Kupferroth nach seiner Farbe. Aes sui coloris Rotkupfer Agricola 702. Als stetiger Begleiter des gediegenen Kupfers konnte seine Be- schaffenheit den ältern Mineralogen kaum entgehen. Ohne Zweifel ist bei Theophrast 70, wo er von einem Steine redet, der dem Carbunculus ähn- lich, aber schwerer sei, unser Rothkupfererz gemeint, da er zwischen andern salinischen Kupfererzen eingesprengt war. Vielleicht auch Caldarius Plinius 34. 20. Cronstedt §. 193 nannte es rothes Kupferglas, daher bei R. de l'Isle III. 331 Cuivre vitreuse rouge, Cuivre oxidule, Red oxide of Copper.
Reguläres System in ausgezeichneten Formen. Das Oktaeder herrscht vor, und zwar deutlich blättrig, seltener das selbstständige Granatoeder, doch kommen beide von Zollgröße um und um gebildet bei Chessy und auf den Gumeschewskischen Kupfergruben am Ural vor. Noch häufiger finden sich beide Oktaeder und Granatoeder in Verbindung, woran bald das eine, bald das andere sich mehr ausdehnt. Der Würfel ist schon viel ungewöhnlicher, doch kommt am Ural der Würfel selbst vor- herrschend vor, mit untergeordnetem Oktaeder und Granatoeder und dem seltenen Pyramidenwürfel a : 1/5 a : infinitya, eine Form, die auffallend an dor- tige Kupferkrystalle durch ihren ganzen Habitus erinnert. Kleine selbst- ständige Würfel finden sich auf den Kupfergruben von Cornwallis, und zu Moldawa im Banat. Das Leucitoeder a : a : 1/2a stumpft die Kanten des Granatoeders ab. G. Rose erwähnt von den Gumeschewskischen Gruben auch eine Abstumpfung zwischen Granatoeder und Oktaeder, einem Pyramidenoktaeder a : a : 3a angehörend. Der Pyramidenwürfel a : 1/2a : infinitya, das Pyramidengranatoeder a : 1/2a : 1/3 a, also sämmtliche 7 reguläre Körper sind vertreten. Dagegen kommen Zwillinge nicht vor. Wohl aber ge- strickte Formen (G. Rose Reise Ural I.264) von großer Schönheit und zart wie das haarförmige Rothkupfererz von Rheinbreitenbach: es sollen aber blos dünne Würfel sein, die sich nach der oktaedrischen Axe verlängert haben.
Dunkel Cochenillroth mit blutrothem Strich. Viele Krystalle scheinen stark durch, und zeigen dann Diamantglanz. Verräth sich gewöhn- lich durch Malachit. Härte 3--4, Gew. 6.
Kupferoxydul Cu mit 88,8 Cu und 11,2 Sauerstoff. Kupferhammer- schlag besteht vorzugsweise daraus, man hat es auf nassem und trockenem Wege krystallisirt bekommen (Pogg. Ann. 49. 402). Die Löthrohrflamme färbt es deutlich grün, schmilzt und reducirt sich zu Kupfer, was beim Erkalten von Kupferoxyd schwarz anläuft. Kupferoxydul gibt in der in- nern Flamme farblose Gläser, die erst beim Erkalten schmutzig ziegelroth werden, in der äußern dagegen smaragdgrüne von Kupferoxyd.
Rothkupfererz zeigt sich häufig als Zersetzungsprodukt von gediegenem Kupfer, das beim Zerschlagen nicht selten noch unzersetzt darin steckt. Man sieht dieß nicht blos auf den verschiedensten Gruben, wo gediegen Kupfer vorkommt, sondern auch an alten Geräthschaften, die lange in der Erde begraben waren, wie z. B. die Waffen und Schmucksachen der Celten, die entweder ganz aus Kupfer oder aus Bronze bestehen. In beiden Fällen durchzieht das entstandene Rothkupfererz die Masse. Schon R. de
IV. Cl. Oxydiſche Erze: Rothkupfererz.
Rothkupfererz.
Kupferroth nach ſeiner Farbe. Aes sui coloris Rotkupfer Agricola 702. Als ſtetiger Begleiter des gediegenen Kupfers konnte ſeine Be- ſchaffenheit den ältern Mineralogen kaum entgehen. Ohne Zweifel iſt bei Theophraſt 70, wo er von einem Steine redet, der dem Carbunculus ähn- lich, aber ſchwerer ſei, unſer Rothkupfererz gemeint, da er zwiſchen andern ſaliniſchen Kupfererzen eingeſprengt war. Vielleicht auch Caldarius Plinius 34. 20. Cronſtedt §. 193 nannte es rothes Kupferglas, daher bei R. de l’Isle III. 331 Cuivre vitreuse rouge, Cuivre oxidulé, Red oxide of Copper.
Reguläres Syſtem in ausgezeichneten Formen. Das Oktaeder herrſcht vor, und zwar deutlich blättrig, ſeltener das ſelbſtſtändige Granatoeder, doch kommen beide von Zollgröße um und um gebildet bei Cheſſy und auf den Gumeſchewskiſchen Kupfergruben am Ural vor. Noch häufiger finden ſich beide Oktaeder und Granatoeder in Verbindung, woran bald das eine, bald das andere ſich mehr ausdehnt. Der Würfel iſt ſchon viel ungewöhnlicher, doch kommt am Ural der Würfel ſelbſt vor- herrſchend vor, mit untergeordnetem Oktaeder und Granatoeder und dem ſeltenen Pyramidenwürfel a : ⅕a : ∞a, eine Form, die auffallend an dor- tige Kupferkryſtalle durch ihren ganzen Habitus erinnert. Kleine ſelbſt- ſtändige Würfel finden ſich auf den Kupfergruben von Cornwallis, und zu Moldawa im Banat. Das Leucitoeder a : a : ½a ſtumpft die Kanten des Granatoeders ab. G. Roſe erwähnt von den Gumeſchewskiſchen Gruben auch eine Abſtumpfung zwiſchen Granatoeder und Oktaeder, einem Pyramidenoktaeder a : a : 3a angehörend. Der Pyramidenwürfel a : ½a : ∞a, das Pyramidengranatoeder a : ½a : ⅓a, alſo ſämmtliche 7 reguläre Körper ſind vertreten. Dagegen kommen Zwillinge nicht vor. Wohl aber ge- ſtrickte Formen (G. Roſe Reiſe Ural I.264) von großer Schönheit und zart wie das haarförmige Rothkupfererz von Rheinbreitenbach: es ſollen aber blos dünne Würfel ſein, die ſich nach der oktaedriſchen Axe verlängert haben.
Dunkel Cochenillroth mit blutrothem Strich. Viele Kryſtalle ſcheinen ſtark durch, und zeigen dann Diamantglanz. Verräth ſich gewöhn- lich durch Malachit. Härte 3—4, Gew. 6.
Kupferoxydul Ċ̶u mit 88,8 Cu und 11,2 Sauerſtoff. Kupferhammer- ſchlag beſteht vorzugsweiſe daraus, man hat es auf naſſem und trockenem Wege kryſtalliſirt bekommen (Pogg. Ann. 49. 402). Die Löthrohrflamme färbt es deutlich grün, ſchmilzt und reducirt ſich zu Kupfer, was beim Erkalten von Kupferoxyd ſchwarz anläuft. Kupferoxydul gibt in der in- nern Flamme farbloſe Gläſer, die erſt beim Erkalten ſchmutzig ziegelroth werden, in der äußern dagegen ſmaragdgrüne von Kupferoxyd.
Rothkupfererz zeigt ſich häufig als Zerſetzungsprodukt von gediegenem Kupfer, das beim Zerſchlagen nicht ſelten noch unzerſetzt darin ſteckt. Man ſieht dieß nicht blos auf den verſchiedenſten Gruben, wo gediegen Kupfer vorkommt, ſondern auch an alten Geräthſchaften, die lange in der Erde begraben waren, wie z. B. die Waffen und Schmuckſachen der Celten, die entweder ganz aus Kupfer oder aus Bronze beſtehen. In beiden Fällen durchzieht das entſtandene Rothkupfererz die Maſſe. Schon R. de
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[454[554]/0566]
IV. Cl. Oxydiſche Erze: Rothkupfererz.
Rothkupfererz.
Kupferroth nach ſeiner Farbe. Aes sui coloris Rotkupfer Agricola
702. Als ſtetiger Begleiter des gediegenen Kupfers konnte ſeine Be-
ſchaffenheit den ältern Mineralogen kaum entgehen. Ohne Zweifel iſt bei
Theophraſt 70, wo er von einem Steine redet, der dem Carbunculus ähn-
lich, aber ſchwerer ſei, unſer Rothkupfererz gemeint, da er zwiſchen andern
ſaliniſchen Kupfererzen eingeſprengt war. Vielleicht auch Caldarius Plinius
34. 20. Cronſtedt §. 193 nannte es rothes Kupferglas, daher bei R. de
l’Isle III. 331 Cuivre vitreuse rouge, Cuivre oxidulé, Red oxide of Copper.
Reguläres Syſtem in ausgezeichneten Formen. Das Oktaeder
herrſcht vor, und zwar deutlich blättrig, ſeltener das ſelbſtſtändige
Granatoeder, doch kommen beide von Zollgröße um und um gebildet bei
Cheſſy und auf den Gumeſchewskiſchen Kupfergruben am Ural vor.
Noch häufiger finden ſich beide Oktaeder und Granatoeder in Verbindung,
woran bald das eine, bald das andere ſich mehr ausdehnt. Der Würfel
iſt ſchon viel ungewöhnlicher, doch kommt am Ural der Würfel ſelbſt vor-
herrſchend vor, mit untergeordnetem Oktaeder und Granatoeder und dem
ſeltenen Pyramidenwürfel a : ⅕a : ∞a, eine Form, die auffallend an dor-
tige Kupferkryſtalle durch ihren ganzen Habitus erinnert. Kleine ſelbſt-
ſtändige Würfel finden ſich auf den Kupfergruben von Cornwallis, und
zu Moldawa im Banat. Das Leucitoeder a : a : ½a ſtumpft die Kanten
des Granatoeders ab. G. Roſe erwähnt von den Gumeſchewskiſchen
Gruben auch eine Abſtumpfung zwiſchen Granatoeder und Oktaeder, einem
Pyramidenoktaeder a : a : 3a angehörend. Der Pyramidenwürfel a : ½a : ∞a,
das Pyramidengranatoeder a : ½a : ⅓a, alſo ſämmtliche 7 reguläre Körper
ſind vertreten. Dagegen kommen Zwillinge nicht vor. Wohl aber ge-
ſtrickte Formen (G. Roſe Reiſe Ural I. 264) von großer Schönheit und
zart wie das haarförmige Rothkupfererz von Rheinbreitenbach: es ſollen
aber blos dünne Würfel ſein, die ſich nach der oktaedriſchen Axe verlängert
haben.
Dunkel Cochenillroth mit blutrothem Strich. Viele Kryſtalle
ſcheinen ſtark durch, und zeigen dann Diamantglanz. Verräth ſich gewöhn-
lich durch Malachit. Härte 3—4, Gew. 6.
Kupferoxydul Ċ̶u mit 88,8 Cu und 11,2 Sauerſtoff. Kupferhammer-
ſchlag beſteht vorzugsweiſe daraus, man hat es auf naſſem und trockenem
Wege kryſtalliſirt bekommen (Pogg. Ann. 49. 402). Die Löthrohrflamme
färbt es deutlich grün, ſchmilzt und reducirt ſich zu Kupfer, was beim
Erkalten von Kupferoxyd ſchwarz anläuft. Kupferoxydul gibt in der in-
nern Flamme farbloſe Gläſer, die erſt beim Erkalten ſchmutzig ziegelroth
werden, in der äußern dagegen ſmaragdgrüne von Kupferoxyd.
Rothkupfererz zeigt ſich häufig als Zerſetzungsprodukt von gediegenem
Kupfer, das beim Zerſchlagen nicht ſelten noch unzerſetzt darin ſteckt.
Man ſieht dieß nicht blos auf den verſchiedenſten Gruben, wo gediegen
Kupfer vorkommt, ſondern auch an alten Geräthſchaften, die lange in der
Erde begraben waren, wie z. B. die Waffen und Schmuckſachen der Celten,
die entweder ganz aus Kupfer oder aus Bronze beſtehen. In beiden
Fällen durchzieht das entſtandene Rothkupfererz die Maſſe. Schon R. de
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 454[554]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/566>, abgerufen am 22.11.2024.
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