ und seine
Lust an des Verbrechers Schmertz
und Leibes-Straffe haben möge/ sin-
temahl dergleichen Belustigung gantz
unmenschlich ist/ und der angebohr-
nen Zuneigung zur Gesellschafft
schnurstracks zuwider läuffet.

§. 7.

Das eigentliche und rech-
te Absehen derer Straffen
ist und
bleibet dieses/ daß man dadurch unge-

rechter
Des andern Buchs
§. 6.

Ob nun gleich hierinne kein
Unrecht begangen wird/ wenn der je-
nige/ der Boͤſes thut/ auch Boͤſes lei-
den muß; ſo hat man doch in der
menſchlichen Geſellſchafft bey Anle-
gung einer Straffe nicht ſo wohl
ſchlechter dinges auff die Ubelthat zu
ſehen/ die einer begangen hat/ als
vielmehr auff den Nutzen/ der aus
der Straffe
zu gewarten ſtehet;
gleichwie auch niemahls einige
Straffen um deßwillen aufferleget
werden ſollen/ damit der Beleidigte
ſeinen Muth daran kuͤhlen/ und ſeine
Luſt an des Verbrechers Schmertz
und Leibes-Straffe haben moͤge/ ſin-
temahl dergleichen Beluſtigung gantz
unmenſchlich iſt/ und der angebohr-
nen Zuneigung zur Geſellſchafft
ſchnurſtracks zuwider laͤuffet.

§. 7.

Das eigentliche und rech-
te Abſehen derer Straffen
iſt und
bleibet dieſes/ daß man dadurch unge-

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[544/0608] Des andern Buchs §. 6. Ob nun gleich hierinne kein Unrecht begangen wird/ wenn der je- nige/ der Boͤſes thut/ auch Boͤſes lei- den muß; ſo hat man doch in der menſchlichen Geſellſchafft bey Anle- gung einer Straffe nicht ſo wohl ſchlechter dinges auff die Ubelthat zu ſehen/ die einer begangen hat/ als vielmehr auff den Nutzen/ der aus der Straffe zu gewarten ſtehet; gleichwie auch niemahls einige Straffen um deßwillen aufferleget werden ſollen/ damit der Beleidigte ſeinen Muth daran kuͤhlen/ und ſeine Luſt an des Verbrechers Schmertz und Leibes-Straffe haben moͤge/ ſin- temahl dergleichen Beluſtigung gantz unmenſchlich iſt/ und der angebohr- nen Zuneigung zur Geſellſchafft ſchnurſtracks zuwider laͤuffet. §. 7. Das eigentliche und rech- te Abſehen derer Straffen iſt und bleibet dieſes/ daß man dadurch unge- rechter

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/608>, abgerufen am 22.12.2024.