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Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176.

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auf wissenschaftlichem Gebiete liegen. Heute weiss jeder Berg-
steiger, dass der schwarze Himmel und die strahlenlose Sonne
der Hochregion ein Märchen, ein Dutzend abgelesener Barometer-
oder Thermometergrade völlig werthlos, die Bergkrankheit - auf
Höhen wie der Mont Blanc - nichts anderes als Mangel an
Gewöhnung oder eine Folge körperlicher Ermattung und des Al-
koholismus sind. Darin, wie auch in der Schwerfälligkeit des Ar-
rangements und in der Unzweckmässigkeit der Ausrüstung gleichen
diese historischen Ersteigungen vielfach den aussereuropäischen
Hochtouren, die meist aus demselben Grunde misslangen. Der
Werth von Saussure's Mont Blanc-Fahrt liegt auf einem anderen
Gebiete, er liegt in der Thatsache, dass der Mensch selbst den
Kampf mit der übergewaltigen Hochgebirgsnatur nicht zu scheuen
braucht, dass sich auch die höchsten Zinnen der Alpen seinem
Willen beugen müssen, dass der Energie, Geisteskühnheit und
Ausdauer des Erdgeborenen nichts zu widerstehen vermag. Dies
ist gewiss nicht minder tröstlich, als irgend eine kurzlebige
wissenschaftliche Theorie, denn es liegt in dieser Thatsache der
erfreuliche Beweis, dass ein rüstiger Körper, starke Muskeln und
scharfe Sinne, gepaart mit Muth, Willenskraft und Ausdauer -
wenigstens auf diesem Gebiete noch - ihren Werth behaupten.

Unzweifelhaft hätten die Unternehmungen von Saussure
und von Fürstbischof Graf Salm eine recht baldige, allgemeine
Nachahmung gefunden, würden nicht die napoleonischen Kriege
und deren Nachwirkungen störend dazwischen getreten sein. Aber
um so mächtiger trat die alpine Bewegung um die Mitte des gegen-
wärtigen Jahrhunderts hervor. Unter den älteren Schweizer
Gebirgsforschern erwarben sich namentlich Placidus a Spescha,
G. Theobald, H. Christ, General Dufour, M. Ulrich,
O. Heer, G. Studer, F. und J. v. Tschudi, J. J. Weilenmann,
E. Javell
und unter den noch in Aktivität befindlichen A. Heim,
H. Dübi, A. Wäber, J. Coaz, E. v. Fellenberg, S. Simon,
E. Burckhardt, X. Imfeld
grosse Verdienste um ihre Heimats-
berge.

Eine besonders kräftige Pflege und Förderung, ja ein völlig
sportliches Gepräge erhielt der Alpinismus durch die Engländer.
Die Angelsachsen sind nicht nur die Pioniere des Westens, sie
sind auch die Pioniere des europäischen Hochgebirges.
Namen, wie J. Ball, W. M. Conway, W. A. B. Coolidge,
C. T. Dent, D. W. Freshfield, W. A. Donkin, E. S. Kennedy,
C. E. Mathews, A. F. Mummery, L. Stephens, F. F. Tuckett,

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auf wissenschaftlichem Gebiete liegen. Heute weiss jeder Berg-
steiger, dass der schwarze Himmel und die strahlenlose Sonne
der Hochregion ein Märchen, ein Dutzend abgelesener Barometer-
oder Thermometergrade völlig werthlos, die Bergkrankheit – auf
Höhen wie der Mont Blanc – nichts anderes als Mangel an
Gewöhnung oder eine Folge körperlicher Ermattung und des Al-
koholismus sind. Darin, wie auch in der Schwerfälligkeit des Ar-
rangements und in der Unzweckmässigkeit der Ausrüstung gleichen
diese historischen Ersteigungen vielfach den aussereuropäischen
Hochtouren, die meist aus demselben Grunde misslangen. Der
Werth von Saussure’s Mont Blanc-Fahrt liegt auf einem anderen
Gebiete, er liegt in der Thatsache, dass der Mensch selbst den
Kampf mit der übergewaltigen Hochgebirgsnatur nicht zu scheuen
braucht, dass sich auch die höchsten Zinnen der Alpen seinem
Willen beugen müssen, dass der Energie, Geisteskühnheit und
Ausdauer des Erdgeborenen nichts zu widerstehen vermag. Dies
ist gewiss nicht minder tröstlich, als irgend eine kurzlebige
wissenschaftliche Theorie, denn es liegt in dieser Thatsache der
erfreuliche Beweis, dass ein rüstiger Körper, starke Muskeln und
scharfe Sinne, gepaart mit Muth, Willenskraft und Ausdauer -
wenigstens auf diesem Gebiete noch – ihren Werth behaupten.

Unzweifelhaft hätten die Unternehmungen von Saussure
und von Fürstbischof Graf Salm eine recht baldige, allgemeine
Nachahmung gefunden, würden nicht die napoleonischen Kriege
und deren Nachwirkungen störend dazwischen getreten sein. Aber
um so mächtiger trat die alpine Bewegung um die Mitte des gegen-
wärtigen Jahrhunderts hervor. Unter den älteren Schweizer
Gebirgsforschern erwarben sich namentlich Placidus a Spescha,
G. Theobald, H. Christ, General Dufour, M. Ulrich,
O. Heer, G. Studer, F. und J. v. Tschudi, J. J. Weilenmann,
E. Javell
und unter den noch in Aktivität befindlichen A. Heim,
H. Dübi, A. Wäber, J. Coaz, E. v. Fellenberg, S. Simon,
E. Burckhardt, X. Imfeld
grosse Verdienste um ihre Heimats-
berge.

Eine besonders kräftige Pflege und Förderung, ja ein völlig
sportliches Gepräge erhielt der Alpinismus durch die Engländer.
Die Angelsachsen sind nicht nur die Pioniere des Westens, sie
sind auch die Pioniere des europäischen Hochgebirges.
Namen, wie J. Ball, W. M. Conway, W. A. B. Coolidge,
C. T. Dent, D. W. Freshfield, W. A. Donkin, E. S. Kennedy,
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[106/0012] L.Purtscheller auf wissenschaftlichem Gebiete liegen. Heute weiss jeder Berg- steiger, dass der schwarze Himmel und die strahlenlose Sonne der Hochregion ein Märchen, ein Dutzend abgelesener Barometer- oder Thermometergrade völlig werthlos, die Bergkrankheit – auf Höhen wie der Mont Blanc – nichts anderes als Mangel an Gewöhnung oder eine Folge körperlicher Ermattung und des Al- koholismus sind. Darin, wie auch in der Schwerfälligkeit des Ar- rangements und in der Unzweckmässigkeit der Ausrüstung gleichen diese historischen Ersteigungen vielfach den aussereuropäischen Hochtouren, die meist aus demselben Grunde misslangen. Der Werth von Saussure’s Mont Blanc-Fahrt liegt auf einem anderen Gebiete, er liegt in der Thatsache, dass der Mensch selbst den Kampf mit der übergewaltigen Hochgebirgsnatur nicht zu scheuen braucht, dass sich auch die höchsten Zinnen der Alpen seinem Willen beugen müssen, dass der Energie, Geisteskühnheit und Ausdauer des Erdgeborenen nichts zu widerstehen vermag. Dies ist gewiss nicht minder tröstlich, als irgend eine kurzlebige wissenschaftliche Theorie, denn es liegt in dieser Thatsache der erfreuliche Beweis, dass ein rüstiger Körper, starke Muskeln und scharfe Sinne, gepaart mit Muth, Willenskraft und Ausdauer - wenigstens auf diesem Gebiete noch – ihren Werth behaupten. Unzweifelhaft hätten die Unternehmungen von Saussure und von Fürstbischof Graf Salm eine recht baldige, allgemeine Nachahmung gefunden, würden nicht die napoleonischen Kriege und deren Nachwirkungen störend dazwischen getreten sein. Aber um so mächtiger trat die alpine Bewegung um die Mitte des gegen- wärtigen Jahrhunderts hervor. Unter den älteren Schweizer Gebirgsforschern erwarben sich namentlich Placidus a Spescha, G. Theobald, H. Christ, General Dufour, M. Ulrich, O. Heer, G. Studer, F. und J. v. Tschudi, J. J. Weilenmann, E. Javell und unter den noch in Aktivität befindlichen A. Heim, H. Dübi, A. Wäber, J. Coaz, E. v. Fellenberg, S. Simon, E. Burckhardt, X. Imfeld grosse Verdienste um ihre Heimats- berge. Eine besonders kräftige Pflege und Förderung, ja ein völlig sportliches Gepräge erhielt der Alpinismus durch die Engländer. Die Angelsachsen sind nicht nur die Pioniere des Westens, sie sind auch die Pioniere des europäischen Hochgebirges. Namen, wie J. Ball, W. M. Conway, W. A. B. Coolidge, C. T. Dent, D. W. Freshfield, W. A. Donkin, E. S. Kennedy, C. E. Mathews, A. F. Mummery, L. Stephens, F. F. Tuckett,

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Zitationshilfe: Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176, hier S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894/12>, abgerufen am 21.11.2024.