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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Steinsalz.
als bestes Tafelsalz dient. Der Reichthum setzt nicht blos den Karpathen
entlang, nach Siebenbürgen bis nach Okna in der Wallachei fort, son-
dern wiederholt sich auch in den östlichen Alpen, woher Salzburg seinen
Namen hat (Hallstadt, Ischl, Hallein), Hall in Tyrol, Berchtesgaden
in Oberbayern und endigt bei Bex im Canton Waadt. Ueberall wird
es zum Theil durch großartigen Bergbau gewonnen. Der vielen Salz-
quellen wie Reichenhall, wo die reichste Sole in Strömen hervorfließt,
nicht zu gedenken. Die Formation dieses Alpinischen Salzes läßt sich
zwar nicht sicher bestimmen, allein sie scheint doch wenigstens unter dem
Lias zu liegen. In den nördlichen Vorlanden der Alpen gehört das Salz
mit Sicherheit der großen rothen Sandsteinformation zwischen Steinkohlen-
und Liasgebirgen an. Lange hat man zu Sulz am Neckar einen ärmlichen
Bergbau darauf getrieben, bis die reichen Lager im Frühjahr 1816 am
untern Neckar bei Friedrichshall in 475' Tiefe mitten im Muschelkalke
erbohrt und 1826 oberhalb Hall am Kocher (Wilhelmsglück) durch Berg-
bau aufgedeckt wurden, darunter sehr schöne cubisch blättrige Stücke, mit
noch nicht 1/2 p. C. fremdartiger Theile. An der Seille bei Vic in Lo-
thringen lagert das Salz in der Lettenkohlenformation. Reich und alt
sind die Salzwerke von Halle an der Saale, die ganze Umgegend über
Muschelkalk gelegen hat kaum einen Brunnen, der nicht salzig schmeckte,
ein einziger von Salza bei Schönebeck liefert soviel Sole, daß daraus
jährlich 600,000 Ctr. Salz gewonnen wurden, ja bei Frankenhausen
dringen aus den Gypsbergen Thüringens "der Salzquellen so viele hervor,
daß man glaubt, ganz Deutschland lasse sich aus ihnen mit Salz ver-
sehen." Dennoch wurde erst am 25ten November 1837 in 986' Tiefe im
Zechstein von Artern das erste Stück Salz im Preußischen Staate erbohrt.
England hat seinen großen Salzschatz zu Nortwich bei Liverpool ebenfalls
im Newredsandston über der Steinkohle, die zahlreichen Gruben stehen
über 60' im reinen Salzfelsen, und das späthige hält 98,3 Chlornatrium.
In Nordamerika haben die Salzquellen am Ohio, die Onondaga Salt
Group
zwischen Michigan- und Huron-See mit Gyps und Solquellen,
die salzführenden Schichten von New-York mit den hohlen vierseitigen
Pyramiden (sogenannte hoppers) etc., merkwürdiger Weise ihren Sitz unter
der Steinkohlenformation im Uebergangsgebirge. Am Huallaga in Süd-
amerika hat Pöppig (Reise in Chili, Peru und auf dem Amazonenstrom
II. 311) die prachtvollen Salinas de Pilluana beschrieben und abgebildet: in-
digoblaue, rosenrothe und weißliche wohlgeschichtete Salzfelsen steigen in
Pyramiden und Kugeln unmittelbar neben dem Spiegel des gewaltigen
Stromes empor. In Asien sind die obern Gegenden des Indus (Plinius
31. 39) berühmt, wo bei Karabagh der süße Strom die "Salzkette" durch-
bricht (Ritter Asien 7. 95), große Steinbrüche im rothen Boden geben
hier gewaltige Blöcke von Steinsalz.

Varietäten, 1) Blättrig bricht es in großen Cubischen Stücken,
worin man öfters Blasen sieht; 2) körnig sind bei weitem die meisten
Massen, das Korn ist häufig grob; 3) fasrig, erinnert an die Faser
des Gypses, und durchschwärmt in ganz ähnlicher Weise den Salzthon.
Unkrystallinisch dicht und mehlig pflegt es nur in Folge secundärer Nieder-
schläge zu sein.

Sylvin (Sal Sylvii) nannte Beudant das Salz, welches sich in

II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz.
als beſtes Tafelſalz dient. Der Reichthum ſetzt nicht blos den Karpathen
entlang, nach Siebenbürgen bis nach Okna in der Wallachei fort, ſon-
dern wiederholt ſich auch in den öſtlichen Alpen, woher Salzburg ſeinen
Namen hat (Hallſtadt, Iſchl, Hallein), Hall in Tyrol, Berchtesgaden
in Oberbayern und endigt bei Bex im Canton Waadt. Ueberall wird
es zum Theil durch großartigen Bergbau gewonnen. Der vielen Salz-
quellen wie Reichenhall, wo die reichſte Sole in Strömen hervorfließt,
nicht zu gedenken. Die Formation dieſes Alpiniſchen Salzes läßt ſich
zwar nicht ſicher beſtimmen, allein ſie ſcheint doch wenigſtens unter dem
Lias zu liegen. In den nördlichen Vorlanden der Alpen gehört das Salz
mit Sicherheit der großen rothen Sandſteinformation zwiſchen Steinkohlen-
und Liasgebirgen an. Lange hat man zu Sulz am Neckar einen ärmlichen
Bergbau darauf getrieben, bis die reichen Lager im Frühjahr 1816 am
untern Neckar bei Friedrichshall in 475′ Tiefe mitten im Muſchelkalke
erbohrt und 1826 oberhalb Hall am Kocher (Wilhelmsglück) durch Berg-
bau aufgedeckt wurden, darunter ſehr ſchöne cubiſch blättrige Stücke, mit
noch nicht ½ p. C. fremdartiger Theile. An der Seille bei Vic in Lo-
thringen lagert das Salz in der Lettenkohlenformation. Reich und alt
ſind die Salzwerke von Halle an der Saale, die ganze Umgegend über
Muſchelkalk gelegen hat kaum einen Brunnen, der nicht ſalzig ſchmeckte,
ein einziger von Salza bei Schönebeck liefert ſoviel Sole, daß daraus
jährlich 600,000 Ctr. Salz gewonnen wurden, ja bei Frankenhauſen
dringen aus den Gypsbergen Thüringens „der Salzquellen ſo viele hervor,
daß man glaubt, ganz Deutſchland laſſe ſich aus ihnen mit Salz ver-
ſehen.“ Dennoch wurde erſt am 25ten November 1837 in 986′ Tiefe im
Zechſtein von Artern das erſte Stück Salz im Preußiſchen Staate erbohrt.
England hat ſeinen großen Salzſchatz zu Nortwich bei Liverpool ebenfalls
im Newredsandston über der Steinkohle, die zahlreichen Gruben ſtehen
über 60′ im reinen Salzfelſen, und das ſpäthige hält 98,3 Chlornatrium.
In Nordamerika haben die Salzquellen am Ohio, die Onondaga Salt
Group
zwiſchen Michigan- und Huron-See mit Gyps und Solquellen,
die ſalzführenden Schichten von New-York mit den hohlen vierſeitigen
Pyramiden (ſogenannte hoppers) ꝛc., merkwürdiger Weiſe ihren Sitz unter
der Steinkohlenformation im Uebergangsgebirge. Am Huallaga in Süd-
amerika hat Pöppig (Reiſe in Chili, Peru und auf dem Amazonenſtrom
II. 311) die prachtvollen Salinas de Pilluana beſchrieben und abgebildet: in-
digoblaue, roſenrothe und weißliche wohlgeſchichtete Salzfelſen ſteigen in
Pyramiden und Kugeln unmittelbar neben dem Spiegel des gewaltigen
Stromes empor. In Aſien ſind die obern Gegenden des Indus (Plinius
31. 39) berühmt, wo bei Karabagh der ſüße Strom die „Salzkette“ durch-
bricht (Ritter Aſien 7. 95), große Steinbrüche im rothen Boden geben
hier gewaltige Blöcke von Steinſalz.

Varietäten, 1) Blättrig bricht es in großen Cubiſchen Stücken,
worin man öfters Blaſen ſieht; 2) körnig ſind bei weitem die meiſten
Maſſen, das Korn iſt häufig grob; 3) faſrig, erinnert an die Faſer
des Gypſes, und durchſchwärmt in ganz ähnlicher Weiſe den Salzthon.
Unkryſtalliniſch dicht und mehlig pflegt es nur in Folge ſecundärer Nieder-
ſchläge zu ſein.

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[429/0441] II. Cl. Saliniſche Steine: Steinſalz. als beſtes Tafelſalz dient. Der Reichthum ſetzt nicht blos den Karpathen entlang, nach Siebenbürgen bis nach Okna in der Wallachei fort, ſon- dern wiederholt ſich auch in den öſtlichen Alpen, woher Salzburg ſeinen Namen hat (Hallſtadt, Iſchl, Hallein), Hall in Tyrol, Berchtesgaden in Oberbayern und endigt bei Bex im Canton Waadt. Ueberall wird es zum Theil durch großartigen Bergbau gewonnen. Der vielen Salz- quellen wie Reichenhall, wo die reichſte Sole in Strömen hervorfließt, nicht zu gedenken. Die Formation dieſes Alpiniſchen Salzes läßt ſich zwar nicht ſicher beſtimmen, allein ſie ſcheint doch wenigſtens unter dem Lias zu liegen. In den nördlichen Vorlanden der Alpen gehört das Salz mit Sicherheit der großen rothen Sandſteinformation zwiſchen Steinkohlen- und Liasgebirgen an. Lange hat man zu Sulz am Neckar einen ärmlichen Bergbau darauf getrieben, bis die reichen Lager im Frühjahr 1816 am untern Neckar bei Friedrichshall in 475′ Tiefe mitten im Muſchelkalke erbohrt und 1826 oberhalb Hall am Kocher (Wilhelmsglück) durch Berg- bau aufgedeckt wurden, darunter ſehr ſchöne cubiſch blättrige Stücke, mit noch nicht ½ p. C. fremdartiger Theile. An der Seille bei Vic in Lo- thringen lagert das Salz in der Lettenkohlenformation. Reich und alt ſind die Salzwerke von Halle an der Saale, die ganze Umgegend über Muſchelkalk gelegen hat kaum einen Brunnen, der nicht ſalzig ſchmeckte, ein einziger von Salza bei Schönebeck liefert ſoviel Sole, daß daraus jährlich 600,000 Ctr. Salz gewonnen wurden, ja bei Frankenhauſen dringen aus den Gypsbergen Thüringens „der Salzquellen ſo viele hervor, daß man glaubt, ganz Deutſchland laſſe ſich aus ihnen mit Salz ver- ſehen.“ Dennoch wurde erſt am 25ten November 1837 in 986′ Tiefe im Zechſtein von Artern das erſte Stück Salz im Preußiſchen Staate erbohrt. England hat ſeinen großen Salzſchatz zu Nortwich bei Liverpool ebenfalls im Newredsandston über der Steinkohle, die zahlreichen Gruben ſtehen über 60′ im reinen Salzfelſen, und das ſpäthige hält 98,3 Chlornatrium. In Nordamerika haben die Salzquellen am Ohio, die Onondaga Salt Group zwiſchen Michigan- und Huron-See mit Gyps und Solquellen, die ſalzführenden Schichten von New-York mit den hohlen vierſeitigen Pyramiden (ſogenannte hoppers) ꝛc., merkwürdiger Weiſe ihren Sitz unter der Steinkohlenformation im Uebergangsgebirge. Am Huallaga in Süd- amerika hat Pöppig (Reiſe in Chili, Peru und auf dem Amazonenſtrom II. 311) die prachtvollen Salinas de Pilluana beſchrieben und abgebildet: in- digoblaue, roſenrothe und weißliche wohlgeſchichtete Salzfelſen ſteigen in Pyramiden und Kugeln unmittelbar neben dem Spiegel des gewaltigen Stromes empor. In Aſien ſind die obern Gegenden des Indus (Plinius 31. 39) berühmt, wo bei Karabagh der ſüße Strom die „Salzkette“ durch- bricht (Ritter Aſien 7. 95), große Steinbrüche im rothen Boden geben hier gewaltige Blöcke von Steinſalz. Varietäten, 1) Blättrig bricht es in großen Cubiſchen Stücken, worin man öfters Blaſen ſieht; 2) körnig ſind bei weitem die meiſten Maſſen, das Korn iſt häufig grob; 3) faſrig, erinnert an die Faſer des Gypſes, und durchſchwärmt in ganz ähnlicher Weiſe den Salzthon. Unkryſtalliniſch dicht und mehlig pflegt es nur in Folge ſecundärer Nieder- ſchläge zu ſein. Sylvin (Sal Sylvii) nannte Beudant das Salz, welches ſich in

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/441>, abgerufen am 22.11.2024.