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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Töpferthon.
wurde. Der stets vorhandene kleine Kaligehalt deutet den Ursprung aus
Feldspath an.

Töpferthon Wr., Argile glaise Hauy Traite IV. 557, Potter's Clay.
Eine sehr plastische Masse, die vorzüglich zur Töpferei dient, und da fast
keine Stadt ohne Töpfer ist, so muß natürlich das verschiedenste Material
dazu angewendet werden. Die meisten plastischen Töpferthone werden von
der Oberfläche der mannigfachsten Formationen genommen, es scheint die
Circulation des atmosphärischen Wassers zu ihrer Präparation wesentlich
beigetragen zu haben. Die feinste Abänderung nannte Werner erdigen
Töpferthon
meist von graulicher und weißlicher Farbe. Zwischen den
Zähnen knirscht er meist etwas von beigemengtem Sande. Gew. 2. Der
Töpferthon von Bunzlau in Schlesien hatte nach Klaproth 61 Si, 27 Al,
1 Fe, 11 H. Der Thon von Gr. Allmerode, woraus die berühmten
Hessischen Tiegel gemacht werden, ein ausgezeichneter graulichweißer Braun-
kohlenthon, hat nach Salvetat 47,5 Si, 34,4 Al, 1,2 Fe, 0,5 Kalk,
1 Magnesia, 14,5 H. Die Analysen verschiedener Töpferthone schwanken
zwischen 46--66 p. C. Kieselerde und 18--38 Thonerde. Durch Salze
verunreinigte Thone fangen im Feuer an zu schmelzen, aber auch die
unschmelzbaren verlieren ihre Plasticität. Sie liefern das Material zur
gröbern und feinern Töpferwaare. Oben an steht das

Steingut, dessen harte Masse porzellanartig zusammenbäckt, daher
klingt. Vor der Erfindung des Porzellans diente es zu Luxusgegenständen,
und der Stil ist ein interessanter Beweis deutschen Kunstsinnes. Feines
Steingut wird in unzähligen Varietäten hauptsächlich noch in England
gemacht. Die Potteries in Staffordshire und Newcastle an der Tyne be-
ziehen einen Theil ihres Thones dazu von Teingnmouth in Devonshire.
Gewöhnlich färbt man die ganze Masse: grün mit Chrom, blau mit
Kobalt etc. Die Französischen Fabricate von Saargmünd werden geschliffen
und polirt, ahmen Jaspis und Porphyr nach etc. Gemeines Steingut
dient zu Töpfen, Sauerwasserkrügen und andern wasserdichten Gefässen.
Es besteht aus verschiedenen plastischen Thonen, die mit einem Cäment
(gestoßenen Steinscherben, Sand) gemischt werden. Nächst dem Porzellan
bedürfen die Steingutöfen des stärksten Feuers, zur Glasur braucht man
blos Salz in den Ofen zu werfen, das Natron bildet dann mit Kiesel-
säure ein Glas. Das Steingut von Bunzlau in Schlesien, Vallendar etc.
(Coblenz gegenüber) ist berühmt. In England benutzt man Steingut wie
Glas, und verfertigt Gefäße bis zu 6 Ohm Größe. Die Scherben von
Steingut und Porzellan kleben nicht an der Zunge, die nachfolgenden
kleben: Kleben und nicht Kleben ist das hauptsächlichste Unterscheidungs-
merkmal der Praktiker.

Fayence (Majolica) schmilzt und sintert nicht mehr zusammen, son-
dern ist blos stark gedörrt, und wird dann mit einer bleihaltigen Glasur
überzogen, die von ganz anderer Beschaffenheit als die Masse ist. Was
das Porzellan für die Malerei, das ist heute die Fayence für den Farben-
druck. Früher wurde sie auch bemalt, die Malereien von Raphael, Titian,
Michel Angelo verschafften ihr großen Ruf. Die feine Fayence hat
eine durchsichtige Glasur, die gemeine dagegen eine undurchsichtige und
gefärbte. In Württemberg wird zu Schramberg im Schwarzwalde der

Töpferthon.
wurde. Der ſtets vorhandene kleine Kaligehalt deutet den Urſprung aus
Feldſpath an.

Töpferthon Wr., Argile glaise Hauy Traité IV. 557, Potter’s Clay.
Eine ſehr plaſtiſche Maſſe, die vorzüglich zur Töpferei dient, und da faſt
keine Stadt ohne Töpfer iſt, ſo muß natürlich das verſchiedenſte Material
dazu angewendet werden. Die meiſten plaſtiſchen Töpferthone werden von
der Oberfläche der mannigfachſten Formationen genommen, es ſcheint die
Circulation des atmoſphäriſchen Waſſers zu ihrer Präparation weſentlich
beigetragen zu haben. Die feinſte Abänderung nannte Werner erdigen
Töpferthon
meiſt von graulicher und weißlicher Farbe. Zwiſchen den
Zähnen knirſcht er meiſt etwas von beigemengtem Sande. Gew. 2. Der
Töpferthon von Bunzlau in Schleſien hatte nach Klaproth 61 S⃛i, 27 A̶⃛l,
1 F̶⃛e, 11 Ḣ̶. Der Thon von Gr. Allmerode, woraus die berühmten
Heſſiſchen Tiegel gemacht werden, ein ausgezeichneter graulichweißer Braun-
kohlenthon, hat nach Salvetat 47,5 S⃛i, 34,4 Ȧ̶l, 1,2 F̶⃛e, 0,5 Kalk,
1 Magneſia, 14,5 Ḣ̶. Die Analyſen verſchiedener Töpferthone ſchwanken
zwiſchen 46—66 p. C. Kieſelerde und 18—38 Thonerde. Durch Salze
verunreinigte Thone fangen im Feuer an zu ſchmelzen, aber auch die
unſchmelzbaren verlieren ihre Plaſticität. Sie liefern das Material zur
gröbern und feinern Töpferwaare. Oben an ſteht das

Steingut, deſſen harte Maſſe porzellanartig zuſammenbäckt, daher
klingt. Vor der Erfindung des Porzellans diente es zu Luxusgegenſtänden,
und der Stil iſt ein intereſſanter Beweis deutſchen Kunſtſinnes. Feines
Steingut wird in unzähligen Varietäten hauptſächlich noch in England
gemacht. Die Potteries in Staffordſhire und Newcaſtle an der Tyne be-
ziehen einen Theil ihres Thones dazu von Teingnmouth in Devonſhire.
Gewöhnlich färbt man die ganze Maſſe: grün mit Chrom, blau mit
Kobalt ꝛc. Die Franzöſiſchen Fabricate von Saargmünd werden geſchliffen
und polirt, ahmen Jaſpis und Porphyr nach ꝛc. Gemeines Steingut
dient zu Töpfen, Sauerwaſſerkrügen und andern waſſerdichten Gefäſſen.
Es beſteht aus verſchiedenen plaſtiſchen Thonen, die mit einem Cäment
(geſtoßenen Steinſcherben, Sand) gemiſcht werden. Nächſt dem Porzellan
bedürfen die Steingutöfen des ſtärkſten Feuers, zur Glaſur braucht man
blos Salz in den Ofen zu werfen, das Natron bildet dann mit Kieſel-
ſäure ein Glas. Das Steingut von Bunzlau in Schleſien, Vallendar ꝛc.
(Coblenz gegenüber) iſt berühmt. In England benutzt man Steingut wie
Glas, und verfertigt Gefäße bis zu 6 Ohm Größe. Die Scherben von
Steingut und Porzellan kleben nicht an der Zunge, die nachfolgenden
kleben: Kleben und nicht Kleben iſt das hauptſächlichſte Unterſcheidungs-
merkmal der Praktiker.

Fayence (Majolica) ſchmilzt und ſintert nicht mehr zuſammen, ſon-
dern iſt blos ſtark gedörrt, und wird dann mit einer bleihaltigen Glaſur
überzogen, die von ganz anderer Beſchaffenheit als die Maſſe iſt. Was
das Porzellan für die Malerei, das iſt heute die Fayence für den Farben-
druck. Früher wurde ſie auch bemalt, die Malereien von Raphael, Titian,
Michel Angelo verſchafften ihr großen Ruf. Die feine Fayence hat
eine durchſichtige Glaſur, die gemeine dagegen eine undurchſichtige und
gefärbte. In Württemberg wird zu Schramberg im Schwarzwalde der

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[699/0711] Töpferthon. wurde. Der ſtets vorhandene kleine Kaligehalt deutet den Urſprung aus Feldſpath an. Töpferthon Wr., Argile glaise Hauy Traité IV. 557, Potter’s Clay. Eine ſehr plaſtiſche Maſſe, die vorzüglich zur Töpferei dient, und da faſt keine Stadt ohne Töpfer iſt, ſo muß natürlich das verſchiedenſte Material dazu angewendet werden. Die meiſten plaſtiſchen Töpferthone werden von der Oberfläche der mannigfachſten Formationen genommen, es ſcheint die Circulation des atmoſphäriſchen Waſſers zu ihrer Präparation weſentlich beigetragen zu haben. Die feinſte Abänderung nannte Werner erdigen Töpferthon meiſt von graulicher und weißlicher Farbe. Zwiſchen den Zähnen knirſcht er meiſt etwas von beigemengtem Sande. Gew. 2. Der Töpferthon von Bunzlau in Schleſien hatte nach Klaproth 61 S⃛i, 27 A̶⃛l, 1 F̶⃛e, 11 Ḣ̶. Der Thon von Gr. Allmerode, woraus die berühmten Heſſiſchen Tiegel gemacht werden, ein ausgezeichneter graulichweißer Braun- kohlenthon, hat nach Salvetat 47,5 S⃛i, 34,4 Ȧ̶l, 1,2 F̶⃛e, 0,5 Kalk, 1 Magneſia, 14,5 Ḣ̶. Die Analyſen verſchiedener Töpferthone ſchwanken zwiſchen 46—66 p. C. Kieſelerde und 18—38 Thonerde. Durch Salze verunreinigte Thone fangen im Feuer an zu ſchmelzen, aber auch die unſchmelzbaren verlieren ihre Plaſticität. Sie liefern das Material zur gröbern und feinern Töpferwaare. Oben an ſteht das Steingut, deſſen harte Maſſe porzellanartig zuſammenbäckt, daher klingt. Vor der Erfindung des Porzellans diente es zu Luxusgegenſtänden, und der Stil iſt ein intereſſanter Beweis deutſchen Kunſtſinnes. Feines Steingut wird in unzähligen Varietäten hauptſächlich noch in England gemacht. Die Potteries in Staffordſhire und Newcaſtle an der Tyne be- ziehen einen Theil ihres Thones dazu von Teingnmouth in Devonſhire. Gewöhnlich färbt man die ganze Maſſe: grün mit Chrom, blau mit Kobalt ꝛc. Die Franzöſiſchen Fabricate von Saargmünd werden geſchliffen und polirt, ahmen Jaſpis und Porphyr nach ꝛc. Gemeines Steingut dient zu Töpfen, Sauerwaſſerkrügen und andern waſſerdichten Gefäſſen. Es beſteht aus verſchiedenen plaſtiſchen Thonen, die mit einem Cäment (geſtoßenen Steinſcherben, Sand) gemiſcht werden. Nächſt dem Porzellan bedürfen die Steingutöfen des ſtärkſten Feuers, zur Glaſur braucht man blos Salz in den Ofen zu werfen, das Natron bildet dann mit Kieſel- ſäure ein Glas. Das Steingut von Bunzlau in Schleſien, Vallendar ꝛc. (Coblenz gegenüber) iſt berühmt. In England benutzt man Steingut wie Glas, und verfertigt Gefäße bis zu 6 Ohm Größe. Die Scherben von Steingut und Porzellan kleben nicht an der Zunge, die nachfolgenden kleben: Kleben und nicht Kleben iſt das hauptſächlichſte Unterſcheidungs- merkmal der Praktiker. Fayence (Majolica) ſchmilzt und ſintert nicht mehr zuſammen, ſon- dern iſt blos ſtark gedörrt, und wird dann mit einer bleihaltigen Glaſur überzogen, die von ganz anderer Beſchaffenheit als die Maſſe iſt. Was das Porzellan für die Malerei, das iſt heute die Fayence für den Farben- druck. Früher wurde ſie auch bemalt, die Malereien von Raphael, Titian, Michel Angelo verſchafften ihr großen Ruf. Die feine Fayence hat eine durchſichtige Glaſur, die gemeine dagegen eine undurchſichtige und gefärbte. In Württemberg wird zu Schramberg im Schwarzwalde der

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/711>, abgerufen am 21.11.2024.