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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 6te Fam.: Diamant.
Krystallkanten schuld, die einen einzigen Punkt zum Schnitt kommen läßt
(Wollaston in Gilbert's Ann. 58. 92).

Gewicht 3,55, genau das des Topases, daher sind auch Brasilianische
Topasgeschiebe damit verwechselt worden.

Farblos, doch nehmen sie eine schwarze, nelkenbraune, graue, gelbliche,
grünliche etc. Färbung an. Juweliere theilen sie daher in Klassen von 1stem,
2tem und 3tem Wasser. Selten kommen entschiedene Färbungen vor, doch
werden gelbe, rosenrothe, grüne etc. erwähnt, und diese dann sehr theuer
gezahlt.

Diamantglanz und starke Farbenzerstreuung, deßhalb zeigen
die geschliffenen Facetten das lebhafteste Farbenspiel. Starke Strahlen-
brechung
2,487, d. h. die vergrößernde Kraft der Diamant- zur Glas-
linse wie 8 : 4, daher ist er auch zu mikroskopischen Linsen benützt worden,
die aber sehr schwer vollkommen zu machen sind, so daß nur wenige gute
existiren. Newton schloß 1675 daraus, daß er eine brennbare Substanz
sein müsse. Er machte nämlich zwei Klassen von Körpern: feuerbestän-
dige und brennbare, bei beiden folgt die Brechungskraft einem eigenen
Gesetze, aber so ziemlich nach dem Verhältniß zur Dichtigkeit. Nun ver-
hält sich die Dichtigkeit vom Quarz zum Diamant = 3 : 4, aber die
Brechungskraft = 3 : 8, daher konnte Diamant kein feuerbeständiger
Stein sein.

Bricht das Licht zwar nicht doppelt, polarisirt es also auch nicht.
Allein nach Brewster finden sich im Innern Luftblasen, um welche herum
wie im Bernstein das Licht etwas verändert wird. Da nun außerhalb
dieser Blasensphäre das Licht vollkommen unpolarisirt durchgeht, so scheint
die Masse ursprünglich weich gewesen zu sein, so daß eingeschlossene Luft
durch Expansion die ihr nächstliegenden Theile verändern konnte, wie man
etwa durch Druck auf Glas und Harz ähnliche Erscheinungen hervor-
bringt! Die Höhlen haben öfter sehr bizarre Formen, sie sind sogar, wie
schon Tavernier erzählt, mit einer schwarzen Materie (boue vegetale) er-
füllt. Manche sollen durch Insolation (Pogg. Ann. 64 334) oder Bürsten
phosphoresciren. Durch Reiben stets + elektrisch.

Reiner KohlenstoffC, seine Oberfläche wird in der Oxydations-
flamme matt, durch langes Glühen "schwarz und undurchsichtig, was nur
von einem Uebergange in den amorphen Zustand herrühren kann." Ob-
gleich das Pulver schon bei Anwendung einer Spirituslampe brennt, so
kann er doch in Kohlenpulver verpackt der größten Hitze ausgesetzt werden,
wie das die Pariser Steinschleifer schon 1771 wußten. Sobald aber
Sauerstoff hinzutritt, so stößt er Gas aus (Boyle), und 1694 wurden
auf Veranlassung Cosmus III von Florenzer Akademikern die ersten Dia-
manten in einem großen Tschirnhausischen Brennspiegel verflüchtigt; sie
behielten zwar ihre Form bei, wurden aber immer kleiner, und verschwan-
den zuletzt ganz. Schon Lavoisier fand, daß sie dabei Kohlensäure ent-
wickeln; Guyton, daß sie mit Eisen zusammengeschmolzen (cämentirt)
Stahl erzeugen. In Wien wollte Kaiser Franz I 1750 im Ofenfeuer
kleine zu einem großen zusammenschmelzen, aber die Sache gelang nicht.
Petzhold glaubte in kleinen Rückständen Kieselerde mit Pflanzenzellen ge-
funden zu haben, aber Wöhler konnte das nicht bestätigen. Der Aschen-

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I. Cl. 6te Fam.: Diamant.
Kryſtallkanten ſchuld, die einen einzigen Punkt zum Schnitt kommen läßt
(Wollaſton in Gilbert’s Ann. 58. 92).

Gewicht 3,55, genau das des Topaſes, daher ſind auch Braſilianiſche
Topasgeſchiebe damit verwechſelt worden.

Farblos, doch nehmen ſie eine ſchwarze, nelkenbraune, graue, gelbliche,
grünliche ꝛc. Färbung an. Juweliere theilen ſie daher in Klaſſen von 1ſtem,
2tem und 3tem Waſſer. Selten kommen entſchiedene Färbungen vor, doch
werden gelbe, roſenrothe, grüne ꝛc. erwähnt, und dieſe dann ſehr theuer
gezahlt.

Diamantglanz und ſtarke Farbenzerſtreuung, deßhalb zeigen
die geſchliffenen Facetten das lebhafteſte Farbenſpiel. Starke Strahlen-
brechung
2,487, d. h. die vergrößernde Kraft der Diamant- zur Glas-
linſe wie 8 : 4, daher iſt er auch zu mikroſkopiſchen Linſen benützt worden,
die aber ſehr ſchwer vollkommen zu machen ſind, ſo daß nur wenige gute
exiſtiren. Newton ſchloß 1675 daraus, daß er eine brennbare Subſtanz
ſein müſſe. Er machte nämlich zwei Klaſſen von Körpern: feuerbeſtän-
dige und brennbare, bei beiden folgt die Brechungskraft einem eigenen
Geſetze, aber ſo ziemlich nach dem Verhältniß zur Dichtigkeit. Nun ver-
hält ſich die Dichtigkeit vom Quarz zum Diamant = 3 : 4, aber die
Brechungskraft = 3 : 8, daher konnte Diamant kein feuerbeſtändiger
Stein ſein.

Bricht das Licht zwar nicht doppelt, polariſirt es alſo auch nicht.
Allein nach Brewſter finden ſich im Innern Luftblaſen, um welche herum
wie im Bernſtein das Licht etwas verändert wird. Da nun außerhalb
dieſer Blaſenſphäre das Licht vollkommen unpolariſirt durchgeht, ſo ſcheint
die Maſſe urſprünglich weich geweſen zu ſein, ſo daß eingeſchloſſene Luft
durch Expanſion die ihr nächſtliegenden Theile verändern konnte, wie man
etwa durch Druck auf Glas und Harz ähnliche Erſcheinungen hervor-
bringt! Die Höhlen haben öfter ſehr bizarre Formen, ſie ſind ſogar, wie
ſchon Tavernier erzählt, mit einer ſchwarzen Materie (boue végétale) er-
füllt. Manche ſollen durch Inſolation (Pogg. Ann. 64 334) oder Bürſten
phosphoresciren. Durch Reiben ſtets + elektriſch.

Reiner KohlenſtoffC, ſeine Oberfläche wird in der Oxydations-
flamme matt, durch langes Glühen „ſchwarz und undurchſichtig, was nur
von einem Uebergange in den amorphen Zuſtand herrühren kann.“ Ob-
gleich das Pulver ſchon bei Anwendung einer Spirituslampe brennt, ſo
kann er doch in Kohlenpulver verpackt der größten Hitze ausgeſetzt werden,
wie das die Pariſer Steinſchleifer ſchon 1771 wußten. Sobald aber
Sauerſtoff hinzutritt, ſo ſtößt er Gas aus (Boyle), und 1694 wurden
auf Veranlaſſung Cosmus III von Florenzer Akademikern die erſten Dia-
manten in einem großen Tſchirnhauſiſchen Brennſpiegel verflüchtigt; ſie
behielten zwar ihre Form bei, wurden aber immer kleiner, und verſchwan-
den zuletzt ganz. Schon Lavoiſier fand, daß ſie dabei Kohlenſäure ent-
wickeln; Guyton, daß ſie mit Eiſen zuſammengeſchmolzen (cämentirt)
Stahl erzeugen. In Wien wollte Kaiſer Franz I 1750 im Ofenfeuer
kleine zu einem großen zuſammenſchmelzen, aber die Sache gelang nicht.
Petzhold glaubte in kleinen Rückſtänden Kieſelerde mit Pflanzenzellen ge-
funden zu haben, aber Wöhler konnte das nicht beſtätigen. Der Aſchen-

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[243/0255] I. Cl. 6te Fam.: Diamant. Kryſtallkanten ſchuld, die einen einzigen Punkt zum Schnitt kommen läßt (Wollaſton in Gilbert’s Ann. 58. 92). Gewicht 3,55, genau das des Topaſes, daher ſind auch Braſilianiſche Topasgeſchiebe damit verwechſelt worden. Farblos, doch nehmen ſie eine ſchwarze, nelkenbraune, graue, gelbliche, grünliche ꝛc. Färbung an. Juweliere theilen ſie daher in Klaſſen von 1ſtem, 2tem und 3tem Waſſer. Selten kommen entſchiedene Färbungen vor, doch werden gelbe, roſenrothe, grüne ꝛc. erwähnt, und dieſe dann ſehr theuer gezahlt. Diamantglanz und ſtarke Farbenzerſtreuung, deßhalb zeigen die geſchliffenen Facetten das lebhafteſte Farbenſpiel. Starke Strahlen- brechung 2,487, d. h. die vergrößernde Kraft der Diamant- zur Glas- linſe wie 8 : 4, daher iſt er auch zu mikroſkopiſchen Linſen benützt worden, die aber ſehr ſchwer vollkommen zu machen ſind, ſo daß nur wenige gute exiſtiren. Newton ſchloß 1675 daraus, daß er eine brennbare Subſtanz ſein müſſe. Er machte nämlich zwei Klaſſen von Körpern: feuerbeſtän- dige und brennbare, bei beiden folgt die Brechungskraft einem eigenen Geſetze, aber ſo ziemlich nach dem Verhältniß zur Dichtigkeit. Nun ver- hält ſich die Dichtigkeit vom Quarz zum Diamant = 3 : 4, aber die Brechungskraft = 3 : 8, daher konnte Diamant kein feuerbeſtändiger Stein ſein. Bricht das Licht zwar nicht doppelt, polariſirt es alſo auch nicht. Allein nach Brewſter finden ſich im Innern Luftblaſen, um welche herum wie im Bernſtein das Licht etwas verändert wird. Da nun außerhalb dieſer Blaſenſphäre das Licht vollkommen unpolariſirt durchgeht, ſo ſcheint die Maſſe urſprünglich weich geweſen zu ſein, ſo daß eingeſchloſſene Luft durch Expanſion die ihr nächſtliegenden Theile verändern konnte, wie man etwa durch Druck auf Glas und Harz ähnliche Erſcheinungen hervor- bringt! Die Höhlen haben öfter ſehr bizarre Formen, ſie ſind ſogar, wie ſchon Tavernier erzählt, mit einer ſchwarzen Materie (boue végétale) er- füllt. Manche ſollen durch Inſolation (Pogg. Ann. 64 334) oder Bürſten phosphoresciren. Durch Reiben ſtets + elektriſch. Reiner KohlenſtoffC, ſeine Oberfläche wird in der Oxydations- flamme matt, durch langes Glühen „ſchwarz und undurchſichtig, was nur von einem Uebergange in den amorphen Zuſtand herrühren kann.“ Ob- gleich das Pulver ſchon bei Anwendung einer Spirituslampe brennt, ſo kann er doch in Kohlenpulver verpackt der größten Hitze ausgeſetzt werden, wie das die Pariſer Steinſchleifer ſchon 1771 wußten. Sobald aber Sauerſtoff hinzutritt, ſo ſtößt er Gas aus (Boyle), und 1694 wurden auf Veranlaſſung Cosmus III von Florenzer Akademikern die erſten Dia- manten in einem großen Tſchirnhauſiſchen Brennſpiegel verflüchtigt; ſie behielten zwar ihre Form bei, wurden aber immer kleiner, und verſchwan- den zuletzt ganz. Schon Lavoiſier fand, daß ſie dabei Kohlenſäure ent- wickeln; Guyton, daß ſie mit Eiſen zuſammengeſchmolzen (cämentirt) Stahl erzeugen. In Wien wollte Kaiſer Franz I 1750 im Ofenfeuer kleine zu einem großen zuſammenſchmelzen, aber die Sache gelang nicht. Petzhold glaubte in kleinen Rückſtänden Kieſelerde mit Pflanzenzellen ge- funden zu haben, aber Wöhler konnte das nicht beſtätigen. Der Aſchen- 16*

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/255>, abgerufen am 21.11.2024.