Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Hauptstück.
ten nach ihnen nicht vor der Zeit anfange. Z. E. Wenn von vier Sech-
zehntheilen das erste zu pausiren ist; so muß man noch halb so lange, als
die Pause dem Gesichte nach gilt, warten: weil die folgende Note kürzer
seyn muß, als die erste. Eben so verhält es sich mit den Zwey und
dreyßigtheilen.

13. §.

Den Athem muß man immer zu rechter Zeit nehmen; auch densel-
ben sorgfältig sparen lernen: damit man einen an einander hangenden Ge-
sang durch unzeitiges Athemholen nicht zertrenne.

14. §.

Die Triller müssen bey lustigen Gedanken munter und geschwind ge-
schlagen werden. Und wenn in den Passagien einige Noten stufenweise
unterwärts gehen, und es die Zeit erlaubet, so kann man dann und wann,
bey der ersten, oder dritten Note, halbe Triller anbringen: gehen aber die
Noten aufwärts; so kan man sich der battemens bedienen. Beyde Ar-
ten ertheilen den Passagien noch mehr Lebhaftigkeit und Schimmer. Doch
muß man sie nicht misbrauchen, wenn man nicht einen Ekel verursachen
will; s. das VIII. Hauptst. 19. §.

15. §.

Wie die Noten, welche vor Vorschlägen hergehen, von denselben ab-
gesondert werden müssen, ist im VI. Hauptst. I. Abschnitt, 8. §. gelehret
worden.

16. §.

Bey Passagien da die Hauptnoten unterwärts, und die durchgehen-
den aufwärts gehen, müssen die erstern etwas angehalten und markiret,
auch stärker als die letztern angegeben werden, weil die Melodie in den er-
stern liegt. Die letztern hingegen können an die erstern sachte angeschlei-
fet werden.

17. §.

Je tiefer die Sprünge in Passagien sind; je stärker müssen die tiefen
Noten vorgetragen werden: theils weil sie zum Accorde gehörige Haupt-
noten sind; theils weil die tiefen Töne auf der Flöte nicht so schneidend
und durchdringend sind, als die hohen.

18. §.

Lange Noten müssen durch das Wachsen und Abnehmen der Stärke
des Tones auf eine erhabene Art unterhalten: die darauf folgenden ge-

schwinden

Das XII. Hauptſtuͤck.
ten nach ihnen nicht vor der Zeit anfange. Z. E. Wenn von vier Sech-
zehntheilen das erſte zu pauſiren iſt; ſo muß man noch halb ſo lange, als
die Pauſe dem Geſichte nach gilt, warten: weil die folgende Note kuͤrzer
ſeyn muß, als die erſte. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Zwey und
dreyßigtheilen.

13. §.

Den Athem muß man immer zu rechter Zeit nehmen; auch denſel-
ben ſorgfaͤltig ſparen lernen: damit man einen an einander hangenden Ge-
ſang durch unzeitiges Athemholen nicht zertrenne.

14. §.

Die Triller muͤſſen bey luſtigen Gedanken munter und geſchwind ge-
ſchlagen werden. Und wenn in den Paſſagien einige Noten ſtufenweiſe
unterwaͤrts gehen, und es die Zeit erlaubet, ſo kann man dann und wann,
bey der erſten, oder dritten Note, halbe Triller anbringen: gehen aber die
Noten aufwaͤrts; ſo kan man ſich der battemens bedienen. Beyde Ar-
ten ertheilen den Paſſagien noch mehr Lebhaftigkeit und Schimmer. Doch
muß man ſie nicht misbrauchen, wenn man nicht einen Ekel verurſachen
will; ſ. das VIII. Hauptſt. 19. §.

15. §.

Wie die Noten, welche vor Vorſchlaͤgen hergehen, von denſelben ab-
geſondert werden muͤſſen, iſt im VI. Hauptſt. I. Abſchnitt, 8. §. gelehret
worden.

16. §.

Bey Paſſagien da die Hauptnoten unterwaͤrts, und die durchgehen-
den aufwaͤrts gehen, muͤſſen die erſtern etwas angehalten und markiret,
auch ſtaͤrker als die letztern angegeben werden, weil die Melodie in den er-
ſtern liegt. Die letztern hingegen koͤnnen an die erſtern ſachte angeſchlei-
fet werden.

17. §.

Je tiefer die Spruͤnge in Paſſagien ſind; je ſtaͤrker muͤſſen die tiefen
Noten vorgetragen werden: theils weil ſie zum Accorde gehoͤrige Haupt-
noten ſind; theils weil die tiefen Toͤne auf der Floͤte nicht ſo ſchneidend
und durchdringend ſind, als die hohen.

18. §.

Lange Noten muͤſſen durch das Wachſen und Abnehmen der Staͤrke
des Tones auf eine erhabene Art unterhalten: die darauf folgenden ge-

ſchwinden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0132" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
ten nach ihnen nicht vor der Zeit anfange. Z. E. Wenn von vier Sech-<lb/>
zehntheilen das er&#x017F;te zu pau&#x017F;iren i&#x017F;t; &#x017F;o muß man noch halb &#x017F;o lange, als<lb/>
die Pau&#x017F;e dem Ge&#x017F;ichte nach gilt, warten: weil die folgende Note ku&#x0364;rzer<lb/>
&#x017F;eyn muß, als die er&#x017F;te. Eben &#x017F;o verha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit den Zwey und<lb/>
dreyßigtheilen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>13. §.</head><lb/>
            <p>Den Athem muß man immer zu rechter Zeit nehmen; auch den&#x017F;el-<lb/>
ben &#x017F;orgfa&#x0364;ltig &#x017F;paren lernen: damit man einen an einander hangenden Ge-<lb/>
&#x017F;ang durch unzeitiges Athemholen nicht zertrenne.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>14. §.</head><lb/>
            <p>Die Triller mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bey lu&#x017F;tigen Gedanken munter und ge&#x017F;chwind ge-<lb/>
&#x017F;chlagen werden. Und wenn in den Pa&#x017F;&#x017F;agien einige Noten &#x017F;tufenwei&#x017F;e<lb/>
unterwa&#x0364;rts gehen, und es die Zeit erlaubet, &#x017F;o kann man dann und wann,<lb/>
bey der er&#x017F;ten, oder dritten Note, halbe Triller anbringen: gehen aber die<lb/>
Noten aufwa&#x0364;rts; &#x017F;o kan man &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">battemens</hi> bedienen. Beyde Ar-<lb/>
ten ertheilen den Pa&#x017F;&#x017F;agien noch mehr Lebhaftigkeit und Schimmer. Doch<lb/>
muß man &#x017F;ie nicht misbrauchen, wenn man nicht einen Ekel verur&#x017F;achen<lb/>
will; &#x017F;. das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Haupt&#x017F;t. 19. §.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>15. §.</head><lb/>
            <p>Wie die Noten, welche vor Vor&#x017F;chla&#x0364;gen hergehen, von den&#x017F;elben ab-<lb/>
ge&#x017F;ondert werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t im <hi rendition="#aq">VI.</hi> Haupt&#x017F;t. <hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt, 8. §. gelehret<lb/>
worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>16. §.</head><lb/>
            <p>Bey Pa&#x017F;&#x017F;agien da die Hauptnoten unterwa&#x0364;rts, und die durchgehen-<lb/>
den aufwa&#x0364;rts gehen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die er&#x017F;tern etwas angehalten und markiret,<lb/>
auch &#x017F;ta&#x0364;rker als die letztern angegeben werden, weil die Melodie in den er-<lb/>
&#x017F;tern liegt. Die letztern hingegen ko&#x0364;nnen an die er&#x017F;tern &#x017F;achte ange&#x017F;chlei-<lb/>
fet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>17. §.</head><lb/>
            <p>Je tiefer die Spru&#x0364;nge in Pa&#x017F;&#x017F;agien &#x017F;ind; je &#x017F;ta&#x0364;rker mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die tiefen<lb/>
Noten vorgetragen werden: theils weil &#x017F;ie zum Accorde geho&#x0364;rige Haupt-<lb/>
noten &#x017F;ind; theils weil die tiefen To&#x0364;ne auf der Flo&#x0364;te nicht &#x017F;o &#x017F;chneidend<lb/>
und durchdringend &#x017F;ind, als die hohen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>18. §.</head><lb/>
            <p>Lange Noten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en durch das Wach&#x017F;en und Abnehmen der Sta&#x0364;rke<lb/>
des Tones auf eine erhabene Art unterhalten: die darauf folgenden ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwinden</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0132] Das XII. Hauptſtuͤck. ten nach ihnen nicht vor der Zeit anfange. Z. E. Wenn von vier Sech- zehntheilen das erſte zu pauſiren iſt; ſo muß man noch halb ſo lange, als die Pauſe dem Geſichte nach gilt, warten: weil die folgende Note kuͤrzer ſeyn muß, als die erſte. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Zwey und dreyßigtheilen. 13. §. Den Athem muß man immer zu rechter Zeit nehmen; auch denſel- ben ſorgfaͤltig ſparen lernen: damit man einen an einander hangenden Ge- ſang durch unzeitiges Athemholen nicht zertrenne. 14. §. Die Triller muͤſſen bey luſtigen Gedanken munter und geſchwind ge- ſchlagen werden. Und wenn in den Paſſagien einige Noten ſtufenweiſe unterwaͤrts gehen, und es die Zeit erlaubet, ſo kann man dann und wann, bey der erſten, oder dritten Note, halbe Triller anbringen: gehen aber die Noten aufwaͤrts; ſo kan man ſich der battemens bedienen. Beyde Ar- ten ertheilen den Paſſagien noch mehr Lebhaftigkeit und Schimmer. Doch muß man ſie nicht misbrauchen, wenn man nicht einen Ekel verurſachen will; ſ. das VIII. Hauptſt. 19. §. 15. §. Wie die Noten, welche vor Vorſchlaͤgen hergehen, von denſelben ab- geſondert werden muͤſſen, iſt im VI. Hauptſt. I. Abſchnitt, 8. §. gelehret worden. 16. §. Bey Paſſagien da die Hauptnoten unterwaͤrts, und die durchgehen- den aufwaͤrts gehen, muͤſſen die erſtern etwas angehalten und markiret, auch ſtaͤrker als die letztern angegeben werden, weil die Melodie in den er- ſtern liegt. Die letztern hingegen koͤnnen an die erſtern ſachte angeſchlei- fet werden. 17. §. Je tiefer die Spruͤnge in Paſſagien ſind; je ſtaͤrker muͤſſen die tiefen Noten vorgetragen werden: theils weil ſie zum Accorde gehoͤrige Haupt- noten ſind; theils weil die tiefen Toͤne auf der Floͤte nicht ſo ſchneidend und durchdringend ſind, als die hohen. 18. §. Lange Noten muͤſſen durch das Wachſen und Abnehmen der Staͤrke des Tones auf eine erhabene Art unterhalten: die darauf folgenden ge- ſchwinden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/132
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/132>, abgerufen am 21.11.2024.