Nach Descloizeaux (Ann. Chim. phys. 3 ser. 40. 85) dihexaedrische Tafeln, sehr deutlich blättrig nach der Gradendfläche. Ein Dihexaeder mit 118° in den Endkanten stumpft die Endkanten in der regulären sechs- seitigen Säule ab. Von der Form des Greenockit.
Die Farbe des Jodsilbers ist gelblich, durchscheinend, mit Geschmeidigkeit und glänzendem Strich, Härte = 1, Gew. 5,5. Ertheilt der Flamme Purpurfarbe, und schmilzt sehr leicht unter Entwickelung von Joddämpfen. Vauquelin fand im Mexikanischen 18,5 Jod, es kommt daselbst im Ser- pentin vor; Domeyko fand im Chilenischen 46,9 Jod (Ann. des mines 4 ser. 1844 tom. VI.160), dasselbe verändert am Licht nicht seine Farbe, wie das künstliche, ist nicht so geschmeidig, und von blättriger Struktur. Guadalaxara in Spanien.
Jodquecksilber wurde von del Rio zu Casas Viejas in Mexiko gefunden, es soll daselbst als rothe Farbe benützt werden. Das künst- liche Quecksilberjodid Hg J zeigt nach Mitscherlich (Pogg. Ann. 28. 116) einen interessanten Dimorphismus und Farbenwechsel: sublimirt man nämlich Quecksilberjodid, so bekommt man zweigliedrige rhombische Tafeln von 114°, warm sind sie schön gelb, kalt werden sie aber plötzlich und ruckweise intensiv roth. Einige Blätter, die gelb zurück bleiben, nehmen auch bei geringer Erschütterung die rothe Farbe an. Die rothen Kry- stalle bekommt man, wenn man in einer nicht zu concentrirten Auflösung von Jodkalium Quecksilberjodid beim Kochpunkt desselben auflöst. Es sind viergliedrige Tafeln von 141° in den Seitenkanten.
3. Bromsilber
wird als Plata verde (grünes Silber) im Distrikt von Plateros bei Za- catecas verhüttet (Pogg. Ann. 54. 585). Nach Berthier soll es reines Ag Br mit 42,5 Brom sein. Isomorph mit Hornerz, und auch in kleinen Würfeln und Oktaedern bekannt. Stark glänzend, olivengrün bis gelb, H. = 1--2, Gew. 6,3. Auch im Hornerz von Huelgoeth in der Bre- tagne verrathen kleine grünliche Körner den Bromgehalt. Nach Domeyko kommt in den Pacos von Chanaveillo bei Coquimbo in Chili reines Bromsilber vor, gewöhnlich sind es aber Chlorobromure, und eines davon nannte Breithaupt
Embolit (Embolion Einschiebsel Pogg. Ann. 77. 134), das nach Plattner aus 2 Ag Br + 3 Ag Cl mit 20 Br und 13 Cl besteht.
Die Verbreitung des Broms knüpft sich eng an die des Jod's und Chlor's, namentlich kommt es auch in dem Meere und Steinsalzbildungen vor. Brüel fand in alten griechischen, römischen und sächsischen Münzen des 13ten Jahrhunderts neben Chlor auch einen Bromgehalt. Bekannt- lich nennen die mexikanischen Bergleute die obern Teufen der Silbergänge Colorados (Pacos der Peruaner), wo die Erze in Folge von Zersetzung gefärbt sind, im Gegensatz von den tiefern Negros, wo die geschwefelten Erze (Bleiglanz, Blende, Glaserz etc.) noch unzersetzt liegen. Aber gerade in den veränderten Colorados spielen neben gediegenem Silber die Chlor-, Brom- und Jodverbindungen ihre Rolle. Es ist daher mehr als wahr- scheinlich, daß diese im heutigen Meere noch ihre Hauptrolle spielenden
II. Cl. Saliniſche Erze: Bromſilber.
Nach Descloizeaux (Ann. Chim. phys. 3 sér. 40. 85) dihexaedriſche Tafeln, ſehr deutlich blättrig nach der Gradendfläche. Ein Dihexaeder mit 118° in den Endkanten ſtumpft die Endkanten in der regulären ſechs- ſeitigen Säule ab. Von der Form des Greenockit.
Die Farbe des Jodſilbers iſt gelblich, durchſcheinend, mit Geſchmeidigkeit und glänzendem Strich, Härte = 1, Gew. 5,5. Ertheilt der Flamme Purpurfarbe, und ſchmilzt ſehr leicht unter Entwickelung von Joddämpfen. Vauquelin fand im Mexikaniſchen 18,5 Jod, es kommt daſelbſt im Ser- pentin vor; Domeyko fand im Chileniſchen 46,9 Jod (Ann. des mines 4 sér. 1844 tom. VI.160), daſſelbe verändert am Licht nicht ſeine Farbe, wie das künſtliche, iſt nicht ſo geſchmeidig, und von blättriger Struktur. Guadalaxara in Spanien.
Jodqueckſilber wurde von del Rio zu Caſas Viejas in Mexiko gefunden, es ſoll daſelbſt als rothe Farbe benützt werden. Das künſt- liche Queckſilberjodid Hg J̶ zeigt nach Mitſcherlich (Pogg. Ann. 28. 116) einen intereſſanten Dimorphismus und Farbenwechſel: ſublimirt man nämlich Queckſilberjodid, ſo bekommt man zweigliedrige rhombiſche Tafeln von 114°, warm ſind ſie ſchön gelb, kalt werden ſie aber plötzlich und ruckweiſe intenſiv roth. Einige Blätter, die gelb zurück bleiben, nehmen auch bei geringer Erſchütterung die rothe Farbe an. Die rothen Kry- ſtalle bekommt man, wenn man in einer nicht zu concentrirten Auflöſung von Jodkalium Queckſilberjodid beim Kochpunkt deſſelben auflöst. Es ſind viergliedrige Tafeln von 141° in den Seitenkanten.
3. Bromſilber
wird als Plata verde (grünes Silber) im Diſtrikt von Plateros bei Za- catecas verhüttet (Pogg. Ann. 54. 585). Nach Berthier ſoll es reines Ag B̶r mit 42,5 Brom ſein. Iſomorph mit Hornerz, und auch in kleinen Würfeln und Oktaedern bekannt. Stark glänzend, olivengrün bis gelb, H. = 1—2, Gew. 6,3. Auch im Hornerz von Huelgoeth in der Bre- tagne verrathen kleine grünliche Körner den Bromgehalt. Nach Domeyko kommt in den Pacos von Chanaveillo bei Coquimbo in Chili reines Bromſilber vor, gewöhnlich ſind es aber Chlorobromure, und eines davon nannte Breithaupt
Embolit (Ἐμβόλιον Einſchiebſel Pogg. Ann. 77. 134), das nach Plattner aus 2 Ag B̶r + 3 Ag C̶l mit 20 Br und 13 Cl beſteht.
Die Verbreitung des Broms knüpft ſich eng an die des Jod’s und Chlor’s, namentlich kommt es auch in dem Meere und Steinſalzbildungen vor. Brüel fand in alten griechiſchen, römiſchen und ſächſiſchen Münzen des 13ten Jahrhunderts neben Chlor auch einen Bromgehalt. Bekannt- lich nennen die mexikaniſchen Bergleute die obern Teufen der Silbergänge Colorados (Pacos der Peruaner), wo die Erze in Folge von Zerſetzung gefärbt ſind, im Gegenſatz von den tiefern Negros, wo die geſchwefelten Erze (Bleiglanz, Blende, Glaserz ꝛc.) noch unzerſetzt liegen. Aber gerade in den veränderten Colorados ſpielen neben gediegenem Silber die Chlor-, Brom- und Jodverbindungen ihre Rolle. Es iſt daher mehr als wahr- ſcheinlich, daß dieſe im heutigen Meere noch ihre Hauptrolle ſpielenden
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[423/0435]
II. Cl. Saliniſche Erze: Bromſilber.
Nach Descloizeaux (Ann. Chim. phys. 3 sér. 40. 85) dihexaedriſche
Tafeln, ſehr deutlich blättrig nach der Gradendfläche. Ein Dihexaeder
mit 118° in den Endkanten ſtumpft die Endkanten in der regulären ſechs-
ſeitigen Säule ab. Von der Form des Greenockit.
Die Farbe des Jodſilbers iſt gelblich, durchſcheinend, mit Geſchmeidigkeit
und glänzendem Strich, Härte = 1, Gew. 5,5. Ertheilt der Flamme
Purpurfarbe, und ſchmilzt ſehr leicht unter Entwickelung von Joddämpfen.
Vauquelin fand im Mexikaniſchen 18,5 Jod, es kommt daſelbſt im Ser-
pentin vor; Domeyko fand im Chileniſchen 46,9 Jod (Ann. des mines
4 sér. 1844 tom. VI. 160), daſſelbe verändert am Licht nicht ſeine Farbe,
wie das künſtliche, iſt nicht ſo geſchmeidig, und von blättriger Struktur.
Guadalaxara in Spanien.
Jodqueckſilber wurde von del Rio zu Caſas Viejas in Mexiko
gefunden, es ſoll daſelbſt als rothe Farbe benützt werden. Das künſt-
liche Queckſilberjodid Hg J̶ zeigt nach Mitſcherlich (Pogg. Ann. 28. 116)
einen intereſſanten Dimorphismus und Farbenwechſel: ſublimirt man
nämlich Queckſilberjodid, ſo bekommt man zweigliedrige rhombiſche Tafeln
von 114°, warm ſind ſie ſchön gelb, kalt werden ſie aber plötzlich und
ruckweiſe intenſiv roth. Einige Blätter, die gelb zurück bleiben, nehmen
auch bei geringer Erſchütterung die rothe Farbe an. Die rothen Kry-
ſtalle bekommt man, wenn man in einer nicht zu concentrirten Auflöſung
von Jodkalium Queckſilberjodid beim Kochpunkt deſſelben auflöst. Es
ſind viergliedrige Tafeln von 141° in den Seitenkanten.
3. Bromſilber
wird als Plata verde (grünes Silber) im Diſtrikt von Plateros bei Za-
catecas verhüttet (Pogg. Ann. 54. 585). Nach Berthier ſoll es reines
Ag B̶r mit 42,5 Brom ſein. Iſomorph mit Hornerz, und auch in kleinen
Würfeln und Oktaedern bekannt. Stark glänzend, olivengrün bis gelb,
H. = 1—2, Gew. 6,3. Auch im Hornerz von Huelgoeth in der Bre-
tagne verrathen kleine grünliche Körner den Bromgehalt. Nach Domeyko
kommt in den Pacos von Chanaveillo bei Coquimbo in Chili reines
Bromſilber vor, gewöhnlich ſind es aber Chlorobromure, und eines davon
nannte Breithaupt
Embolit (Ἐμβόλιον Einſchiebſel Pogg. Ann. 77. 134), das nach
Plattner aus 2 Ag B̶r + 3 Ag C̶l mit 20 Br und 13 Cl beſteht.
Die Verbreitung des Broms knüpft ſich eng an die des Jod’s und
Chlor’s, namentlich kommt es auch in dem Meere und Steinſalzbildungen
vor. Brüel fand in alten griechiſchen, römiſchen und ſächſiſchen Münzen
des 13ten Jahrhunderts neben Chlor auch einen Bromgehalt. Bekannt-
lich nennen die mexikaniſchen Bergleute die obern Teufen der Silbergänge
Colorados (Pacos der Peruaner), wo die Erze in Folge von Zerſetzung
gefärbt ſind, im Gegenſatz von den tiefern Negros, wo die geſchwefelten
Erze (Bleiglanz, Blende, Glaserz ꝛc.) noch unzerſetzt liegen. Aber gerade
in den veränderten Colorados ſpielen neben gediegenem Silber die Chlor-,
Brom- und Jodverbindungen ihre Rolle. Es iſt daher mehr als wahr-
ſcheinlich, daß dieſe im heutigen Meere noch ihre Hauptrolle ſpielenden
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/435>, abgerufen am 22.11.2024.
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