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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Steinsalz.
förmig gebildete Kochsalz stark verknistert, weil dasselbe viele Bläschen
von Mutterlange einschließt. H. Rose (Pogg. Ann. 48. 354) folgert
daraus, daß das Steinsalz nicht auf nassem Wege sich gebildet habe.
Krystallinisches Salz zeigt Lamellarpolarisation. Da es im Wasser leicht
löslich ist, so kann es sich in kleinen Mengen nur halten, wo Wasser-
zutritt fehlt. An der Amerikanischen Westküste z. B. in der Algodon-Bai,
wo es nie regnet, verkittet Salz die Dolomit und Porphyrbreccien. Es
scheint hier noch vom Meeresrückzuge sich erhalten zu haben, v. Bibra,
Reise in Südamerika II. 185.

Na Cl mit 60,34 Cl, 39,66 Natrium.
Das Salz verflüchtigt sich bei der Rothglühhitze, doch nicht so leicht als
Chlorkalium. Daher pflegt das Vulkanische Salz Kaliumreicher zu sein,
als Meer- und Steinsalz. Vogel fand zuerst das Kalium im Steinsalz
von Berchtesgaden (Gilberts Ann. 64. 159). Chlormagnesium und Chlor-
calcium häuft sich in unregelmäßigen Höhlungen im Salze von Cheshire
(Pogg. Ann. 18. 606) an. Das Jod hat Fuchs im Steinsalz von Hall
in Tyrol erkannt, außerdem sind die Quellen von Sales, Halle, Rehme,
Kreuznach etc. durch ihren Jodgehalt berühmt. Brom findet sich noch
häufiger, namentlich auch in den Württembergischen Solen (Fehling,
Württ. Jahreshefte 1848. 18), im Englischen Steinsalz etc. Des Salz-
thones, Gypses und anderer schwefelsaurer Salze nicht zu gedenken. Alle
diese fremdartigen Beimischungen geben dem Steinsalz einen Nebenge-
schmack, beim Sieden bleiben sie jedoch in der Mutterlauge zurück, da-
runter auch Brom und Jod.

Das Salz ist in kaltem wie in warmem Wasser gleich löslich,
bildet insofern eine merkwürdige Ausnahme von der Regel. 3,7 Wasser
nehmen 1 Theil Salz auf. 100 Theile Sole können daher 27 Theile
Salz enthalten. So reich sind die Wasser unserer Bohrlöcher auf Salz,
die natürlichen Salzquellen pflegen ärmer zu sein, sie haben weniger Grade,
wie man zu sagen pflegt: Halle in Sachsen 21 Grad, Schönebeck 11,5°,
Kreuznach an der Nahe 1,5°, was man kaum noch schmeckt. Die schwachen
Solen müssen daher der Holzersparniß wegen durch Luftverdunstung gradirt
werden: die Schönnebecker Gradierwerke, aus Dornen aufgerichtet, waren
früher 6000' lang, 50' hoch und 8' breit. Bei gewöhnlicher Temperatur
krystallisirt das Chlornatrium ohne Wasser, es unterscheidet sich dadurch
vom Na Br, welches bei + 30°, und vom Na J, das bei 40°--50° sich ohne
Wasser in regulären Würfeln ausbildet. Beide letztere Salze nehmen viel-
mehr bei gewöhnlicher Temperatur 4 Atom. H auf, was das Chlornatrium erst
unter --10° thut (Mitscherlich Pogg. Ann. 17. 385), es bilden sich dann
2 + 1gliedrige Krystalle von Na Cl + 4 H (Hy-
drohalit
) in Tafeln M = a : b : infinityc 118° 32',
Schiefendfläche P = a : c : infinityb macht vorn in P/M
109° 48', ein hinteres Augitpaar b = a' : c : 1/2b
in der Mediankante 123° 45', g = b : infinitya : infinityc
stumpft die scharfe Säulenkante ab, ein vorderes
Augitpaar e = a : c : 1/2b in der Diagonalzone von
[Abbildung] P bildet in P/e 149° 47'. In strengen Wintern bilden sich solche Kry-
stalle in den großartigen Solenleitungen, welche im Salzburgischen über
Berg und Thal setzen, um die Sole in holzreichere Gegenden zu führen.

II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.
förmig gebildete Kochſalz ſtark verkniſtert, weil daſſelbe viele Bläschen
von Mutterlange einſchließt. H. Roſe (Pogg. Ann. 48. 354) folgert
daraus, daß das Steinſalz nicht auf naſſem Wege ſich gebildet habe.
Kryſtalliniſches Salz zeigt Lamellarpolariſation. Da es im Waſſer leicht
löslich iſt, ſo kann es ſich in kleinen Mengen nur halten, wo Waſſer-
zutritt fehlt. An der Amerikaniſchen Weſtküſte z. B. in der Algodon-Bai,
wo es nie regnet, verkittet Salz die Dolomit und Porphyrbreccien. Es
ſcheint hier noch vom Meeresrückzuge ſich erhalten zu haben, v. Bibra,
Reiſe in Südamerika II. 185.

Na C̶l mit 60,34 C̶l, 39,66 Natrium.
Das Salz verflüchtigt ſich bei der Rothglühhitze, doch nicht ſo leicht als
Chlorkalium. Daher pflegt das Vulkaniſche Salz Kaliumreicher zu ſein,
als Meer- und Steinſalz. Vogel fand zuerſt das Kalium im Steinſalz
von Berchtesgaden (Gilberts Ann. 64. 159). Chlormagneſium und Chlor-
calcium häuft ſich in unregelmäßigen Höhlungen im Salze von Cheshire
(Pogg. Ann. 18. 606) an. Das Jod hat Fuchs im Steinſalz von Hall
in Tyrol erkannt, außerdem ſind die Quellen von Sales, Halle, Rehme,
Kreuznach ꝛc. durch ihren Jodgehalt berühmt. Brom findet ſich noch
häufiger, namentlich auch in den Württembergiſchen Solen (Fehling,
Württ. Jahreshefte 1848. 18), im Engliſchen Steinſalz ꝛc. Des Salz-
thones, Gypſes und anderer ſchwefelſaurer Salze nicht zu gedenken. Alle
dieſe fremdartigen Beimiſchungen geben dem Steinſalz einen Nebenge-
ſchmack, beim Sieden bleiben ſie jedoch in der Mutterlauge zurück, da-
runter auch Brom und Jod.

Das Salz iſt in kaltem wie in warmem Waſſer gleich löslich,
bildet inſofern eine merkwürdige Ausnahme von der Regel. 3,7 Waſſer
nehmen 1 Theil Salz auf. 100 Theile Sole können daher 27 Theile
Salz enthalten. So reich ſind die Waſſer unſerer Bohrlöcher auf Salz,
die natürlichen Salzquellen pflegen ärmer zu ſein, ſie haben weniger Grade,
wie man zu ſagen pflegt: Halle in Sachſen 21 Grad, Schönebeck 11,5°,
Kreuznach an der Nahe 1,5°, was man kaum noch ſchmeckt. Die ſchwachen
Solen müſſen daher der Holzerſparniß wegen durch Luftverdunſtung gradirt
werden: die Schönnebecker Gradierwerke, aus Dornen aufgerichtet, waren
früher 6000′ lang, 50′ hoch und 8′ breit. Bei gewöhnlicher Temperatur
kryſtalliſirt das Chlornatrium ohne Waſſer, es unterſcheidet ſich dadurch
vom Na B̶r, welches bei + 30°, und vom Na J̶, das bei 40°—50° ſich ohne
Waſſer in regulären Würfeln ausbildet. Beide letztere Salze nehmen viel-
mehr bei gewöhnlicher Temperatur 4 Atom. Ḣ̶ auf, was das Chlornatrium erſt
unter —10° thut (Mitſcherlich Pogg. Ann. 17. 385), es bilden ſich dann
2 + 1gliedrige Kryſtalle von Na C̶l + 4 Ḣ̶ (Hy-
drohalit
) in Tafeln M = a : b : ∞c 118° 32′,
Schiefendfläche P = a : c : ∞b macht vorn in P/M
109° 48′, ein hinteres Augitpaar b = a' : c : ½b
in der Mediankante 123° 45′, g = b : ∞a : ∞c
ſtumpft die ſcharfe Säulenkante ab, ein vorderes
Augitpaar e = a : c : ½b in der Diagonalzone von
[Abbildung] P bildet in P/e 149° 47′. In ſtrengen Wintern bilden ſich ſolche Kry-
ſtalle in den großartigen Solenleitungen, welche im Salzburgiſchen über
Berg und Thal ſetzen, um die Sole in holzreichere Gegenden zu führen.

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[427/0439] II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz. förmig gebildete Kochſalz ſtark verkniſtert, weil daſſelbe viele Bläschen von Mutterlange einſchließt. H. Roſe (Pogg. Ann. 48. 354) folgert daraus, daß das Steinſalz nicht auf naſſem Wege ſich gebildet habe. Kryſtalliniſches Salz zeigt Lamellarpolariſation. Da es im Waſſer leicht löslich iſt, ſo kann es ſich in kleinen Mengen nur halten, wo Waſſer- zutritt fehlt. An der Amerikaniſchen Weſtküſte z. B. in der Algodon-Bai, wo es nie regnet, verkittet Salz die Dolomit und Porphyrbreccien. Es ſcheint hier noch vom Meeresrückzuge ſich erhalten zu haben, v. Bibra, Reiſe in Südamerika II. 185. Na C̶l mit 60,34 C̶l, 39,66 Natrium. Das Salz verflüchtigt ſich bei der Rothglühhitze, doch nicht ſo leicht als Chlorkalium. Daher pflegt das Vulkaniſche Salz Kaliumreicher zu ſein, als Meer- und Steinſalz. Vogel fand zuerſt das Kalium im Steinſalz von Berchtesgaden (Gilberts Ann. 64. 159). Chlormagneſium und Chlor- calcium häuft ſich in unregelmäßigen Höhlungen im Salze von Cheshire (Pogg. Ann. 18. 606) an. Das Jod hat Fuchs im Steinſalz von Hall in Tyrol erkannt, außerdem ſind die Quellen von Sales, Halle, Rehme, Kreuznach ꝛc. durch ihren Jodgehalt berühmt. Brom findet ſich noch häufiger, namentlich auch in den Württembergiſchen Solen (Fehling, Württ. Jahreshefte 1848. 18), im Engliſchen Steinſalz ꝛc. Des Salz- thones, Gypſes und anderer ſchwefelſaurer Salze nicht zu gedenken. Alle dieſe fremdartigen Beimiſchungen geben dem Steinſalz einen Nebenge- ſchmack, beim Sieden bleiben ſie jedoch in der Mutterlauge zurück, da- runter auch Brom und Jod. Das Salz iſt in kaltem wie in warmem Waſſer gleich löslich, bildet inſofern eine merkwürdige Ausnahme von der Regel. 3,7 Waſſer nehmen 1 Theil Salz auf. 100 Theile Sole können daher 27 Theile Salz enthalten. So reich ſind die Waſſer unſerer Bohrlöcher auf Salz, die natürlichen Salzquellen pflegen ärmer zu ſein, ſie haben weniger Grade, wie man zu ſagen pflegt: Halle in Sachſen 21 Grad, Schönebeck 11,5°, Kreuznach an der Nahe 1,5°, was man kaum noch ſchmeckt. Die ſchwachen Solen müſſen daher der Holzerſparniß wegen durch Luftverdunſtung gradirt werden: die Schönnebecker Gradierwerke, aus Dornen aufgerichtet, waren früher 6000′ lang, 50′ hoch und 8′ breit. Bei gewöhnlicher Temperatur kryſtalliſirt das Chlornatrium ohne Waſſer, es unterſcheidet ſich dadurch vom Na B̶r, welches bei + 30°, und vom Na J̶, das bei 40°—50° ſich ohne Waſſer in regulären Würfeln ausbildet. Beide letztere Salze nehmen viel- mehr bei gewöhnlicher Temperatur 4 Atom. Ḣ̶ auf, was das Chlornatrium erſt unter —10° thut (Mitſcherlich Pogg. Ann. 17. 385), es bilden ſich dann 2 + 1gliedrige Kryſtalle von Na C̶l + 4 Ḣ̶ (Hy- drohalit) in Tafeln M = a : b : ∞c 118° 32′, Schiefendfläche P = a : c : ∞b macht vorn in P/M 109° 48′, ein hinteres Augitpaar b = a' : c : ½b in der Mediankante 123° 45′, g = b : ∞a : ∞c ſtumpft die ſcharfe Säulenkante ab, ein vorderes Augitpaar e = a : c : ½b in der Diagonalzone von [Abbildung] P bildet in P/e 149° 47′. In ſtrengen Wintern bilden ſich ſolche Kry- ſtalle in den großartigen Solenleitungen, welche im Salzburgiſchen über Berg und Thal ſetzen, um die Sole in holzreichere Gegenden zu führen.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/439>, abgerufen am 21.11.2024.