DesXVII.Hauptstücks.V.Abschnitt. Von dem Contr. etc.
8. §.
Ueberhaupt muß der Vortrag des Contraviolonisten ernsthafter seyn, als der übrigen Bässe ihrer. Die kleinen feinen Auszierungen werden zwar von ihm nicht gefodert: dagegen aber muß er sich beständig bemühen, dem, was die andern spielen, einen Nachdruck und Gewicht zu geben. Er muß das Piano und Forte zu rechter Zeit ausdrücken; das Zeitmaaß genau beobachten; weder eilen, noch zögern; seine Noten fest, sicher, und deutlich vortragen; sich vor dem Kratzen des Bogens in Acht nehmen, welches absonderlich bey diesem Jnstrumente ein häßli- cher Uebelstand ist; und wenn er höret, daß bald ernsthaft, bald scherz- haft, bald schmeichelnd, bald traurig, bald lustig oder frech, und wie es auch seyn mag, gespielet wird, muß er allezeit auch das Seinige mit beyzutragen bemühet seyn, nicht aber aus Kaltsinnigkeit, diejenigen Wir- kungen, welche man im Ganzen hervorzubringen suchet, verhindern. Allezeit, absonderlich aber in Concerten, muß er richtig pausiren, damit er, wenn die Ritornelle eintreten, zu gehöriger Zeit mit dem Forte mit Nachdruck einfallen könne; und nicht, wie einige thun, erst einige No- ten vorbey gehen lasse. Was übrigens in diesem ganzen Hauptstücke, so wohl insbesondere als überhaupt abgehandelt wird, davon kann er sich noch Vieles, welches hier zu wiederholen der Raum nicht leidet, zu Nu- tzen machen.
Des
DesXVII.Hauptſtuͤcks.V.Abſchnitt. Von dem Contr. ꝛc.
8. §.
Ueberhaupt muß der Vortrag des Contravioloniſten ernſthafter ſeyn, als der uͤbrigen Baͤſſe ihrer. Die kleinen feinen Auszierungen werden zwar von ihm nicht gefodert: dagegen aber muß er ſich beſtaͤndig bemuͤhen, dem, was die andern ſpielen, einen Nachdruck und Gewicht zu geben. Er muß das Piano und Forte zu rechter Zeit ausdruͤcken; das Zeitmaaß genau beobachten; weder eilen, noch zoͤgern; ſeine Noten feſt, ſicher, und deutlich vortragen; ſich vor dem Kratzen des Bogens in Acht nehmen, welches abſonderlich bey dieſem Jnſtrumente ein haͤßli- cher Uebelſtand iſt; und wenn er hoͤret, daß bald ernſthaft, bald ſcherz- haft, bald ſchmeichelnd, bald traurig, bald luſtig oder frech, und wie es auch ſeyn mag, geſpielet wird, muß er allezeit auch das Seinige mit beyzutragen bemuͤhet ſeyn, nicht aber aus Kaltſinnigkeit, diejenigen Wir- kungen, welche man im Ganzen hervorzubringen ſuchet, verhindern. Allezeit, abſonderlich aber in Concerten, muß er richtig pauſiren, damit er, wenn die Ritornelle eintreten, zu gehoͤriger Zeit mit dem Forte mit Nachdruck einfallen koͤnne; und nicht, wie einige thun, erſt einige No- ten vorbey gehen laſſe. Was uͤbrigens in dieſem ganzen Hauptſtuͤcke, ſo wohl insbeſondere als uͤberhaupt abgehandelt wird, davon kann er ſich noch Vieles, welches hier zu wiederholen der Raum nicht leidet, zu Nu- tzen machen.
Des
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Des XVII. Hauptſtuͤcks. V. Abſchnitt. Von dem Contr. ꝛc.
8. §.
Ueberhaupt muß der Vortrag des Contravioloniſten ernſthafter
ſeyn, als der uͤbrigen Baͤſſe ihrer. Die kleinen feinen Auszierungen
werden zwar von ihm nicht gefodert: dagegen aber muß er ſich beſtaͤndig
bemuͤhen, dem, was die andern ſpielen, einen Nachdruck und Gewicht
zu geben. Er muß das Piano und Forte zu rechter Zeit ausdruͤcken;
das Zeitmaaß genau beobachten; weder eilen, noch zoͤgern; ſeine Noten
feſt, ſicher, und deutlich vortragen; ſich vor dem Kratzen des Bogens
in Acht nehmen, welches abſonderlich bey dieſem Jnſtrumente ein haͤßli-
cher Uebelſtand iſt; und wenn er hoͤret, daß bald ernſthaft, bald ſcherz-
haft, bald ſchmeichelnd, bald traurig, bald luſtig oder frech, und wie
es auch ſeyn mag, geſpielet wird, muß er allezeit auch das Seinige mit
beyzutragen bemuͤhet ſeyn, nicht aber aus Kaltſinnigkeit, diejenigen Wir-
kungen, welche man im Ganzen hervorzubringen ſuchet, verhindern.
Allezeit, abſonderlich aber in Concerten, muß er richtig pauſiren, damit
er, wenn die Ritornelle eintreten, zu gehoͤriger Zeit mit dem Forte mit
Nachdruck einfallen koͤnne; und nicht, wie einige thun, erſt einige No-
ten vorbey gehen laſſe. Was uͤbrigens in dieſem ganzen Hauptſtuͤcke,
ſo wohl insbeſondere als uͤberhaupt abgehandelt wird, davon kann er ſich
noch Vieles, welches hier zu wiederholen der Raum nicht leidet, zu Nu-
tzen machen.
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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/240>, abgerufen am 21.11.2024.
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