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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung.
hard's Jahrb. 1853. 1), die geringste Mächtigkeit des Kohlenflötzes beträgt
6', allein die Kohle hat so viel Schwefelkies, daß sie erst gewaschen wer-
den muß, bevor man sie zu metallurgischen Prozessen verkoksen kann.
Der kleinen Becken im Thüringer Wald (Manebach), am Harze (Wettin,
Löbejin, Opperode, Meisdorf, Ihlefeld) nicht zu gedenken. Solche ver-
einzelte Erscheinungen des ächten Kohlengebirges führen zu der Vermu-
thung, daß im kohlenarmen südwestl. Deutschland das reichere Becken unter
dem Buntensandsteine verborgen liege.

Das Königreich Sachsen hat zwar nur drei kleine, aber sehr
ausgezeichnete Ablagerungen am nördlichen Rande des Erzgebirges: 1) bei
Zwickau an der Mulde mit 8--9 Flötzen im Durchschnitt je 6--8' stark,
das sogenannte tiefe Planitzer Flötz ist 20--24', das Rußkohlenflötz sogar
30' mächtig. Der Erdbrand auf dem linken Muldeufer südlich von Planitz
bei Zwickau, "wo der Erdboden so warm ist, daß ein Treibhaus für exo-
tische Pflanzen darauf angelegt werden konnte", steht bereits seit Agricola
(de ortu et causis Sublerraneorum lib. II. pag. 505) in hohem Ruf:
mons carbonum, qui abest a Zuicca oppido ad duo millia passuum, ardet.
Cum enim suo tempore vireat, tamen semper continet in se ignem com-
burentem saepe numero substructiones eorum qui id genus bitumen ef-
fodiunt: interdum betullas, quibus mons est vestitus, me autem puero per
aliquot dies magno arsit incendio.
2) Im Chemnitzer Revier unter-
scheidet Naumann eine ältere Kohle bei Ebersdorf und Haynichen, und
eine jüngere bei Flöha, Niederwiesa, Gickelsberg. 3) Das Döhlener Bassin
im Plauischen Grunde bei Dresden, zwar nur mit 4 Flötzen, das bedeu-
tendste aber in einer Mächtigkeit von 12'--20'.

Oestreich gewann 1842 12 Mill. Centner Stein- und Braun-
kohlen, worüber eine höchst lehrreiche Uebersicht in den "Tafeln zur Sta-
tistik der östreichischen Monarchie für das Jahr 1842" zusammengestellt
ist. Das Hauptsteinkohlenfeld, durch Graf Caspar von Sternberg so be-
kannt geworden, liegt in Böhmen im Gebiet der Beraun zwischen Prag
und Mies. Ein anderes Feld bei Brünn in Mähren. Im Banat zu
Porkar etc. kommt eine Kohle vor, welche man in Stücken von 3--4 Ctr.
gewinnen kann, sie ist nicht backend, und soll an Heizkraft selbst die beste
englische Steinkohle übertreffen, und sich ganz besonders zur Feuerung
von Dampfschiffen eignen, was der Entwickelung der Dampfschifffahrt
auf der Donau sehr zu Statten kommt.

Rußland hat in seinem großen europäischen Centralbecken nicht
blos ausgezeichneten Bergkalk, sondern darin auch die beste Kohle: am
Donetz sind schon 225 Flötze über einander nachgewiesen, die im Durch-
schnitt eine Mächtigkeit je von 2' haben. Es erinnert dieser Reichthum an
den Oberschlesischen. Er setzt auch auf die Nordküste von Kleinasien über,
wo die Türken an den Küsten des schwarzen Meeres bei Tyrla-Asy Kohlen-
flötze von 120 Zoll Mächtigkeit ausbeuten (Zeitschrift deutsch. Geol. Ge-
sellsch. IV. 96).

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika finden sich
hauptsächlich 4 gewaltige Kohlenfelder, die auf Uebergangsgebirge und
Bergkalk lagern. Das größte unter allen, das

Appalachische Kohlenfeld in Pensylvanien, Ohio und Virginien
schließt sich mit seinem südöstlichen Flügel unmittelbar an das Alleghany-

VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung.
hard’s Jahrb. 1853. 1), die geringſte Mächtigkeit des Kohlenflötzes beträgt
6′, allein die Kohle hat ſo viel Schwefelkies, daß ſie erſt gewaſchen wer-
den muß, bevor man ſie zu metallurgiſchen Prozeſſen verkokſen kann.
Der kleinen Becken im Thüringer Wald (Manebach), am Harze (Wettin,
Löbejin, Opperode, Meisdorf, Ihlefeld) nicht zu gedenken. Solche ver-
einzelte Erſcheinungen des ächten Kohlengebirges führen zu der Vermu-
thung, daß im kohlenarmen ſüdweſtl. Deutſchland das reichere Becken unter
dem Buntenſandſteine verborgen liege.

Das Königreich Sachſen hat zwar nur drei kleine, aber ſehr
ausgezeichnete Ablagerungen am nördlichen Rande des Erzgebirges: 1) bei
Zwickau an der Mulde mit 8—9 Flötzen im Durchſchnitt je 6—8′ ſtark,
das ſogenannte tiefe Planitzer Flötz iſt 20—24′, das Rußkohlenflötz ſogar
30′ mächtig. Der Erdbrand auf dem linken Muldeufer ſüdlich von Planitz
bei Zwickau, „wo der Erdboden ſo warm iſt, daß ein Treibhaus für exo-
tiſche Pflanzen darauf angelegt werden konnte“, ſteht bereits ſeit Agricola
(de ortu et causis Sublerraneorum lib. II. pag. 505) in hohem Ruf:
mons carbonum, qui abest a Zuicca oppido ad duo millia passuum, ardet.
Cum enim suo tempore vireat, tamen semper continet in se ignem com-
burentem saepe numero substructiones eorum qui id genus bitumen ef-
fodiunt: interdum betullas, quibus mons est vestitus, me autem puero per
aliquot dies magno arsit incendio.
2) Im Chemnitzer Revier unter-
ſcheidet Naumann eine ältere Kohle bei Ebersdorf und Haynichen, und
eine jüngere bei Flöha, Niederwieſa, Gickelsberg. 3) Das Döhlener Baſſin
im Plauiſchen Grunde bei Dresden, zwar nur mit 4 Flötzen, das bedeu-
tendſte aber in einer Mächtigkeit von 12′—20′.

Oeſtreich gewann 1842 12 Mill. Centner Stein- und Braun-
kohlen, worüber eine höchſt lehrreiche Ueberſicht in den „Tafeln zur Sta-
tiſtik der öſtreichiſchen Monarchie für das Jahr 1842“ zuſammengeſtellt
iſt. Das Hauptſteinkohlenfeld, durch Graf Caſpar von Sternberg ſo be-
kannt geworden, liegt in Böhmen im Gebiet der Beraun zwiſchen Prag
und Mies. Ein anderes Feld bei Brünn in Mähren. Im Banat zu
Porkar ꝛc. kommt eine Kohle vor, welche man in Stücken von 3—4 Ctr.
gewinnen kann, ſie iſt nicht backend, und ſoll an Heizkraft ſelbſt die beſte
engliſche Steinkohle übertreffen, und ſich ganz beſonders zur Feuerung
von Dampfſchiffen eignen, was der Entwickelung der Dampfſchifffahrt
auf der Donau ſehr zu Statten kommt.

Rußland hat in ſeinem großen europäiſchen Centralbecken nicht
blos ausgezeichneten Bergkalk, ſondern darin auch die beſte Kohle: am
Donetz ſind ſchon 225 Flötze über einander nachgewieſen, die im Durch-
ſchnitt eine Mächtigkeit je von 2′ haben. Es erinnert dieſer Reichthum an
den Oberſchleſiſchen. Er ſetzt auch auf die Nordküſte von Kleinaſien über,
wo die Türken an den Küſten des ſchwarzen Meeres bei Tyrla-Aſy Kohlen-
flötze von 120 Zoll Mächtigkeit ausbeuten (Zeitſchrift deutſch. Geol. Ge-
ſellſch. IV. 96).

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika finden ſich
hauptſächlich 4 gewaltige Kohlenfelder, die auf Uebergangsgebirge und
Bergkalk lagern. Das größte unter allen, das

Appalachiſche Kohlenfeld in Penſylvanien, Ohio und Virginien
ſchließt ſich mit ſeinem ſüdöſtlichen Flügel unmittelbar an das Alleghany-

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[637/0649] VI. Cl. Inflammabilien: Steinkohlenverbreitung. hard’s Jahrb. 1853. 1), die geringſte Mächtigkeit des Kohlenflötzes beträgt 6′, allein die Kohle hat ſo viel Schwefelkies, daß ſie erſt gewaſchen wer- den muß, bevor man ſie zu metallurgiſchen Prozeſſen verkokſen kann. Der kleinen Becken im Thüringer Wald (Manebach), am Harze (Wettin, Löbejin, Opperode, Meisdorf, Ihlefeld) nicht zu gedenken. Solche ver- einzelte Erſcheinungen des ächten Kohlengebirges führen zu der Vermu- thung, daß im kohlenarmen ſüdweſtl. Deutſchland das reichere Becken unter dem Buntenſandſteine verborgen liege. Das Königreich Sachſen hat zwar nur drei kleine, aber ſehr ausgezeichnete Ablagerungen am nördlichen Rande des Erzgebirges: 1) bei Zwickau an der Mulde mit 8—9 Flötzen im Durchſchnitt je 6—8′ ſtark, das ſogenannte tiefe Planitzer Flötz iſt 20—24′, das Rußkohlenflötz ſogar 30′ mächtig. Der Erdbrand auf dem linken Muldeufer ſüdlich von Planitz bei Zwickau, „wo der Erdboden ſo warm iſt, daß ein Treibhaus für exo- tiſche Pflanzen darauf angelegt werden konnte“, ſteht bereits ſeit Agricola (de ortu et causis Sublerraneorum lib. II. pag. 505) in hohem Ruf: mons carbonum, qui abest a Zuicca oppido ad duo millia passuum, ardet. Cum enim suo tempore vireat, tamen semper continet in se ignem com- burentem saepe numero substructiones eorum qui id genus bitumen ef- fodiunt: interdum betullas, quibus mons est vestitus, me autem puero per aliquot dies magno arsit incendio. 2) Im Chemnitzer Revier unter- ſcheidet Naumann eine ältere Kohle bei Ebersdorf und Haynichen, und eine jüngere bei Flöha, Niederwieſa, Gickelsberg. 3) Das Döhlener Baſſin im Plauiſchen Grunde bei Dresden, zwar nur mit 4 Flötzen, das bedeu- tendſte aber in einer Mächtigkeit von 12′—20′. Oeſtreich gewann 1842 12 Mill. Centner Stein- und Braun- kohlen, worüber eine höchſt lehrreiche Ueberſicht in den „Tafeln zur Sta- tiſtik der öſtreichiſchen Monarchie für das Jahr 1842“ zuſammengeſtellt iſt. Das Hauptſteinkohlenfeld, durch Graf Caſpar von Sternberg ſo be- kannt geworden, liegt in Böhmen im Gebiet der Beraun zwiſchen Prag und Mies. Ein anderes Feld bei Brünn in Mähren. Im Banat zu Porkar ꝛc. kommt eine Kohle vor, welche man in Stücken von 3—4 Ctr. gewinnen kann, ſie iſt nicht backend, und ſoll an Heizkraft ſelbſt die beſte engliſche Steinkohle übertreffen, und ſich ganz beſonders zur Feuerung von Dampfſchiffen eignen, was der Entwickelung der Dampfſchifffahrt auf der Donau ſehr zu Statten kommt. Rußland hat in ſeinem großen europäiſchen Centralbecken nicht blos ausgezeichneten Bergkalk, ſondern darin auch die beſte Kohle: am Donetz ſind ſchon 225 Flötze über einander nachgewieſen, die im Durch- ſchnitt eine Mächtigkeit je von 2′ haben. Es erinnert dieſer Reichthum an den Oberſchleſiſchen. Er ſetzt auch auf die Nordküſte von Kleinaſien über, wo die Türken an den Küſten des ſchwarzen Meeres bei Tyrla-Aſy Kohlen- flötze von 120 Zoll Mächtigkeit ausbeuten (Zeitſchrift deutſch. Geol. Ge- ſellſch. IV. 96). In den Vereinigten Staaten von Nordamerika finden ſich hauptſächlich 4 gewaltige Kohlenfelder, die auf Uebergangsgebirge und Bergkalk lagern. Das größte unter allen, das Appalachiſche Kohlenfeld in Penſylvanien, Ohio und Virginien ſchließt ſich mit ſeinem ſüdöſtlichen Flügel unmittelbar an das Alleghany-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/649>, abgerufen am 21.11.2024.