Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Pflichten aller Accompagnisten überhaupt.
sey der Tänzer so geschwind gemacht, daß nur auf jeden Tact ein Puls-
schlag kömmt.
Eine Furie wird mit vielem Feuer gespielet. Auf zweene Viertheile
kömmt ein Pulsschlag; es sey im geraden oder im Dreyviertheiltacte; so
ferne im letztern zweygeschwänzte Noten vorkommen.
Eine Bourree und ein Rigaudon werden lustig, und mit einem
kurzen und leichten Bogenstriche ausgeführet. Auf jeden Tact kömmt
ein Pulsschlag.
Eine Gavotte ist dem Rigaudon fast gleich; wird aber doch im
Tempo um etwas gemäßiget.
Ein Rondeau wird etwas gelassen gespielet; und kömmt ohnge-
fähr auf zweene Viertheile ein Pulsschlag; es sey im Allabreve- oder im
Dreyviertheiltacte.
Die Gique und Canarie haben einerley Tempo. Wenn sie im
Sechsachttheiltacte stehen, kömmt auf jeden Tact ein Pulsschlag. Die
Gique wird mit einem kurzen und leichten Bogenstriche, die Canarie,
welche immer aus punctirten Noten besteht, aber, mit einem kurzen und
scharfen Bogenstriche gespielet.
Ein Menuet spiele man hebend, und markire die Viertheile mit
einem etwas schweren, doch kurzen Bogenstriche; auf zweene Viertheile
kömmt ein Pulsschlag.
Ein Passepied wird theils etwas leichter, theils etwas geschwin-
der gespielet, als der vorige. Hierinne geschieht es oft, daß zweene Tacte
in einen geschrieben, und über die mittelste Note zweene Striche gesetzt
werden; s. Tab. XXIII. Fig. 10. im zweyten Tacte. Einige lassen diese
zweene Tacte von einander abgesondert, und schreiben, anstatt des Vier-
theils mit den Strichen, zweene Achttheile, mit einem darüber stehenden
Bogen: den Tactstrich aber setzen sie dazwischen. Jm Spielen werden
diese Noten auf einerley Art gemacht, nämlich, die zweene Viertheile
kurz, und mit abgesetzetem Bogen; und zwar in dem Tempo als wenn es
Dreyviertheiltact wäre.
Ein Tambourin wird wie eine Bourree oder Rigaudon gespielet;
nur ein wenig geschwinder.
Ein Marsch wird ernsthaft gespielet. Wenn derselbe im Allabre-
ve- oder Bourreentacte gesetzet ist; so kommen auf jeden Tact zweene
Pulsschläge. u. s. w.
59. §. Jn
Von den Pflichten aller Accompagniſten uͤberhaupt.
ſey der Taͤnzer ſo geſchwind gemacht, daß nur auf jeden Tact ein Puls-
ſchlag koͤmmt.
Eine Furie wird mit vielem Feuer geſpielet. Auf zweene Viertheile
koͤmmt ein Pulsſchlag; es ſey im geraden oder im Dreyviertheiltacte; ſo
ferne im letztern zweygeſchwaͤnzte Noten vorkommen.
Eine Bourree und ein Rigaudon werden luſtig, und mit einem
kurzen und leichten Bogenſtriche ausgefuͤhret. Auf jeden Tact koͤmmt
ein Pulsſchlag.
Eine Gavotte iſt dem Rigaudon faſt gleich; wird aber doch im
Tempo um etwas gemaͤßiget.
Ein Rondeau wird etwas gelaſſen geſpielet; und koͤmmt ohnge-
faͤhr auf zweene Viertheile ein Pulsſchlag; es ſey im Allabreve- oder im
Dreyviertheiltacte.
Die Gique und Canarie haben einerley Tempo. Wenn ſie im
Sechsachttheiltacte ſtehen, koͤmmt auf jeden Tact ein Pulsſchlag. Die
Gique wird mit einem kurzen und leichten Bogenſtriche, die Canarie,
welche immer aus punctirten Noten beſteht, aber, mit einem kurzen und
ſcharfen Bogenſtriche geſpielet.
Ein Menuet ſpiele man hebend, und markire die Viertheile mit
einem etwas ſchweren, doch kurzen Bogenſtriche; auf zweene Viertheile
koͤmmt ein Pulsſchlag.
Ein Paſſepied wird theils etwas leichter, theils etwas geſchwin-
der geſpielet, als der vorige. Hierinne geſchieht es oft, daß zweene Tacte
in einen geſchrieben, und uͤber die mittelſte Note zweene Striche geſetzt
werden; ſ. Tab. XXIII. Fig. 10. im zweyten Tacte. Einige laſſen dieſe
zweene Tacte von einander abgeſondert, und ſchreiben, anſtatt des Vier-
theils mit den Strichen, zweene Achttheile, mit einem daruͤber ſtehenden
Bogen: den Tactſtrich aber ſetzen ſie dazwiſchen. Jm Spielen werden
dieſe Noten auf einerley Art gemacht, naͤmlich, die zweene Viertheile
kurz, und mit abgeſetzetem Bogen; und zwar in dem Tempo als wenn es
Dreyviertheiltact waͤre.
Ein Tambourin wird wie eine Bourree oder Rigaudon geſpielet;
nur ein wenig geſchwinder.
Ein Marſch wird ernſthaft geſpielet. Wenn derſelbe im Allabre-
ve- oder Bourreentacte geſetzet iſt; ſo kommen auf jeden Tact zweene
Pulsſchlaͤge. u. ſ. w.
59. §. Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0289" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Pflichten aller Accompagni&#x017F;ten u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ey der Ta&#x0364;nzer &#x017F;o ge&#x017F;chwind gemacht, daß nur auf jeden Tact ein Puls-<lb/>
&#x017F;chlag ko&#x0364;mmt.</item><lb/>
              <item>Eine <hi rendition="#fr">Furie</hi> wird mit vielem Feuer ge&#x017F;pielet. Auf zweene Viertheile<lb/>
ko&#x0364;mmt ein Puls&#x017F;chlag; es &#x017F;ey im geraden oder im Dreyviertheiltacte; &#x017F;o<lb/>
ferne im letztern zweyge&#x017F;chwa&#x0364;nzte Noten vorkommen.</item><lb/>
              <item>Eine <hi rendition="#fr">Bourree</hi> und ein <hi rendition="#fr">Rigaudon</hi> werden lu&#x017F;tig, und mit einem<lb/>
kurzen und leichten Bogen&#x017F;triche ausgefu&#x0364;hret. Auf jeden Tact ko&#x0364;mmt<lb/>
ein Puls&#x017F;chlag.</item><lb/>
              <item>Eine <hi rendition="#fr">Gavotte</hi> i&#x017F;t dem Rigaudon fa&#x017F;t gleich; wird aber doch im<lb/>
Tempo um etwas gema&#x0364;ßiget.</item><lb/>
              <item>Ein <hi rendition="#fr">Rondeau</hi> wird etwas gela&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;pielet; und ko&#x0364;mmt ohnge-<lb/>
fa&#x0364;hr auf zweene Viertheile ein Puls&#x017F;chlag; es &#x017F;ey im Allabreve- oder im<lb/>
Dreyviertheiltacte.</item><lb/>
              <item>Die <hi rendition="#fr">Gique</hi> und <hi rendition="#fr">Canarie</hi> haben einerley Tempo. Wenn &#x017F;ie im<lb/>
Sechsachttheiltacte &#x017F;tehen, ko&#x0364;mmt auf jeden Tact ein Puls&#x017F;chlag. Die<lb/>
Gique wird mit einem kurzen und leichten Bogen&#x017F;triche, die Canarie,<lb/>
welche immer aus punctirten Noten be&#x017F;teht, aber, mit einem kurzen und<lb/>
&#x017F;charfen Bogen&#x017F;triche ge&#x017F;pielet.</item><lb/>
              <item>Ein <hi rendition="#fr">Menuet</hi> &#x017F;piele man hebend, und markire die Viertheile mit<lb/>
einem etwas &#x017F;chweren, doch kurzen Bogen&#x017F;triche; auf zweene Viertheile<lb/>
ko&#x0364;mmt ein Puls&#x017F;chlag.</item><lb/>
              <item>Ein <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;&#x017F;epied</hi> wird theils etwas leichter, theils etwas ge&#x017F;chwin-<lb/>
der ge&#x017F;pielet, als der vorige. Hierinne ge&#x017F;chieht es oft, daß zweene Tacte<lb/>
in einen ge&#x017F;chrieben, und u&#x0364;ber die mittel&#x017F;te Note zweene Striche ge&#x017F;etzt<lb/>
werden; &#x017F;. Tab. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Fig. 10. im zweyten Tacte. Einige la&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e<lb/>
zweene Tacte von einander abge&#x017F;ondert, und &#x017F;chreiben, an&#x017F;tatt des Vier-<lb/>
theils mit den Strichen, zweene Achttheile, mit einem daru&#x0364;ber &#x017F;tehenden<lb/>
Bogen: den Tact&#x017F;trich aber &#x017F;etzen &#x017F;ie dazwi&#x017F;chen. Jm Spielen werden<lb/>
die&#x017F;e Noten auf einerley Art gemacht, na&#x0364;mlich, die zweene Viertheile<lb/>
kurz, und mit abge&#x017F;etzetem Bogen; und zwar in dem Tempo als wenn es<lb/>
Dreyviertheiltact wa&#x0364;re.</item><lb/>
              <item>Ein <hi rendition="#fr">Tambourin</hi> wird wie eine Bourree oder Rigaudon ge&#x017F;pielet;<lb/>
nur ein wenig ge&#x017F;chwinder.</item><lb/>
              <item>Ein <hi rendition="#fr">Mar&#x017F;ch</hi> wird ern&#x017F;thaft ge&#x017F;pielet. Wenn der&#x017F;elbe im Allabre-<lb/>
ve- oder Bourreentacte ge&#x017F;etzet i&#x017F;t; &#x017F;o kommen auf jeden Tact zweene<lb/>
Puls&#x017F;chla&#x0364;ge. u. &#x017F;. w.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">59. §. Jn</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0289] Von den Pflichten aller Accompagniſten uͤberhaupt. ſey der Taͤnzer ſo geſchwind gemacht, daß nur auf jeden Tact ein Puls- ſchlag koͤmmt. Eine Furie wird mit vielem Feuer geſpielet. Auf zweene Viertheile koͤmmt ein Pulsſchlag; es ſey im geraden oder im Dreyviertheiltacte; ſo ferne im letztern zweygeſchwaͤnzte Noten vorkommen. Eine Bourree und ein Rigaudon werden luſtig, und mit einem kurzen und leichten Bogenſtriche ausgefuͤhret. Auf jeden Tact koͤmmt ein Pulsſchlag. Eine Gavotte iſt dem Rigaudon faſt gleich; wird aber doch im Tempo um etwas gemaͤßiget. Ein Rondeau wird etwas gelaſſen geſpielet; und koͤmmt ohnge- faͤhr auf zweene Viertheile ein Pulsſchlag; es ſey im Allabreve- oder im Dreyviertheiltacte. Die Gique und Canarie haben einerley Tempo. Wenn ſie im Sechsachttheiltacte ſtehen, koͤmmt auf jeden Tact ein Pulsſchlag. Die Gique wird mit einem kurzen und leichten Bogenſtriche, die Canarie, welche immer aus punctirten Noten beſteht, aber, mit einem kurzen und ſcharfen Bogenſtriche geſpielet. Ein Menuet ſpiele man hebend, und markire die Viertheile mit einem etwas ſchweren, doch kurzen Bogenſtriche; auf zweene Viertheile koͤmmt ein Pulsſchlag. Ein Paſſepied wird theils etwas leichter, theils etwas geſchwin- der geſpielet, als der vorige. Hierinne geſchieht es oft, daß zweene Tacte in einen geſchrieben, und uͤber die mittelſte Note zweene Striche geſetzt werden; ſ. Tab. XXIII. Fig. 10. im zweyten Tacte. Einige laſſen dieſe zweene Tacte von einander abgeſondert, und ſchreiben, anſtatt des Vier- theils mit den Strichen, zweene Achttheile, mit einem daruͤber ſtehenden Bogen: den Tactſtrich aber ſetzen ſie dazwiſchen. Jm Spielen werden dieſe Noten auf einerley Art gemacht, naͤmlich, die zweene Viertheile kurz, und mit abgeſetzetem Bogen; und zwar in dem Tempo als wenn es Dreyviertheiltact waͤre. Ein Tambourin wird wie eine Bourree oder Rigaudon geſpielet; nur ein wenig geſchwinder. Ein Marſch wird ernſthaft geſpielet. Wenn derſelbe im Allabre- ve- oder Bourreentacte geſetzet iſt; ſo kommen auf jeden Tact zweene Pulsſchlaͤge. u. ſ. w. 59. §. Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/289
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/289>, abgerufen am 22.11.2024.