Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.I. Cl. 6te Fam.: Topasvarietäten. Geschiebe im mittlern Gebiet des Rio Belmonte (Minas novas), und manweiß nicht wo sie anstehen. Sie haben häufig einen Stich ins Grün. Uebrigens muß man sie vorsichtig von ähnlichen Quarzgeschieben unter- scheiden, der Blätterbruch leitet dabei öfter unmittelbar. Es gibt nichts Klareres als solche Wassertropfen, man hat sie daher auch zu Brillen- gläsern zerspalten und geschliffen. Der öfter genannte Diamant im Schatze des Königs von Portugal von Hühnereigröße (1680 Karat) und auf 57 Mill. Pfund Sterling geschätzt soll nichts weiter als ein solches Topasgeschiebe sein. Auch in Neuholland kommen Geschiebe von grün- licher und gelblicher Farbe vor. Untersucht man Splitter von letztern, so zeigen sie bei starker Vergrößerung vielerlei Höhlen, aus welchen Flüssig- keiten über die Ebene der Bruchflächen fließen, Brewster Pogg. Ann. 7. 493. Die kleinen wasserhellen Topase des Ilmengebirges "übertreffen durch ihren Flächenreichthum alle andern bekannten." 2. Sibirische Topase von grünlicher Farbe (Aquamarin) und 3. Brasilianischer Topas, braungelbe Säule von verschiedener 4. Sächsischer Topas, blaß weingelb, aber sehr politurfähig. 5. Bemerkenswerthe Vorkommen, aber zum Schliff unbrauchbar, finden I. Cl. 6te Fam.: Topasvarietäten. Geſchiebe im mittlern Gebiet des Rio Belmonte (Minas novas), und manweiß nicht wo ſie anſtehen. Sie haben häufig einen Stich ins Grün. Uebrigens muß man ſie vorſichtig von ähnlichen Quarzgeſchieben unter- ſcheiden, der Blätterbruch leitet dabei öfter unmittelbar. Es gibt nichts Klareres als ſolche Waſſertropfen, man hat ſie daher auch zu Brillen- gläſern zerſpalten und geſchliffen. Der öfter genannte Diamant im Schatze des Königs von Portugal von Hühnereigröße (1680 Karat) und auf 57 Mill. Pfund Sterling geſchätzt ſoll nichts weiter als ein ſolches Topasgeſchiebe ſein. Auch in Neuholland kommen Geſchiebe von grün- licher und gelblicher Farbe vor. Unterſucht man Splitter von letztern, ſo zeigen ſie bei ſtarker Vergrößerung vielerlei Höhlen, aus welchen Flüſſig- keiten über die Ebene der Bruchflächen fließen, Brewſter Pogg. Ann. 7. 493. Die kleinen waſſerhellen Topaſe des Ilmengebirges „übertreffen durch ihren Flächenreichthum alle andern bekannten.“ 2. Sibiriſche Topaſe von grünlicher Farbe (Aquamarin) und 3. Braſilianiſcher Topas, braungelbe Säule von verſchiedener 4. Sächſiſcher Topas, blaß weingelb, aber ſehr politurfähig. 5. Bemerkenswerthe Vorkommen, aber zum Schliff unbrauchbar, finden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0272" n="260"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Cl. 6te Fam.: Topasvarietäten.</fw><lb/> Geſchiebe im mittlern Gebiet des Rio Belmonte (<hi rendition="#aq">Minas novas</hi>), und man<lb/> weiß nicht wo ſie anſtehen. Sie haben häufig einen Stich ins Grün.<lb/> Uebrigens muß man ſie vorſichtig von ähnlichen Quarzgeſchieben unter-<lb/> ſcheiden, der Blätterbruch leitet dabei öfter unmittelbar. Es gibt nichts<lb/> Klareres als ſolche Waſſertropfen, man hat ſie daher auch zu Brillen-<lb/> gläſern zerſpalten und geſchliffen. Der öfter genannte Diamant im<lb/> Schatze des Königs von Portugal von Hühnereigröße (1680 Karat) und<lb/> auf 57 Mill. Pfund Sterling geſchätzt ſoll nichts weiter als ein ſolches<lb/> Topasgeſchiebe ſein. Auch in Neuholland kommen Geſchiebe von grün-<lb/> licher und gelblicher Farbe vor. Unterſucht man Splitter von letztern, ſo<lb/> zeigen ſie bei ſtarker Vergrößerung vielerlei Höhlen, aus welchen Flüſſig-<lb/> keiten über die Ebene der Bruchflächen fließen, Brewſter Pogg. Ann. 7. <hi rendition="#sub">493</hi>.<lb/> Die kleinen waſſerhellen Topaſe des Ilmengebirges „übertreffen durch ihren<lb/> Flächenreichthum alle andern bekannten.“</p><lb/> <p>2. <hi rendition="#g">Sibiriſche Topaſe</hi> von grünlicher Farbe (<hi rendition="#aq">Aquamarin</hi>) und<lb/> großer Klarheit. Je grüner, deſto deutlicher wirken ſie auf das Dichroſkop.<lb/> Sie werden in der Umgebung des Dorfes Murſinsk (13 Meil. nördlich<lb/> Katharinenburg) im Granit gebrochen und in Katharinenburg verſchliffen.<lb/> Die Pracht und Größe iſt unübertroffen. In der Sammlung des Berg-<lb/> korps von Petersburg findet ſich ein 31 ℔ ſchwerer Kryſtall von 4<formula notation="TeX">\frac{3}{4}</formula>″<lb/> Länge und 4<formula notation="TeX">\frac{1}{2}</formula>″ Breite.</p><lb/> <p>3. <hi rendition="#g">Braſilianiſcher Topas</hi>, braungelbe Säule von verſchiedener<lb/> Klarheit, vorſichtig in Aſche geglüht werden ſie blaß lilafarbig und roth<lb/> (Braſilianiſche Rubine), das färbende Eiſenoxydhydrat könnte ſich dabei<lb/> in Eiſenoxyd färben, doch iſt Brewſter (Gilbert’s Ann. 65. <hi rendition="#sub">14</hi>) gegen<lb/> dieſe Erklärungsweiſe. Sie ſind wegen ihres angenehmen Lichtes ſehr<lb/> geſchätzt. Für das Dichroſkop von hohem Intereſſe, wie wir <hi rendition="#aq">pag.</hi> 111<lb/> geſehen haben. Sie liegen in Steinmarkſchnüren der Meiereien von<lb/> Car<hi rendition="#aq">â</hi>o do Lana und Boa Viſta bei Villa Ricca, wo jährlich an 18 Ctr.<lb/> bergmänniſch gewonnen und in Rio Janeiro und Bahia verſchliffen werden.</p><lb/> <p>4. <hi rendition="#g">Sächſiſcher Topas</hi>, blaß weingelb, aber ſehr politurfähig.<lb/> In einem Walde auf dem Voigtlande bei Auerbach erhebt ſich eine 80′<lb/> hohe Gneusnadel, der Schneckenſtein, worin Henkel (<hi rendition="#aq">Acta physico-medica<lb/> 1737. IV. pag.</hi> 316) zuerſt den „Schneckentopas“ entdeckte. Das Geſtein<lb/> iſt ganz von Topasmaſſe durchdrungen, und Kryſtalle von wenigen Linien<lb/> Größe liegen in Menge herum. Doch haben ſich auch einzelne Individuen<lb/> von 4″ Länge und 2″ Breite darunter gefunden. Im grünen Gewölbe<lb/> von Dresden zeigt man davon die prachtvollſten Garnituren. Schon in<lb/> gelindem Feuer brennen ſie ſich weiß, in ſtarkem verlieren ſie Glanz und<lb/> Durchſichtigkeit, und mehrmals in kaltem Waſſer abgelöſcht werden ſie<lb/> ganz mürbe. Werner nannte die flaſrige Gebirgsart von körnigem Quarz<lb/> und wenig ſchwarzem Turmalin durchzogen <hi rendition="#g">Topasfelſen</hi>. Wie ſchon<lb/> Plinius von ſeinem Chryſolith ſagt: <hi rendition="#aq">funda includuntur perspicuae (à<lb/> jour</hi> gefaßt), <hi rendition="#aq">ceteris subjicitur aurichalcum,</hi> ſo legt man noch heute ſäch-<lb/> ſiſchen Topaſen eine Goldfolie unter. In Indien kommen ſaffrangelbe<lb/> vor. Vergleiche auch die ſchönen Topaſe von Mukla in Kleinaſien.</p><lb/> <p>5. Bemerkenswerthe Vorkommen, aber zum Schliff unbrauchbar, finden<lb/> ſich auf den Zinnſteinſtöcken des Erzgebirges und Cornwallis, im Lithion-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [260/0272]
I. Cl. 6te Fam.: Topasvarietäten.
Geſchiebe im mittlern Gebiet des Rio Belmonte (Minas novas), und man
weiß nicht wo ſie anſtehen. Sie haben häufig einen Stich ins Grün.
Uebrigens muß man ſie vorſichtig von ähnlichen Quarzgeſchieben unter-
ſcheiden, der Blätterbruch leitet dabei öfter unmittelbar. Es gibt nichts
Klareres als ſolche Waſſertropfen, man hat ſie daher auch zu Brillen-
gläſern zerſpalten und geſchliffen. Der öfter genannte Diamant im
Schatze des Königs von Portugal von Hühnereigröße (1680 Karat) und
auf 57 Mill. Pfund Sterling geſchätzt ſoll nichts weiter als ein ſolches
Topasgeſchiebe ſein. Auch in Neuholland kommen Geſchiebe von grün-
licher und gelblicher Farbe vor. Unterſucht man Splitter von letztern, ſo
zeigen ſie bei ſtarker Vergrößerung vielerlei Höhlen, aus welchen Flüſſig-
keiten über die Ebene der Bruchflächen fließen, Brewſter Pogg. Ann. 7. 493.
Die kleinen waſſerhellen Topaſe des Ilmengebirges „übertreffen durch ihren
Flächenreichthum alle andern bekannten.“
2. Sibiriſche Topaſe von grünlicher Farbe (Aquamarin) und
großer Klarheit. Je grüner, deſto deutlicher wirken ſie auf das Dichroſkop.
Sie werden in der Umgebung des Dorfes Murſinsk (13 Meil. nördlich
Katharinenburg) im Granit gebrochen und in Katharinenburg verſchliffen.
Die Pracht und Größe iſt unübertroffen. In der Sammlung des Berg-
korps von Petersburg findet ſich ein 31 ℔ ſchwerer Kryſtall von 4[FORMEL]″
Länge und 4[FORMEL]″ Breite.
3. Braſilianiſcher Topas, braungelbe Säule von verſchiedener
Klarheit, vorſichtig in Aſche geglüht werden ſie blaß lilafarbig und roth
(Braſilianiſche Rubine), das färbende Eiſenoxydhydrat könnte ſich dabei
in Eiſenoxyd färben, doch iſt Brewſter (Gilbert’s Ann. 65. 14) gegen
dieſe Erklärungsweiſe. Sie ſind wegen ihres angenehmen Lichtes ſehr
geſchätzt. Für das Dichroſkop von hohem Intereſſe, wie wir pag. 111
geſehen haben. Sie liegen in Steinmarkſchnüren der Meiereien von
Carâo do Lana und Boa Viſta bei Villa Ricca, wo jährlich an 18 Ctr.
bergmänniſch gewonnen und in Rio Janeiro und Bahia verſchliffen werden.
4. Sächſiſcher Topas, blaß weingelb, aber ſehr politurfähig.
In einem Walde auf dem Voigtlande bei Auerbach erhebt ſich eine 80′
hohe Gneusnadel, der Schneckenſtein, worin Henkel (Acta physico-medica
1737. IV. pag. 316) zuerſt den „Schneckentopas“ entdeckte. Das Geſtein
iſt ganz von Topasmaſſe durchdrungen, und Kryſtalle von wenigen Linien
Größe liegen in Menge herum. Doch haben ſich auch einzelne Individuen
von 4″ Länge und 2″ Breite darunter gefunden. Im grünen Gewölbe
von Dresden zeigt man davon die prachtvollſten Garnituren. Schon in
gelindem Feuer brennen ſie ſich weiß, in ſtarkem verlieren ſie Glanz und
Durchſichtigkeit, und mehrmals in kaltem Waſſer abgelöſcht werden ſie
ganz mürbe. Werner nannte die flaſrige Gebirgsart von körnigem Quarz
und wenig ſchwarzem Turmalin durchzogen Topasfelſen. Wie ſchon
Plinius von ſeinem Chryſolith ſagt: funda includuntur perspicuae (à
jour gefaßt), ceteris subjicitur aurichalcum, ſo legt man noch heute ſäch-
ſiſchen Topaſen eine Goldfolie unter. In Indien kommen ſaffrangelbe
vor. Vergleiche auch die ſchönen Topaſe von Mukla in Kleinaſien.
5. Bemerkenswerthe Vorkommen, aber zum Schliff unbrauchbar, finden
ſich auf den Zinnſteinſtöcken des Erzgebirges und Cornwallis, im Lithion-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |