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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 7te Fam.: Haytorit.
zeigen sehr entwickelte Säulen und sind darnach leicht zu erkennen. Die
in den Achatkugeln von Theiß bei Klausen in Tyrol haben dagegen sehr
kurze Säulen und eine drusige Schiefendfläche, am leichtesten orientirt
man sich durch das Paar n. Mit diesen haben die prachtvollen Quarz-
krystalle, die Tripe (Pogg. Ann. 10. 331)

Haytorit nannte, weil sie sich bis jetzt einzig in den Magneteisen-
gruben in der Nähe der Hay-Tor-Granitbrüche in Devonshire fanden,
die größte Aehnlichkeit. Es ist ein Hornsteinartiger Quarz, durch Eisen-
ocker braun gefärbt, mit einem Gehalt von 98,6 Si. Die oft mehr als
Zollgroßen Krystalle sind in mächtigen Drusen versammelt, und zeigen
abgebrochene starke Fortificationsartige Streifung. Hr. Prof. Weiß (Ab-
[Abbildung] handl. Berl. Akad. Wiss. 1829. pag. 63) hat die-
selben ausführlich beschrieben, ihr Flächenreichthum
ist wo möglich noch größer, als beim unveränderten
Datolith: die Fläche b = a : infinityb : infinityc bildet wegen
der Kürze der Säulen gewöhnlich nur ein gleich-
seitiges Dreieck; die ausgedehnte Schiefendfläche x
läßt sich an der Rauhigkeit ihres Aussehens leicht
erkennen; o = 2/3 a : 2b : c stumpft die stumpfe Kante M/x ab, und ist
beim Datolith nicht bekannt, die y unter der Schiefendfläche und über
dem kleinen Dreieck b ist gewölbt, "gleichsam mit geringerem Erfolg den
allgemeinen Gravitationskräften abgewonnen." Hinten noch ein Paar
u = 1/2a' : 2b : c. Das System hat Aehnlichkeit mit dem des Wolframs,
da Axe a = 0,99, also fast 1 = c ist. Daher muß denn auch der
Winkel der Schiefendfläche a : c : infinityb gegen die Axe fast genau 45° be-
tragen, und weiter hängt damit die Gleichheit der Winkel zwischen M/M
und v/v zusammen. Würde man also diese vier Flächen M = a : b : infinityc
und v = b : c : infinitya verlängern, so schlößen sie ein nahezu viergliedriges
Oktaeder ein, mit seiner Endecke in b und den Seitenkantenwinkeln von
77°. Der stumpfe Säulenwinkel M/M von 103° steht dem Seitenkanten-
winkel des Quarzdihexaeders (103° 35') so nahe, daß Hr. Prof. Weiß
sich des Gedankens nicht entschlagen konnte, hier möchten irgend Bezie-
hungen mit dem Quarz vorhanden sein. Jedenfalls seien es keine After-
krystalle. Auch ist die Frische des Aussehens sammt dem Glanz der Flä-
chen so groß, daß man sich sträubt, sie für Afterbildungen zu halten, und
doch kommen auf den gleichen Gruben z. B. Kalkspathkrystalle vor, die
in nicht minder schönen Chalcedon sich verwandelt haben. Daher ist man
jetzt der Ansicht geworden, daß es trotz ihrer Schönheit dennoch nur After-
krystalle sein dürften, die ihre Form dem Datolith verdanken.

Der Datolith hat nur sehr versteckte Blätterbrüche, seine Klarheit ist
am Ende der Krystalle oft außerordentlich groß, nach unten und durch
Verwitterung wird er trüb. Glashärte 5, Gewicht 3.

Vor dem Löthrohr schmilzt er sehr leicht unter geringem Schäumen
zu einer klaren Perle, und färbt dabei die Flamme etwas grün, ein Zei-
chen der Borsäure.
Ca3 Si4 + 3 Ca B + 3 H mit 21 B, 38 Si, 35 Ca, 5,6 H.
Mit Salzsäure gelatinirt er, wie die übrigen Zeolithe, er zeigt mit Al-
kohol behandelt die bekannte grüne Flamme.

Wegen seines großen Borsäuregehaltes könnte man ihn auch zu den

I. Cl. 7te Fam.: Haytorit.
zeigen ſehr entwickelte Säulen und ſind darnach leicht zu erkennen. Die
in den Achatkugeln von Theiß bei Klauſen in Tyrol haben dagegen ſehr
kurze Säulen und eine druſige Schiefendfläche, am leichteſten orientirt
man ſich durch das Paar n. Mit dieſen haben die prachtvollen Quarz-
kryſtalle, die Tripe (Pogg. Ann. 10. 331)

Haytorit nannte, weil ſie ſich bis jetzt einzig in den Magneteiſen-
gruben in der Nähe der Hay-Tor-Granitbrüche in Devonſhire fanden,
die größte Aehnlichkeit. Es iſt ein Hornſteinartiger Quarz, durch Eiſen-
ocker braun gefärbt, mit einem Gehalt von 98,6 S⃛i. Die oft mehr als
Zollgroßen Kryſtalle ſind in mächtigen Druſen verſammelt, und zeigen
abgebrochene ſtarke Fortificationsartige Streifung. Hr. Prof. Weiß (Ab-
[Abbildung] handl. Berl. Akad. Wiſſ. 1829. pag. 63) hat die-
ſelben ausführlich beſchrieben, ihr Flächenreichthum
iſt wo möglich noch größer, als beim unveränderten
Datolith: die Fläche b = a : ∞b : ∞c bildet wegen
der Kürze der Säulen gewöhnlich nur ein gleich-
ſeitiges Dreieck; die ausgedehnte Schiefendfläche x
läßt ſich an der Rauhigkeit ihres Ausſehens leicht
erkennen; o = ⅔a : 2b : c ſtumpft die ſtumpfe Kante M/x ab, und iſt
beim Datolith nicht bekannt, die y unter der Schiefendfläche und über
dem kleinen Dreieck b iſt gewölbt, „gleichſam mit geringerem Erfolg den
allgemeinen Gravitationskräften abgewonnen.“ Hinten noch ein Paar
u = ½a' : 2b : c. Das Syſtem hat Aehnlichkeit mit dem des Wolframs,
da Axe a = 0,99, alſo faſt 1 = c iſt. Daher muß denn auch der
Winkel der Schiefendfläche a : c : ∞b gegen die Axe faſt genau 45° be-
tragen, und weiter hängt damit die Gleichheit der Winkel zwiſchen M/M
und v/v zuſammen. Würde man alſo dieſe vier Flächen M = a : b : ∞c
und v = b : c : ∞a verlängern, ſo ſchlößen ſie ein nahezu viergliedriges
Oktaeder ein, mit ſeiner Endecke in b und den Seitenkantenwinkeln von
77°. Der ſtumpfe Säulenwinkel M/M von 103° ſteht dem Seitenkanten-
winkel des Quarzdihexaeders (103° 35′) ſo nahe, daß Hr. Prof. Weiß
ſich des Gedankens nicht entſchlagen konnte, hier möchten irgend Bezie-
hungen mit dem Quarz vorhanden ſein. Jedenfalls ſeien es keine After-
kryſtalle. Auch iſt die Friſche des Ausſehens ſammt dem Glanz der Flä-
chen ſo groß, daß man ſich ſträubt, ſie für Afterbildungen zu halten, und
doch kommen auf den gleichen Gruben z. B. Kalkſpathkryſtalle vor, die
in nicht minder ſchönen Chalcedon ſich verwandelt haben. Daher iſt man
jetzt der Anſicht geworden, daß es trotz ihrer Schönheit dennoch nur After-
kryſtalle ſein dürften, die ihre Form dem Datolith verdanken.

Der Datolith hat nur ſehr verſteckte Blätterbrüche, ſeine Klarheit iſt
am Ende der Kryſtalle oft außerordentlich groß, nach unten und durch
Verwitterung wird er trüb. Glashärte 5, Gewicht 3.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr leicht unter geringem Schäumen
zu einer klaren Perle, und färbt dabei die Flamme etwas grün, ein Zei-
chen der Borſäure.
Ċa3 S⃛i4 + 3 Ċa B⃛ + 3 Ḣ̶ mit 21 B⃛, 38 S⃛i, 35 Ċa, 5,6 Ḣ.
Mit Salzſäure gelatinirt er, wie die übrigen Zeolithe, er zeigt mit Al-
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[292/0304] I. Cl. 7te Fam.: Haytorit. zeigen ſehr entwickelte Säulen und ſind darnach leicht zu erkennen. Die in den Achatkugeln von Theiß bei Klauſen in Tyrol haben dagegen ſehr kurze Säulen und eine druſige Schiefendfläche, am leichteſten orientirt man ſich durch das Paar n. Mit dieſen haben die prachtvollen Quarz- kryſtalle, die Tripe (Pogg. Ann. 10. 331) Haytorit nannte, weil ſie ſich bis jetzt einzig in den Magneteiſen- gruben in der Nähe der Hay-Tor-Granitbrüche in Devonſhire fanden, die größte Aehnlichkeit. Es iſt ein Hornſteinartiger Quarz, durch Eiſen- ocker braun gefärbt, mit einem Gehalt von 98,6 S⃛i. Die oft mehr als Zollgroßen Kryſtalle ſind in mächtigen Druſen verſammelt, und zeigen abgebrochene ſtarke Fortificationsartige Streifung. Hr. Prof. Weiß (Ab- [Abbildung] handl. Berl. Akad. Wiſſ. 1829. pag. 63) hat die- ſelben ausführlich beſchrieben, ihr Flächenreichthum iſt wo möglich noch größer, als beim unveränderten Datolith: die Fläche b = a : ∞b : ∞c bildet wegen der Kürze der Säulen gewöhnlich nur ein gleich- ſeitiges Dreieck; die ausgedehnte Schiefendfläche x läßt ſich an der Rauhigkeit ihres Ausſehens leicht erkennen; o = ⅔a : 2b : c ſtumpft die ſtumpfe Kante M/x ab, und iſt beim Datolith nicht bekannt, die y unter der Schiefendfläche und über dem kleinen Dreieck b iſt gewölbt, „gleichſam mit geringerem Erfolg den allgemeinen Gravitationskräften abgewonnen.“ Hinten noch ein Paar u = ½a' : 2b : c. Das Syſtem hat Aehnlichkeit mit dem des Wolframs, da Axe a = 0,99, alſo faſt 1 = c iſt. Daher muß denn auch der Winkel der Schiefendfläche a : c : ∞b gegen die Axe faſt genau 45° be- tragen, und weiter hängt damit die Gleichheit der Winkel zwiſchen M/M und v/v zuſammen. Würde man alſo dieſe vier Flächen M = a : b : ∞c und v = b : c : ∞a verlängern, ſo ſchlößen ſie ein nahezu viergliedriges Oktaeder ein, mit ſeiner Endecke in b und den Seitenkantenwinkeln von 77°. Der ſtumpfe Säulenwinkel M/M von 103° ſteht dem Seitenkanten- winkel des Quarzdihexaeders (103° 35′) ſo nahe, daß Hr. Prof. Weiß ſich des Gedankens nicht entſchlagen konnte, hier möchten irgend Bezie- hungen mit dem Quarz vorhanden ſein. Jedenfalls ſeien es keine After- kryſtalle. Auch iſt die Friſche des Ausſehens ſammt dem Glanz der Flä- chen ſo groß, daß man ſich ſträubt, ſie für Afterbildungen zu halten, und doch kommen auf den gleichen Gruben z. B. Kalkſpathkryſtalle vor, die in nicht minder ſchönen Chalcedon ſich verwandelt haben. Daher iſt man jetzt der Anſicht geworden, daß es trotz ihrer Schönheit dennoch nur After- kryſtalle ſein dürften, die ihre Form dem Datolith verdanken. Der Datolith hat nur ſehr verſteckte Blätterbrüche, ſeine Klarheit iſt am Ende der Kryſtalle oft außerordentlich groß, nach unten und durch Verwitterung wird er trüb. Glashärte 5, Gewicht 3. Vor dem Löthrohr ſchmilzt er ſehr leicht unter geringem Schäumen zu einer klaren Perle, und färbt dabei die Flamme etwas grün, ein Zei- chen der Borſäure. Ċa3 S⃛i4 + 3 Ċa B⃛ + 3 Ḣ̶ mit 21 B⃛, 38 S⃛i, 35 Ċa, 5,6 Ḣ. Mit Salzſäure gelatinirt er, wie die übrigen Zeolithe, er zeigt mit Al- kohol behandelt die bekannte grüne Flamme. Wegen ſeines großen Borſäuregehaltes könnte man ihn auch zu den

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/304>, abgerufen am 22.11.2024.