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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Umstehen. Chemische Analyse.
meint, daß sie zu einem Aggregat von 2gliedrigen Krystallen umstehen. Der
zweigliedrige Nickelvitriol wird am Licht (besonders an direktem Sonnenlicht)
trübe, verwandelt sich in ein Aggregat von Quadratoktaedern. Besonders
schön ist die Erscheinung beim Quecksilberjodid (Pogg. Ann. 28. 116), die gelben
zweigliedrigen durch Sublimation erhaltenen Krystalle werden vorsichtig be-
handelt beim Erwärmen, ja sogar bei Berührung, ruckweis schön roth,
indem sie zur viergliedrigen Form umstehen. Der Arragonit zerfällt im
Glaskolben erhitzt zu Pulver, da das Pulver einen größern Raum ein-
nimmt, so scheint es aus kleinen Kalkspathrhomboedern zu bestehen.

Chemische Analyse.

Der Mineraloge darf chemische Hilfsmittel allerdings erst dann an-
wenden, wenn er mit den mineralogischen nicht zum Ziele kommt, und je
virtueller er in seinem Fache sich ausbildet, desto weniger wird er ihrer
bedürfen. Ja in vielen Fällen ist es um das Wissen, ob dieser oder jener
Stoff dem Minerale beigemischt sei, eine fast gleichgültige Sache. Jedenfalls
dürfen wir nie vergessen, daß in dem Augenblicke, wo wir das Feuer und
die Säure zur Hand nehmen, wir in ein fremdes Gebiet hinüberstreichen,
und wenn dieses voreilig geschieht, so können wir leicht und nicht unge-
straft in Wege gerathen, die der tüchtige Mann des Faches nicht gehen
sollte.

Indeß ist praktisch genommen der Stoff wieder überaus wichtig und
inniger mit den Eigenschaften der Minerale verwoben, als es bei Pflanzen
und Thieren zu sein scheint. Man wird sich daher um so lieber mit den
Mitteln vertraut machen, welche zu dieser Kenntniß führen, als wir ge-
hörig mineralogisch vorbereitet meist nur der kleinsten Apparate bedürfen.
Von diesen kann daher auch nur hier die Rede sein, das weitere muß
dem Chemiker von Fach überlassen bleiben. Denn wenn es sich ein Mal
nicht mehr um die Kenntnisse der Minerale, sondern um ihre letzten Stoffe
handelt, so kann der Chemiker allein mit allen Mitteln seiner Wissen-
schaft uns Hilfe bringen, deren Resultate wir historisch aufzunehmen haben.

Beide, Mineralogen und Chemiker, werden um so mehr von einander
lernen, je besser sie es verstehen, ihre Gebiete zu sondern.

Untersuchung auf trockenem Wege.
Ohne Zuschläge.

Dazu gebraucht man das allbekannte Löthrohr pag. 129 und die
Weingeistlampe. Als besten Führer nehmen wir Plattner. Kleine Proben
erhitze über der Weingeistlampe, was man auch durch Blasen mit dem
Löthrohr noch verstärken kann:

1) In einerseits verschlossener Glasröhre: das Wasser
entweicht, und setzt sich im Halse wieder ab; flüchtige Säuren geben sich
namentlich bei stärkerer Hitze durch Röthen des Lackmuspapieres zu er-
kennen; Schwefel- und Kupferkies geben Schwefel ab, heiß braun, kalt
gelb aussehend; Arsenikkies, Speiskobalt sublimiren Arsenik unter Knob-
lauchgeruch; viele Minerale decrepitiren sehr stark, wie Spatheisenstein,
was sich dabei in Magneteisen verwandelt; Zinnober sublimirt etc.


Umſtehen. Chemiſche Analyſe.
meint, daß ſie zu einem Aggregat von 2gliedrigen Kryſtallen umſtehen. Der
zweigliedrige Nickelvitriol wird am Licht (beſonders an direktem Sonnenlicht)
trübe, verwandelt ſich in ein Aggregat von Quadratoktaedern. Beſonders
ſchön iſt die Erſcheinung beim Queckſilberjodid (Pogg. Ann. 28. 116), die gelben
zweigliedrigen durch Sublimation erhaltenen Kryſtalle werden vorſichtig be-
handelt beim Erwärmen, ja ſogar bei Berührung, ruckweis ſchön roth,
indem ſie zur viergliedrigen Form umſtehen. Der Arragonit zerfällt im
Glaskolben erhitzt zu Pulver, da das Pulver einen größern Raum ein-
nimmt, ſo ſcheint es aus kleinen Kalkſpathrhomboedern zu beſtehen.

Chemiſche Analyſe.

Der Mineraloge darf chemiſche Hilfsmittel allerdings erſt dann an-
wenden, wenn er mit den mineralogiſchen nicht zum Ziele kommt, und je
virtueller er in ſeinem Fache ſich ausbildet, deſto weniger wird er ihrer
bedürfen. Ja in vielen Fällen iſt es um das Wiſſen, ob dieſer oder jener
Stoff dem Minerale beigemiſcht ſei, eine faſt gleichgültige Sache. Jedenfalls
dürfen wir nie vergeſſen, daß in dem Augenblicke, wo wir das Feuer und
die Säure zur Hand nehmen, wir in ein fremdes Gebiet hinüberſtreichen,
und wenn dieſes voreilig geſchieht, ſo können wir leicht und nicht unge-
ſtraft in Wege gerathen, die der tüchtige Mann des Faches nicht gehen
ſollte.

Indeß iſt praktiſch genommen der Stoff wieder überaus wichtig und
inniger mit den Eigenſchaften der Minerale verwoben, als es bei Pflanzen
und Thieren zu ſein ſcheint. Man wird ſich daher um ſo lieber mit den
Mitteln vertraut machen, welche zu dieſer Kenntniß führen, als wir ge-
hörig mineralogiſch vorbereitet meiſt nur der kleinſten Apparate bedürfen.
Von dieſen kann daher auch nur hier die Rede ſein, das weitere muß
dem Chemiker von Fach überlaſſen bleiben. Denn wenn es ſich ein Mal
nicht mehr um die Kenntniſſe der Minerale, ſondern um ihre letzten Stoffe
handelt, ſo kann der Chemiker allein mit allen Mitteln ſeiner Wiſſen-
ſchaft uns Hilfe bringen, deren Reſultate wir hiſtoriſch aufzunehmen haben.

Beide, Mineralogen und Chemiker, werden um ſo mehr von einander
lernen, je beſſer ſie es verſtehen, ihre Gebiete zu ſondern.

Unterſuchung auf trockenem Wege.
Ohne Zuſchläge.

Dazu gebraucht man das allbekannte Löthrohr pag. 129 und die
Weingeiſtlampe. Als beſten Führer nehmen wir Plattner. Kleine Proben
erhitze über der Weingeiſtlampe, was man auch durch Blaſen mit dem
Löthrohr noch verſtärken kann:

1) In einerſeits verſchloſſener Glasröhre: das Waſſer
entweicht, und ſetzt ſich im Halſe wieder ab; flüchtige Säuren geben ſich
namentlich bei ſtärkerer Hitze durch Röthen des Lackmuspapieres zu er-
kennen; Schwefel- und Kupferkies geben Schwefel ab, heiß braun, kalt
gelb ausſehend; Arſenikkies, Speiskobalt ſublimiren Arſenik unter Knob-
lauchgeruch; viele Minerale decrepitiren ſehr ſtark, wie Spatheiſenſtein,
was ſich dabei in Magneteiſen verwandelt; Zinnober ſublimirt ꝛc.


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[138/0150] Umſtehen. Chemiſche Analyſe. meint, daß ſie zu einem Aggregat von 2gliedrigen Kryſtallen umſtehen. Der zweigliedrige Nickelvitriol wird am Licht (beſonders an direktem Sonnenlicht) trübe, verwandelt ſich in ein Aggregat von Quadratoktaedern. Beſonders ſchön iſt die Erſcheinung beim Queckſilberjodid (Pogg. Ann. 28. 116), die gelben zweigliedrigen durch Sublimation erhaltenen Kryſtalle werden vorſichtig be- handelt beim Erwärmen, ja ſogar bei Berührung, ruckweis ſchön roth, indem ſie zur viergliedrigen Form umſtehen. Der Arragonit zerfällt im Glaskolben erhitzt zu Pulver, da das Pulver einen größern Raum ein- nimmt, ſo ſcheint es aus kleinen Kalkſpathrhomboedern zu beſtehen. Chemiſche Analyſe. Der Mineraloge darf chemiſche Hilfsmittel allerdings erſt dann an- wenden, wenn er mit den mineralogiſchen nicht zum Ziele kommt, und je virtueller er in ſeinem Fache ſich ausbildet, deſto weniger wird er ihrer bedürfen. Ja in vielen Fällen iſt es um das Wiſſen, ob dieſer oder jener Stoff dem Minerale beigemiſcht ſei, eine faſt gleichgültige Sache. Jedenfalls dürfen wir nie vergeſſen, daß in dem Augenblicke, wo wir das Feuer und die Säure zur Hand nehmen, wir in ein fremdes Gebiet hinüberſtreichen, und wenn dieſes voreilig geſchieht, ſo können wir leicht und nicht unge- ſtraft in Wege gerathen, die der tüchtige Mann des Faches nicht gehen ſollte. Indeß iſt praktiſch genommen der Stoff wieder überaus wichtig und inniger mit den Eigenſchaften der Minerale verwoben, als es bei Pflanzen und Thieren zu ſein ſcheint. Man wird ſich daher um ſo lieber mit den Mitteln vertraut machen, welche zu dieſer Kenntniß führen, als wir ge- hörig mineralogiſch vorbereitet meiſt nur der kleinſten Apparate bedürfen. Von dieſen kann daher auch nur hier die Rede ſein, das weitere muß dem Chemiker von Fach überlaſſen bleiben. Denn wenn es ſich ein Mal nicht mehr um die Kenntniſſe der Minerale, ſondern um ihre letzten Stoffe handelt, ſo kann der Chemiker allein mit allen Mitteln ſeiner Wiſſen- ſchaft uns Hilfe bringen, deren Reſultate wir hiſtoriſch aufzunehmen haben. Beide, Mineralogen und Chemiker, werden um ſo mehr von einander lernen, je beſſer ſie es verſtehen, ihre Gebiete zu ſondern. Unterſuchung auf trockenem Wege. Ohne Zuſchläge. Dazu gebraucht man das allbekannte Löthrohr pag. 129 und die Weingeiſtlampe. Als beſten Führer nehmen wir Plattner. Kleine Proben erhitze über der Weingeiſtlampe, was man auch durch Blaſen mit dem Löthrohr noch verſtärken kann: 1) In einerſeits verſchloſſener Glasröhre: das Waſſer entweicht, und ſetzt ſich im Halſe wieder ab; flüchtige Säuren geben ſich namentlich bei ſtärkerer Hitze durch Röthen des Lackmuspapieres zu er- kennen; Schwefel- und Kupferkies geben Schwefel ab, heiß braun, kalt gelb ausſehend; Arſenikkies, Speiskobalt ſublimiren Arſenik unter Knob- lauchgeruch; viele Minerale decrepitiren ſehr ſtark, wie Spatheiſenſtein, was ſich dabei in Magneteiſen verwandelt; Zinnober ſublimirt ꝛc.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/150>, abgerufen am 29.11.2024.