Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
sein Jnstrument schicket, heraus nehmen, und sich zu Nu-
tzen machen.

Weil die gute Wirkung einer Musik, von demjeni-
gen, der sich mit einer Haupt- oder concertirenden Stim-
me hören läßt, nicht allein abhängt; sondern die beglei-
tenden Jnstrumentisten das Jhrige auch dabey in Acht
zu nehmen haben: so habe ich ein besonderes Hauptstück
beygefüget; in welchem ich zeige, wie Hauptstimmen gut
begleitet werden müssen.

Jch glaube nicht hierdurch in allzugroße Weitläuf-
tigkeiten verfallen zu seyn. Denn da ich nicht blos einen
mechanischen Flötenspieler, sondern auch, mit demselben
zugleich, einen geschikten Musikverständigen zu ziehen be-
mühet bin: so muß ich suchen, nicht allein seine Lippen,
Zunge und Finger in gehörige Ordnung zu bringen; son-
dern auch seinen Geschmack zu bilden, und seine Beurthei-
lungskraft zu schärfen. Eine Erkenntniß der Art gut zu
accompagniren ist ihm hauptsächlich nöthig: nicht allein
weil ihn selbst diese Verrichtung öfters treffen kann; son-
dern auch, weil er seine Anfoderungen an die, so ihn, wenn
er sich hören lassen soll, begleiten und unterstützen, zu ken-
nen berechtiget ist.

Aus oben angezeigeten Ursachen ist auch das letzte
Hauptstück hergeflossen. Jch zeige darinn, wie ein Mu-
sikus und eine Musik beurtheilet werden müsse. Das eine
kann einem angehenden Tonkünstler gleichsam zum Spiegel
dienen, nach welchem er sich selbst untersuchen, und das
Urtheil abnehmen kann, welches billige und vernünftige
Kenner über ihn fällen dürften. Das andere wird ihm

bey

Vorrede.
ſein Jnſtrument ſchicket, heraus nehmen, und ſich zu Nu-
tzen machen.

Weil die gute Wirkung einer Muſik, von demjeni-
gen, der ſich mit einer Haupt- oder concertirenden Stim-
me hoͤren laͤßt, nicht allein abhaͤngt; ſondern die beglei-
tenden Jnſtrumentiſten das Jhrige auch dabey in Acht
zu nehmen haben: ſo habe ich ein beſonderes Hauptſtuͤck
beygefuͤget; in welchem ich zeige, wie Hauptſtimmen gut
begleitet werden muͤſſen.

Jch glaube nicht hierdurch in allzugroße Weitlaͤuf-
tigkeiten verfallen zu ſeyn. Denn da ich nicht blos einen
mechaniſchen Floͤtenſpieler, ſondern auch, mit demſelben
zugleich, einen geſchikten Muſikverſtaͤndigen zu ziehen be-
muͤhet bin: ſo muß ich ſuchen, nicht allein ſeine Lippen,
Zunge und Finger in gehoͤrige Ordnung zu bringen; ſon-
dern auch ſeinen Geſchmack zu bilden, und ſeine Beurthei-
lungskraft zu ſchaͤrfen. Eine Erkenntniß der Art gut zu
accompagniren iſt ihm hauptſaͤchlich noͤthig: nicht allein
weil ihn ſelbſt dieſe Verrichtung oͤfters treffen kann; ſon-
dern auch, weil er ſeine Anfoderungen an die, ſo ihn, wenn
er ſich hoͤren laſſen ſoll, begleiten und unterſtuͤtzen, zu ken-
nen berechtiget iſt.

Aus oben angezeigeten Urſachen iſt auch das letzte
Hauptſtuͤck hergefloſſen. Jch zeige darinn, wie ein Mu-
ſikus und eine Muſik beurtheilet werden muͤſſe. Das eine
kann einem angehenden Tonkuͤnſtler gleichſam zum Spiegel
dienen, nach welchem er ſich ſelbſt unterſuchen, und das
Urtheil abnehmen kann, welches billige und vernuͤnftige
Kenner uͤber ihn faͤllen duͤrften. Das andere wird ihm

bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0012"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ein Jn&#x017F;trument &#x017F;chicket, heraus nehmen, und &#x017F;ich zu Nu-<lb/>
tzen machen.</p><lb/>
        <p>Weil die gute Wirkung einer Mu&#x017F;ik, von demjeni-<lb/>
gen, der &#x017F;ich mit einer Haupt- oder concertirenden Stim-<lb/>
me ho&#x0364;ren la&#x0364;ßt, nicht allein abha&#x0364;ngt; &#x017F;ondern die beglei-<lb/>
tenden Jn&#x017F;trumenti&#x017F;ten das Jhrige auch dabey in Acht<lb/>
zu nehmen haben: &#x017F;o habe ich ein be&#x017F;onderes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
beygefu&#x0364;get; in welchem ich zeige, wie Haupt&#x017F;timmen gut<lb/>
begleitet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Jch glaube nicht hierdurch in allzugroße Weitla&#x0364;uf-<lb/>
tigkeiten verfallen zu &#x017F;eyn. Denn da ich nicht blos einen<lb/>
mechani&#x017F;chen Flo&#x0364;ten&#x017F;pieler, &#x017F;ondern auch, mit dem&#x017F;elben<lb/>
zugleich, einen ge&#x017F;chikten Mu&#x017F;ikver&#x017F;ta&#x0364;ndigen zu ziehen be-<lb/>
mu&#x0364;het bin: &#x017F;o muß ich &#x017F;uchen, nicht allein &#x017F;eine Lippen,<lb/>
Zunge und Finger in geho&#x0364;rige Ordnung zu bringen; &#x017F;on-<lb/>
dern auch &#x017F;einen Ge&#x017F;chmack zu bilden, und &#x017F;eine Beurthei-<lb/>
lungskraft zu &#x017F;cha&#x0364;rfen. Eine Erkenntniß der Art gut zu<lb/>
accompagniren i&#x017F;t ihm haupt&#x017F;a&#x0364;chlich no&#x0364;thig: nicht allein<lb/>
weil ihn &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e Verrichtung o&#x0364;fters treffen kann; &#x017F;on-<lb/>
dern auch, weil er &#x017F;eine Anfoderungen an die, &#x017F;o ihn, wenn<lb/>
er &#x017F;ich ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll, begleiten und unter&#x017F;tu&#x0364;tzen, zu ken-<lb/>
nen berechtiget i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Aus oben angezeigeten Ur&#x017F;achen i&#x017F;t auch das letzte<lb/>
Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck hergeflo&#x017F;&#x017F;en. Jch zeige darinn, wie ein Mu-<lb/>
&#x017F;ikus und eine Mu&#x017F;ik beurtheilet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Das eine<lb/>
kann einem angehenden Tonku&#x0364;n&#x017F;tler gleich&#x017F;am zum Spiegel<lb/>
dienen, nach welchem er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t unter&#x017F;uchen, und das<lb/>
Urtheil abnehmen kann, welches billige und vernu&#x0364;nftige<lb/>
Kenner u&#x0364;ber ihn fa&#x0364;llen du&#x0364;rften. Das andere wird ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0012] Vorrede. ſein Jnſtrument ſchicket, heraus nehmen, und ſich zu Nu- tzen machen. Weil die gute Wirkung einer Muſik, von demjeni- gen, der ſich mit einer Haupt- oder concertirenden Stim- me hoͤren laͤßt, nicht allein abhaͤngt; ſondern die beglei- tenden Jnſtrumentiſten das Jhrige auch dabey in Acht zu nehmen haben: ſo habe ich ein beſonderes Hauptſtuͤck beygefuͤget; in welchem ich zeige, wie Hauptſtimmen gut begleitet werden muͤſſen. Jch glaube nicht hierdurch in allzugroße Weitlaͤuf- tigkeiten verfallen zu ſeyn. Denn da ich nicht blos einen mechaniſchen Floͤtenſpieler, ſondern auch, mit demſelben zugleich, einen geſchikten Muſikverſtaͤndigen zu ziehen be- muͤhet bin: ſo muß ich ſuchen, nicht allein ſeine Lippen, Zunge und Finger in gehoͤrige Ordnung zu bringen; ſon- dern auch ſeinen Geſchmack zu bilden, und ſeine Beurthei- lungskraft zu ſchaͤrfen. Eine Erkenntniß der Art gut zu accompagniren iſt ihm hauptſaͤchlich noͤthig: nicht allein weil ihn ſelbſt dieſe Verrichtung oͤfters treffen kann; ſon- dern auch, weil er ſeine Anfoderungen an die, ſo ihn, wenn er ſich hoͤren laſſen ſoll, begleiten und unterſtuͤtzen, zu ken- nen berechtiget iſt. Aus oben angezeigeten Urſachen iſt auch das letzte Hauptſtuͤck hergefloſſen. Jch zeige darinn, wie ein Mu- ſikus und eine Muſik beurtheilet werden muͤſſe. Das eine kann einem angehenden Tonkuͤnſtler gleichſam zum Spiegel dienen, nach welchem er ſich ſelbſt unterſuchen, und das Urtheil abnehmen kann, welches billige und vernuͤnftige Kenner uͤber ihn faͤllen duͤrften. Das andere wird ihm bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/12
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/12>, abgerufen am 21.11.2024.