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Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176.

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L. Purtscheller.
Während Barth in den Nördlichen Kalkalpen und Julius
Payer
, dessen Wirksamkeit an anderer Stelle gedacht wird, in
der Ortler- und in der Adamellogruppe ihre epochemachenden
Forschungen anstellten, betraten in einem anderen Berggebiete zwei
Männer den alpinen Schauplatz, die sich in raschem Fluge die Sym-
pathieen aller Alpenfreunde erwarben: Karl Hofmann und Johann
Stüdl
. Gelten die kühnen Leistungen Barth's und Payer's als
abnorme, dem natürlichen Entwicklungsgange der Alpinistik voraus-
eilende Erscheinungen, so haben wir in den Unternehmungen
von Hofmann und Stüdl ein getreues Abbild unserer heutigen
Hochtouristik vor uns. Von echter Forschbegierde und Thatkraft
erfüllt, vereinigten die beiden Männer alle Eigenschaften und Er-
fordernisse eines tüchtigen Alpenwanderers. Gross und nachhaltig
war der Einfluss, den sie durch ihre Forschungen in der Glockner-
gruppe und ihre alle Leser begeisternden Schilderungen ausgeübt
haben.

Was Stüdl zu Nutz und Frommen der Alpinistik und was
er zur Hebung und Förderung des Touristen-Verkehres geleistet
hat, davon wird in einem anderen Blatte dieses Buches die Rede
sein, allzu kurz aber war die Wirksamkeit Hofmann's. Wir alle
kennen die Grösse und die Tragik seines Geschickes, seine edle
Aufopferung für die Macht und Einheit des Vaterlandes, und in
ehrfurchtsvoller Bewunderung dieses Heldenthums steht die alpine
Gemeinde, Deutschlands Jugend voran, an dem Grabe des Mannes
und reicht ihm den Kranz der Eiche und des Lorbeers.

Der Frühlingszeit des Alpinismus, die durch Barth, Hofmann,
Stüdl und Payer charakterisiert ist, gehört noch eine andere sehr
verdiente Persönlichkeit an, der Pfarrer Franz Senn. Hell
und warm, in glühender Begeisterung ertönte sein Weck- und
Wanderruf aus den Eiskammern des Oetzthales, an dessen Er-
schliessung er den werkthätigsten Antheil nahm. Er gilt mit Recht als
der Begründer des Fremdenverkehres in den Oetzthaler Alpen, und
eröffnete gleichzeitig jene bis in die Gegenwart reichende Reihe
von Gebirgspfarrern, die der alpinen Sache mit Liebe und Theil-
nahme entgegenkamen.

Mit der weiteren Entwicklung der Touristik traten noch
viele andere begeisterte Gesinnungsgenossen und Mitarbeiter auf
die alpine Arena, deren Verdienste an dieser Stelle in Kürze gedacht
sei. Wir nennen in erster Linie Paul Grohmann, den kühnen
Bezwinger der Dolomite, dann den hochgefeierten Senior der
Gebirgsforschung in Oesterreich Prof. Dr. Friedrich Simony,

L. Purtscheller.
Während Barth in den Nördlichen Kalkalpen und Julius
Payer
, dessen Wirksamkeit an anderer Stelle gedacht wird, in
der Ortler- und in der Adamellogruppe ihre epochemachenden
Forschungen anstellten, betraten in einem anderen Berggebiete zwei
Männer den alpinen Schauplatz, die sich in raschem Fluge die Sym-
pathieen aller Alpenfreunde erwarben: Karl Hofmann und Johann
Stüdl
. Gelten die kühnen Leistungen Barth’s und Payer’s als
abnorme, dem natürlichen Entwicklungsgange der Alpinistik voraus-
eilende Erscheinungen, so haben wir in den Unternehmungen
von Hofmann und Stüdl ein getreues Abbild unserer heutigen
Hochtouristik vor uns. Von echter Forschbegierde und Thatkraft
erfüllt, vereinigten die beiden Männer alle Eigenschaften und Er-
fordernisse eines tüchtigen Alpenwanderers. Gross und nachhaltig
war der Einfluss, den sie durch ihre Forschungen in der Glockner-
gruppe und ihre alle Leser begeisternden Schilderungen ausgeübt
haben.

Was Stüdl zu Nutz und Frommen der Alpinistik und was
er zur Hebung und Förderung des Touristen-Verkehres geleistet
hat, davon wird in einem anderen Blatte dieses Buches die Rede
sein, allzu kurz aber war die Wirksamkeit Hofmann’s. Wir alle
kennen die Grösse und die Tragik seines Geschickes, seine edle
Aufopferung für die Macht und Einheit des Vaterlandes, und in
ehrfurchtsvoller Bewunderung dieses Heldenthums steht die alpine
Gemeinde, Deutschlands Jugend voran, an dem Grabe des Mannes
und reicht ihm den Kranz der Eiche und des Lorbeers.

Der Frühlingszeit des Alpinismus, die durch Barth, Hofmann,
Stüdl und Payer charakterisiert ist, gehört noch eine andere sehr
verdiente Persönlichkeit an, der Pfarrer Franz Senn. Hell
und warm, in glühender Begeisterung ertönte sein Weck- und
Wanderruf aus den Eiskammern des Oetzthales, an dessen Er-
schliessung er den werkthätigsten Antheil nahm. Er gilt mit Recht als
der Begründer des Fremdenverkehres in den Oetzthaler Alpen, und
eröffnete gleichzeitig jene bis in die Gegenwart reichende Reihe
von Gebirgspfarrern, die der alpinen Sache mit Liebe und Theil-
nahme entgegenkamen.

Mit der weiteren Entwicklung der Touristik traten noch
viele andere begeisterte Gesinnungsgenossen und Mitarbeiter auf
die alpine Arena, deren Verdienste an dieser Stelle in Kürze gedacht
sei. Wir nennen in erster Linie Paul Grohmann, den kühnen
Bezwinger der Dolomite, dann den hochgefeierten Senior der
Gebirgsforschung in Oesterreich Prof. Dr. Friedrich Simony,

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[112/0018] L. Purtscheller. Während Barth in den Nördlichen Kalkalpen und Julius Payer, dessen Wirksamkeit an anderer Stelle gedacht wird, in der Ortler- und in der Adamellogruppe ihre epochemachenden Forschungen anstellten, betraten in einem anderen Berggebiete zwei Männer den alpinen Schauplatz, die sich in raschem Fluge die Sym- pathieen aller Alpenfreunde erwarben: Karl Hofmann und Johann Stüdl. Gelten die kühnen Leistungen Barth’s und Payer’s als abnorme, dem natürlichen Entwicklungsgange der Alpinistik voraus- eilende Erscheinungen, so haben wir in den Unternehmungen von Hofmann und Stüdl ein getreues Abbild unserer heutigen Hochtouristik vor uns. Von echter Forschbegierde und Thatkraft erfüllt, vereinigten die beiden Männer alle Eigenschaften und Er- fordernisse eines tüchtigen Alpenwanderers. Gross und nachhaltig war der Einfluss, den sie durch ihre Forschungen in der Glockner- gruppe und ihre alle Leser begeisternden Schilderungen ausgeübt haben. Was Stüdl zu Nutz und Frommen der Alpinistik und was er zur Hebung und Förderung des Touristen-Verkehres geleistet hat, davon wird in einem anderen Blatte dieses Buches die Rede sein, allzu kurz aber war die Wirksamkeit Hofmann’s. Wir alle kennen die Grösse und die Tragik seines Geschickes, seine edle Aufopferung für die Macht und Einheit des Vaterlandes, und in ehrfurchtsvoller Bewunderung dieses Heldenthums steht die alpine Gemeinde, Deutschlands Jugend voran, an dem Grabe des Mannes und reicht ihm den Kranz der Eiche und des Lorbeers. Der Frühlingszeit des Alpinismus, die durch Barth, Hofmann, Stüdl und Payer charakterisiert ist, gehört noch eine andere sehr verdiente Persönlichkeit an, der Pfarrer Franz Senn. Hell und warm, in glühender Begeisterung ertönte sein Weck- und Wanderruf aus den Eiskammern des Oetzthales, an dessen Er- schliessung er den werkthätigsten Antheil nahm. Er gilt mit Recht als der Begründer des Fremdenverkehres in den Oetzthaler Alpen, und eröffnete gleichzeitig jene bis in die Gegenwart reichende Reihe von Gebirgspfarrern, die der alpinen Sache mit Liebe und Theil- nahme entgegenkamen. Mit der weiteren Entwicklung der Touristik traten noch viele andere begeisterte Gesinnungsgenossen und Mitarbeiter auf die alpine Arena, deren Verdienste an dieser Stelle in Kürze gedacht sei. Wir nennen in erster Linie Paul Grohmann, den kühnen Bezwinger der Dolomite, dann den hochgefeierten Senior der Gebirgsforschung in Oesterreich Prof. Dr. Friedrich Simony,

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Zitationshilfe: Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176, hier S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894/18>, abgerufen am 24.11.2024.