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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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IV. Cl. Oxydische Erze: Ocher.
des dortigen Speiskobaltes, und daher stark arsenikhaltig bei wenig Man-
gan. Folglich ein ganz anderes Produkt. Werner unterschied auch einen
braunen und gelben Erdkobalt, was nur unreine Gemenge sind, na-
mentlich mit wasserhaltigem Arseniksaurem Eisenoxyd. Den rothen Erd-
kobalt
haben wir pag. 399 genannt.

Chromocher von Creuzot bei Autun ist ein durch Cr blaß apfel-
grün gefärbtes Thongestein, was als Bindemittel von Quarz dient, es
werden an 13 p. C. Chromoxyd darin gefunden. Der Wolchonskoit
von Oschansk Gouv. Perm ist ein krautgrüner Thon, der an 34 p. C.
Cr
enthalten kann. Zwischen den Fingern gerieben wird er wie Bol
glänzend, und dient als Farbe. Werner verstand unter Chromocker fälschlich
das verwitterte Nadelerz.

Bleiocher, der Oxydationszustand des Bleis, findet sich häufig auf
Gängen, wo Bleiglanz in salinische Erze verwandelt worden ist. Am
häufigsten der gelbe Bleiocher Pb, ein blaßgelbes Mehl, was die
Drusen von Weißbleierz zu Freiberg, Hausbaden etc. bepudert. Wenn
man es mit Gummi in der Hand anmacht, damit es auf der Kohle fest-
liege, so bekommt man sogleich kleine Bleireguli und einen gelben Blei-
beschlag. Die künstliche Bleiglätte krystallisirt in rhombischen Tafeln
des 2gliedrigen Systems (Pogg. Ann. 49. 403). Krystalle der Art sollen
sich auch in Mexicanischen Vulkanen erzeugen. Seltener ist die Mennige
Pb2 Pb von hoch morgenrother Farbe. Sie kommt auf alten Halden einer
verlassenen Bleigrube zu Bleialf bei Trier vor, kann hier aber Kunst-
produkt sein. Schlangenberg, Insel Anglesea, Badenweiler in Baden etc.
werden angegeben. Gewöhnlich als Ocher. Bleisuperoxyd Pb (Platt-
nerit) kommt in kleinen sechsseitigen Tafeln des sechsgliedrigen Systems
von 9,4 Gew. und Diamantglanz zu Leadhills in Schottland vor.

WismuthocherBi mit 89,8 Bi findet sich als gelbgrüner Beschlag
auf gediegenem Wismuth, besonders schön zu Johann-Georgenstadt. Manch-
mal wird die Masse kohlensauer, wie die grüngelben Nadeln im Thon-
eisenstein von Ullersreuth (Fürstenthum Reuß), die Afterkrystalle von
Schwefelwismuth sein sollen pag. 360.

TellurocherTe soll in kleinen gelblichweißen Halbkugeln zu Facebay
mit Tellur vorkommen.

MolybdänocherMo als schwefelgelbes Pulver mit Schwefel-Mo-
lybdän, Linnas in Smaland etc.

Wolframocher pag. 548, Uranocker pag. 553, Ziegelerz pag. 555 etc.
haben wir schon oben erwähnt.




Quenstedt, Mineralogie. 36

IV. Cl. Oxydiſche Erze: Ocher.
des dortigen Speiskobaltes, und daher ſtark arſenikhaltig bei wenig Man-
gan. Folglich ein ganz anderes Produkt. Werner unterſchied auch einen
braunen und gelben Erdkobalt, was nur unreine Gemenge ſind, na-
mentlich mit waſſerhaltigem Arſenikſaurem Eiſenoxyd. Den rothen Erd-
kobalt
haben wir pag. 399 genannt.

Chromocher von Creuzot bei Autun iſt ein durch C̶⃛r blaß apfel-
grün gefärbtes Thongeſtein, was als Bindemittel von Quarz dient, es
werden an 13 p. C. Chromoxyd darin gefunden. Der Wolchonskoit
von Oſchansk Gouv. Perm iſt ein krautgrüner Thon, der an 34 p. C.
C̶⃛r
enthalten kann. Zwiſchen den Fingern gerieben wird er wie Bol
glänzend, und dient als Farbe. Werner verſtand unter Chromocker fälſchlich
das verwitterte Nadelerz.

Bleiocher, der Oxydationszuſtand des Bleis, findet ſich häufig auf
Gängen, wo Bleiglanz in ſaliniſche Erze verwandelt worden iſt. Am
häufigſten der gelbe Bleiocher Ṗb, ein blaßgelbes Mehl, was die
Druſen von Weißbleierz zu Freiberg, Hausbaden ꝛc. bepudert. Wenn
man es mit Gummi in der Hand anmacht, damit es auf der Kohle feſt-
liege, ſo bekommt man ſogleich kleine Bleireguli und einen gelben Blei-
beſchlag. Die künſtliche Bleiglätte kryſtalliſirt in rhombiſchen Tafeln
des 2gliedrigen Syſtems (Pogg. Ann. 49. 403). Kryſtalle der Art ſollen
ſich auch in Mexicaniſchen Vulkanen erzeugen. Seltener iſt die Mennige
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produkt ſein. Schlangenberg, Inſel Angleſea, Badenweiler in Baden ꝛc.
werden angegeben. Gewöhnlich als Ocher. Bleiſuperoxyd P̈b (Platt-
nerit) kommt in kleinen ſechsſeitigen Tafeln des ſechsgliedrigen Syſtems
von 9,4 Gew. und Diamantglanz zu Leadhills in Schottland vor.

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auf gediegenem Wismuth, beſonders ſchön zu Johann-Georgenſtadt. Manch-
mal wird die Maſſe kohlenſauer, wie die grüngelben Nadeln im Thon-
eiſenſtein von Ullersreuth (Fürſtenthum Reuß), die Afterkryſtalle von
Schwefelwismuth ſein ſollen pag. 360.

TellurocherT̈e ſoll in kleinen gelblichweißen Halbkugeln zu Facebay
mit Tellur vorkommen.

MolybdänocherM⃛o als ſchwefelgelbes Pulver mit Schwefel-Mo-
lybdän, Linnås in Småland ꝛc.

Wolframocher pag. 548, Uranocker pag. 553, Ziegelerz pag. 555 ꝛc.
haben wir ſchon oben erwähnt.




Quenſtedt, Mineralogie. 36
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[561/0573] IV. Cl. Oxydiſche Erze: Ocher. des dortigen Speiskobaltes, und daher ſtark arſenikhaltig bei wenig Man- gan. Folglich ein ganz anderes Produkt. Werner unterſchied auch einen braunen und gelben Erdkobalt, was nur unreine Gemenge ſind, na- mentlich mit waſſerhaltigem Arſenikſaurem Eiſenoxyd. Den rothen Erd- kobalt haben wir pag. 399 genannt. Chromocher von Creuzot bei Autun iſt ein durch C̶⃛r blaß apfel- grün gefärbtes Thongeſtein, was als Bindemittel von Quarz dient, es werden an 13 p. C. Chromoxyd darin gefunden. Der Wolchonskoit von Oſchansk Gouv. Perm iſt ein krautgrüner Thon, der an 34 p. C. C̶⃛r enthalten kann. Zwiſchen den Fingern gerieben wird er wie Bol glänzend, und dient als Farbe. Werner verſtand unter Chromocker fälſchlich das verwitterte Nadelerz. Bleiocher, der Oxydationszuſtand des Bleis, findet ſich häufig auf Gängen, wo Bleiglanz in ſaliniſche Erze verwandelt worden iſt. Am häufigſten der gelbe Bleiocher Ṗb, ein blaßgelbes Mehl, was die Druſen von Weißbleierz zu Freiberg, Hausbaden ꝛc. bepudert. Wenn man es mit Gummi in der Hand anmacht, damit es auf der Kohle feſt- liege, ſo bekommt man ſogleich kleine Bleireguli und einen gelben Blei- beſchlag. Die künſtliche Bleiglätte kryſtalliſirt in rhombiſchen Tafeln des 2gliedrigen Syſtems (Pogg. Ann. 49. 403). Kryſtalle der Art ſollen ſich auch in Mexicaniſchen Vulkanen erzeugen. Seltener iſt die Mennige Ṗb2 P̈b von hoch morgenrother Farbe. Sie kommt auf alten Halden einer verlaſſenen Bleigrube zu Bleialf bei Trier vor, kann hier aber Kunſt- produkt ſein. Schlangenberg, Inſel Angleſea, Badenweiler in Baden ꝛc. werden angegeben. Gewöhnlich als Ocher. Bleiſuperoxyd P̈b (Platt- nerit) kommt in kleinen ſechsſeitigen Tafeln des ſechsgliedrigen Syſtems von 9,4 Gew. und Diamantglanz zu Leadhills in Schottland vor. WismuthocherB̶⃛i mit 89,8 Bi findet ſich als gelbgrüner Beſchlag auf gediegenem Wismuth, beſonders ſchön zu Johann-Georgenſtadt. Manch- mal wird die Maſſe kohlenſauer, wie die grüngelben Nadeln im Thon- eiſenſtein von Ullersreuth (Fürſtenthum Reuß), die Afterkryſtalle von Schwefelwismuth ſein ſollen pag. 360. TellurocherT̈e ſoll in kleinen gelblichweißen Halbkugeln zu Facebay mit Tellur vorkommen. MolybdänocherM⃛o als ſchwefelgelbes Pulver mit Schwefel-Mo- lybdän, Linnås in Småland ꝛc. Wolframocher pag. 548, Uranocker pag. 553, Ziegelerz pag. 555 ꝛc. haben wir ſchon oben erwähnt. Quenſtedt, Mineralogie. 36

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/573>, abgerufen am 21.11.2024.