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Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176.

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Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus.
des Schnees ab. Mancher Hochgipfel im Kaukasus, im Himalaya
und in den Anden konnte deshalb nicht erreicht werden, weil der
Schnee in einer ungünstigen Beschaffenheit war. Auch bei einer
Wintertour kommt in erster Linie der Zustand des Schnees in
Betracht. Der pulverige Schnee gestattet zwar ein langsames
Fortkommen, allein er legt sich nicht an den Fuss, der tiefe,
weiche Schnee ermüdet stark und durchnässt die Fussbekleidung,
die schlimmste Beschaffenheit des Schnees ist die, wenn er eine
Kruste zeigt, welche noch nicht tragfähig ist, so dass der Fuss
einbricht. Gegen brüchigen Schnee verwendet man mit Vortheil
Schneereifen oder kurze kanadische Schneeschuhe, wenn irgend
möglich wird man aber das Schneewaten dadurch abzukürzen
oder zu vermeiden suchen, dass man sehr früh vom Nachtlager
aufbricht. Eine der anstrengendsten Schneewanderungen, welche
der Verfasser ausführte, war eine winterliche Ersteigung des Floss-
kogels, Hochseilers und Hochkönigs im Ewigen Schnee-Gebirge,
welche 18 Stunden währte. Vier Mal waren die Schuhe steinhart
gefroren und drei Mal gänzlich durchnässt, je nach der Be-
schaffenheit des Schnees und der Sonnenwirkung, schlimmer aber
als dies erwies sich der nächtliche Abstieg von Mitterberg nach
Mühlbach auf der schmalen, völlig vereisten Bergstrasse, in der
die Erzschlitten 50 cm tiefe Geleise eingeschnitten hatten, zwischen
denen sich ein gewaltiger Eishügel erhob.

Die Grenze zwischen Eis und Firn ist keine deutlich hervor-
tretende, mehr oder minder horizontal verlaufende Linie, sie ver-
schiebt sich je nach der Lage, Besonnung und Neigung der
Hänge. Manchmal stossen wir selbst in der Firnregion auf hartes,
grobkörniges Eis, dagegen ist oft mitten im Eise eine Ansammlung
von Firnschnee zu bemerken. Der Bergkundige wird stets einen
Weg einschlagen, der ihn des zeitraubenden Stufenhackens oder
Stufentretens möglichst enthebt. Den Anstieg über steile Firn-
hänge bewerkstelligt man am besten im Zickzack, nur bei sehr
tiefem Schnee oder bei Lawinengefahr ist es vortheilhafter, gerade
emporzuklimmen. Oft bestehen auch die obersten Hänge aus Eis,
auf dem eine Schneeschichte liegt. Wird es nun warm, so liegt
die Möglichkeit nahe, dass der Schnee beim Aufthauen abrutscht,
auch ist es schwierig, auf solchen Hängen sichere Stufen her-
zustellen. Gefriert die Oberfläche eines von der Sonne erweichten
Eis- oder Schneehanges und fällt auf denselben neuer Schnee,
so können sich leicht Staub- oder Windlawinen entwickeln, welche
im Winter und Frühjahre mit verheerender Gewalt auftreten.

Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus.
des Schnees ab. Mancher Hochgipfel im Kaukasus, im Himalaya
und in den Anden konnte deshalb nicht erreicht werden, weil der
Schnee in einer ungünstigen Beschaffenheit war. Auch bei einer
Wintertour kommt in erster Linie der Zustand des Schnees in
Betracht. Der pulverige Schnee gestattet zwar ein langsames
Fortkommen, allein er legt sich nicht an den Fuss, der tiefe,
weiche Schnee ermüdet stark und durchnässt die Fussbekleidung,
die schlimmste Beschaffenheit des Schnees ist die, wenn er eine
Kruste zeigt, welche noch nicht tragfähig ist, so dass der Fuss
einbricht. Gegen brüchigen Schnee verwendet man mit Vortheil
Schneereifen oder kurze kanadische Schneeschuhe, wenn irgend
möglich wird man aber das Schneewaten dadurch abzukürzen
oder zu vermeiden suchen, dass man sehr früh vom Nachtlager
aufbricht. Eine der anstrengendsten Schneewanderungen, welche
der Verfasser ausführte, war eine winterliche Ersteigung des Floss-
kogels, Hochseilers und Hochkönigs im Ewigen Schnee-Gebirge,
welche 18 Stunden währte. Vier Mal waren die Schuhe steinhart
gefroren und drei Mal gänzlich durchnässt, je nach der Be-
schaffenheit des Schnees und der Sonnenwirkung, schlimmer aber
als dies erwies sich der nächtliche Abstieg von Mitterberg nach
Mühlbach auf der schmalen, völlig vereisten Bergstrasse, in der
die Erzschlitten 50 cm tiefe Geleise eingeschnitten hatten, zwischen
denen sich ein gewaltiger Eishügel erhob.

Die Grenze zwischen Eis und Firn ist keine deutlich hervor-
tretende, mehr oder minder horizontal verlaufende Linie, sie ver-
schiebt sich je nach der Lage, Besonnung und Neigung der
Hänge. Manchmal stossen wir selbst in der Firnregion auf hartes,
grobkörniges Eis, dagegen ist oft mitten im Eise eine Ansammlung
von Firnschnee zu bemerken. Der Bergkundige wird stets einen
Weg einschlagen, der ihn des zeitraubenden Stufenhackens oder
Stufentretens möglichst enthebt. Den Anstieg über steile Firn-
hänge bewerkstelligt man am besten im Zickzack, nur bei sehr
tiefem Schnee oder bei Lawinengefahr ist es vortheilhafter, gerade
emporzuklimmen. Oft bestehen auch die obersten Hänge aus Eis,
auf dem eine Schneeschichte liegt. Wird es nun warm, so liegt
die Möglichkeit nahe, dass der Schnee beim Aufthauen abrutscht,
auch ist es schwierig, auf solchen Hängen sichere Stufen her-
zustellen. Gefriert die Oberfläche eines von der Sonne erweichten
Eis- oder Schneehanges und fällt auf denselben neuer Schnee,
so können sich leicht Staub- oder Windlawinen entwickeln, welche
im Winter und Frühjahre mit verheerender Gewalt auftreten.

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[159/0065] Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus. des Schnees ab. Mancher Hochgipfel im Kaukasus, im Himalaya und in den Anden konnte deshalb nicht erreicht werden, weil der Schnee in einer ungünstigen Beschaffenheit war. Auch bei einer Wintertour kommt in erster Linie der Zustand des Schnees in Betracht. Der pulverige Schnee gestattet zwar ein langsames Fortkommen, allein er legt sich nicht an den Fuss, der tiefe, weiche Schnee ermüdet stark und durchnässt die Fussbekleidung, die schlimmste Beschaffenheit des Schnees ist die, wenn er eine Kruste zeigt, welche noch nicht tragfähig ist, so dass der Fuss einbricht. Gegen brüchigen Schnee verwendet man mit Vortheil Schneereifen oder kurze kanadische Schneeschuhe, wenn irgend möglich wird man aber das Schneewaten dadurch abzukürzen oder zu vermeiden suchen, dass man sehr früh vom Nachtlager aufbricht. Eine der anstrengendsten Schneewanderungen, welche der Verfasser ausführte, war eine winterliche Ersteigung des Floss- kogels, Hochseilers und Hochkönigs im Ewigen Schnee-Gebirge, welche 18 Stunden währte. Vier Mal waren die Schuhe steinhart gefroren und drei Mal gänzlich durchnässt, je nach der Be- schaffenheit des Schnees und der Sonnenwirkung, schlimmer aber als dies erwies sich der nächtliche Abstieg von Mitterberg nach Mühlbach auf der schmalen, völlig vereisten Bergstrasse, in der die Erzschlitten 50 cm tiefe Geleise eingeschnitten hatten, zwischen denen sich ein gewaltiger Eishügel erhob. Die Grenze zwischen Eis und Firn ist keine deutlich hervor- tretende, mehr oder minder horizontal verlaufende Linie, sie ver- schiebt sich je nach der Lage, Besonnung und Neigung der Hänge. Manchmal stossen wir selbst in der Firnregion auf hartes, grobkörniges Eis, dagegen ist oft mitten im Eise eine Ansammlung von Firnschnee zu bemerken. Der Bergkundige wird stets einen Weg einschlagen, der ihn des zeitraubenden Stufenhackens oder Stufentretens möglichst enthebt. Den Anstieg über steile Firn- hänge bewerkstelligt man am besten im Zickzack, nur bei sehr tiefem Schnee oder bei Lawinengefahr ist es vortheilhafter, gerade emporzuklimmen. Oft bestehen auch die obersten Hänge aus Eis, auf dem eine Schneeschichte liegt. Wird es nun warm, so liegt die Möglichkeit nahe, dass der Schnee beim Aufthauen abrutscht, auch ist es schwierig, auf solchen Hängen sichere Stufen her- zustellen. Gefriert die Oberfläche eines von der Sonne erweichten Eis- oder Schneehanges und fällt auf denselben neuer Schnee, so können sich leicht Staub- oder Windlawinen entwickeln, welche im Winter und Frühjahre mit verheerender Gewalt auftreten.

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Zitationshilfe: Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176, hier S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894/65>, abgerufen am 24.11.2024.