Von inflammare verbrennen. Eine Klasse, die schon von den ältesten Mineralogen (Avicenna) gemacht ist, doch stellte man vieles dahin, was nicht dahin gehört, wie Schwefel, Diamant. Lassen wir dieß hier weg, so bilden die Inflammabilien eine sehr natürliche Gruppe, die aber keine Mineralien im Sinne der ersten 5 Klassen enthält, nämlich keine unor- ganische Verbindungen, die sich blos nach chemischen Gesetzen bildeten: sondern organische Produkte, die ursprünglich Pflanzen (seltener Thieren) angehörten, und die sich im Schoße der Erde in scheinbar mineralische Substanz veränderten. Vor allem gehören dahin Kohle, Bitumen und Bernstein. Auch Salze mit organischen Säuren kommen hin und wieder darin vor. Sie brechen deshalb auch nicht mehr (oder doch nur sehr vereinzelt) im krystallinischen Urgebirge oder in vulkanischen Gesteinen, nicht auf Gängen, sondern auf Lagern und eingesprengt in das Flözgebirge.
Ihr chemischer Hauptgehalt ist Kohlenstoff, weil die Kohle allein unter den festern Theilen der Pflanze vorherrscht. Ueberall wo Pflanzen so begraben wurden, daß der Kohlenstoff nicht verwesen konnte, ist der Rest Kohle mit Sauerstoff und Wasserstoff untergeordnet.
1. Kohlen.
Man versteht darunter die schwarze und braune Kohle, die so viel zum Brennmaterial dient. Sie ist mehr oder weniger reiner Kohlenstoff, und knüpft nicht sowohl an den Diamant pag. 241, als vielmehr an den Graphit pag. 511 unmittelbar an, dessen organischen Ursprung man aber nicht mehr direkt nachweisen kann, während er sich auch auf chemischem Wege bei Hüttenprocessen leicht bildet.
a) Steinkohle.
Werner nannte sie Schwarzkohle. Houille. Common Coal.
Unkrystallinisch und dadurch im Gegensatz mit Graphit stehend. Mu- scheliger Bruch. Vollkommen schwarz, sammtschwarz, mit schwarzem Strich. Halbmetallischer starker Glanz bis matt. Oft bunt angelaufen. Gyps- bis Kalkspathhärte, meist sehr spröde. Gew. 1,3 bis 1,5. Durch Reiben
40*
Sechſte Claſſe. Inflammabilien.
Von inflammare verbrennen. Eine Klaſſe, die ſchon von den älteſten Mineralogen (Avicenna) gemacht iſt, doch ſtellte man vieles dahin, was nicht dahin gehört, wie Schwefel, Diamant. Laſſen wir dieß hier weg, ſo bilden die Inflammabilien eine ſehr natürliche Gruppe, die aber keine Mineralien im Sinne der erſten 5 Klaſſen enthält, nämlich keine unor- ganiſche Verbindungen, die ſich blos nach chemiſchen Geſetzen bildeten: ſondern organiſche Produkte, die urſprünglich Pflanzen (ſeltener Thieren) angehörten, und die ſich im Schoße der Erde in ſcheinbar mineraliſche Subſtanz veränderten. Vor allem gehören dahin Kohle, Bitumen und Bernſtein. Auch Salze mit organiſchen Säuren kommen hin und wieder darin vor. Sie brechen deshalb auch nicht mehr (oder doch nur ſehr vereinzelt) im kryſtalliniſchen Urgebirge oder in vulkaniſchen Geſteinen, nicht auf Gängen, ſondern auf Lagern und eingeſprengt in das Flözgebirge.
Ihr chemiſcher Hauptgehalt iſt Kohlenſtoff, weil die Kohle allein unter den feſtern Theilen der Pflanze vorherrſcht. Ueberall wo Pflanzen ſo begraben wurden, daß der Kohlenſtoff nicht verweſen konnte, iſt der Reſt Kohle mit Sauerſtoff und Waſſerſtoff untergeordnet.
1. Kohlen.
Man verſteht darunter die ſchwarze und braune Kohle, die ſo viel zum Brennmaterial dient. Sie iſt mehr oder weniger reiner Kohlenſtoff, und knüpft nicht ſowohl an den Diamant pag. 241, als vielmehr an den Graphit pag. 511 unmittelbar an, deſſen organiſchen Urſprung man aber nicht mehr direkt nachweiſen kann, während er ſich auch auf chemiſchem Wege bei Hüttenproceſſen leicht bildet.
a) Steinkohle.
Werner nannte ſie Schwarzkohle. Houille. Common Coal.
Unkryſtalliniſch und dadurch im Gegenſatz mit Graphit ſtehend. Mu- ſcheliger Bruch. Vollkommen ſchwarz, ſammtſchwarz, mit ſchwarzem Strich. Halbmetalliſcher ſtarker Glanz bis matt. Oft bunt angelaufen. Gyps- bis Kalkſpathhärte, meiſt ſehr ſpröde. Gew. 1,3 bis 1,5. Durch Reiben
40*
<TEI><text><body><pbfacs="#f0639"n="[627]"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Sechſte Claſſe.<lb/>
Inflammabilien.</hi></hi></head><lb/><p>Von <hirendition="#aq">inflammare</hi> verbrennen. Eine Klaſſe, die ſchon von den älteſten<lb/>
Mineralogen (Avicenna) gemacht iſt, doch ſtellte man vieles dahin, was<lb/>
nicht dahin gehört, wie Schwefel, Diamant. Laſſen wir dieß hier weg,<lb/>ſo bilden die Inflammabilien eine ſehr natürliche Gruppe, die aber keine<lb/>
Mineralien im Sinne der erſten 5 Klaſſen enthält, nämlich keine <hirendition="#g">unor-<lb/>
ganiſche</hi> Verbindungen, die ſich <hirendition="#g">blos</hi> nach chemiſchen Geſetzen bildeten:<lb/>ſondern <hirendition="#g">organiſche</hi> Produkte, die urſprünglich Pflanzen (ſeltener Thieren)<lb/>
angehörten, und die ſich im Schoße der Erde in ſcheinbar mineraliſche<lb/>
Subſtanz veränderten. Vor allem gehören dahin<lb/><hirendition="#c"><hirendition="#g">Kohle, Bitumen</hi> und <hirendition="#g">Bernſtein</hi>.</hi><lb/>
Auch Salze mit organiſchen Säuren kommen hin und wieder darin vor.<lb/>
Sie brechen deshalb auch nicht mehr (oder doch nur ſehr vereinzelt) im<lb/>
kryſtalliniſchen Urgebirge oder in vulkaniſchen Geſteinen, nicht auf Gängen,<lb/>ſondern auf Lagern und eingeſprengt in das Flözgebirge.</p><lb/><p>Ihr chemiſcher Hauptgehalt iſt Kohlenſtoff, weil die Kohle allein<lb/>
unter den feſtern Theilen der Pflanze vorherrſcht. Ueberall wo Pflanzen<lb/>ſo begraben wurden, daß der Kohlenſtoff nicht verweſen konnte, iſt der<lb/>
Reſt Kohle mit Sauerſtoff und Waſſerſtoff untergeordnet.</p><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">1. Kohlen.</hi></head><lb/><p>Man verſteht darunter die ſchwarze und braune Kohle, die ſo viel<lb/>
zum Brennmaterial dient. Sie iſt mehr oder weniger reiner Kohlenſtoff,<lb/>
und knüpft nicht ſowohl an den Diamant <hirendition="#aq">pag.</hi> 241, als vielmehr<lb/>
an den Graphit <hirendition="#aq">pag.</hi> 511 unmittelbar an, deſſen organiſchen Urſprung<lb/>
man aber nicht mehr direkt nachweiſen kann, während er ſich auch auf<lb/>
chemiſchem Wege bei Hüttenproceſſen leicht bildet.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">a</hi>) Steinkohle.</hi></head><lb/><p>Werner nannte ſie <hirendition="#g">Schwarzkohle</hi>. <hirendition="#aq">Houille. Common Coal.</hi></p><lb/><p>Unkryſtalliniſch und dadurch im Gegenſatz mit Graphit ſtehend. Mu-<lb/>ſcheliger Bruch. Vollkommen ſchwarz, ſammtſchwarz, mit ſchwarzem Strich.<lb/>
Halbmetalliſcher ſtarker Glanz bis matt. Oft bunt angelaufen. Gyps-<lb/>
bis Kalkſpathhärte, meiſt ſehr ſpröde. Gew. 1,3 bis 1,5. Durch Reiben<lb/><fwplace="bottom"type="sig">40*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[627]/0639]
Sechſte Claſſe.
Inflammabilien.
Von inflammare verbrennen. Eine Klaſſe, die ſchon von den älteſten
Mineralogen (Avicenna) gemacht iſt, doch ſtellte man vieles dahin, was
nicht dahin gehört, wie Schwefel, Diamant. Laſſen wir dieß hier weg,
ſo bilden die Inflammabilien eine ſehr natürliche Gruppe, die aber keine
Mineralien im Sinne der erſten 5 Klaſſen enthält, nämlich keine unor-
ganiſche Verbindungen, die ſich blos nach chemiſchen Geſetzen bildeten:
ſondern organiſche Produkte, die urſprünglich Pflanzen (ſeltener Thieren)
angehörten, und die ſich im Schoße der Erde in ſcheinbar mineraliſche
Subſtanz veränderten. Vor allem gehören dahin
Kohle, Bitumen und Bernſtein.
Auch Salze mit organiſchen Säuren kommen hin und wieder darin vor.
Sie brechen deshalb auch nicht mehr (oder doch nur ſehr vereinzelt) im
kryſtalliniſchen Urgebirge oder in vulkaniſchen Geſteinen, nicht auf Gängen,
ſondern auf Lagern und eingeſprengt in das Flözgebirge.
Ihr chemiſcher Hauptgehalt iſt Kohlenſtoff, weil die Kohle allein
unter den feſtern Theilen der Pflanze vorherrſcht. Ueberall wo Pflanzen
ſo begraben wurden, daß der Kohlenſtoff nicht verweſen konnte, iſt der
Reſt Kohle mit Sauerſtoff und Waſſerſtoff untergeordnet.
1. Kohlen.
Man verſteht darunter die ſchwarze und braune Kohle, die ſo viel
zum Brennmaterial dient. Sie iſt mehr oder weniger reiner Kohlenſtoff,
und knüpft nicht ſowohl an den Diamant pag. 241, als vielmehr
an den Graphit pag. 511 unmittelbar an, deſſen organiſchen Urſprung
man aber nicht mehr direkt nachweiſen kann, während er ſich auch auf
chemiſchem Wege bei Hüttenproceſſen leicht bildet.
a) Steinkohle.
Werner nannte ſie Schwarzkohle. Houille. Common Coal.
Unkryſtalliniſch und dadurch im Gegenſatz mit Graphit ſtehend. Mu-
ſcheliger Bruch. Vollkommen ſchwarz, ſammtſchwarz, mit ſchwarzem Strich.
Halbmetalliſcher ſtarker Glanz bis matt. Oft bunt angelaufen. Gyps-
bis Kalkſpathhärte, meiſt ſehr ſpröde. Gew. 1,3 bis 1,5. Durch Reiben
40*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. [627]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/639>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.